Bombardier 800

Bombardier Outlander 800 Premiere im ÖAMTC Offroad Zentrum in Stotzing: 800 Kubik V2 mit 62 PS und 73 Nm und ein 4WD-Wunder.

Bombardier Outlander 800 Weltpremiere - in Stotzing

Offiziell wird der neue Outlander 800 erst auf der "Bike" in Wien vorgestellt. Inoffiziell konnte man ihn aber am Samstag, den 3. Dezember schon mal testen. Nein, nicht in Kanada und auch nicht in den schottischen Highlands. In Stotzing, gleich hinter dem Leithagebirge, am ÖAMTC Offroad Gelände. 

1000PS ist bekannt dafür, nur die fähigsten Mitarbeiter und Experten für den jeweiligen Fahrzeugtyp zu Präsentationen zu schicken. Das ist im Normalfall immer NastyNils. Aber bei der Präsentation  des stärksten ATVs erschien es dem Chef offensichtlich logisch, mich hinzuschicken. Ganz klar. Ich war bisher weder im Gelände noch mit einem ATV unterwegs, auch mir kam die Entscheidung durchaus vernünftig vor. Ich sah eine Schlagzeile: kot unter Quad begraben. Was für ein Untergang. Um Spott und Hohn nicht alleine einsammeln zu müssen, nahm ich mir LC4-Fanatiker und Stotzinger-Berg Experten Josinger mit.

Von 10 bis 12 Uhr standen Quads und Strecke ausschließlich uns zur Verfügung. Und was für ein Glück - auch Fahrtechnikinstruktor Arno Herold vom ÖAMTC. Jetzt machte mir nur noch eine Sache Sorgen. Die völlig verschneite, vereiste Strecke. 

Ronald Hrnecek mit Furcht vor uns, 
Josinger mit Furcht vor dem Quad.

Während uns Herr Hrnecek von Hochfilzer die technischen Vorzüge des neuen Outlander 800 wie den brachialen 62 PS V-2 mit Doppeleinspritzdüsen, die TTI-Radaufhängung oder den leichtgewichtigen SST-Rahmen näher brachte, tasteten unsere Augen Hilfe suchend und hektisch die Armaturen ab. Oje, Daumengas. Oje, Bremse links. Oje, wie funktioniert denn der Schalthebel? Dies blieb nicht ganz unbemerkt und so unterbrach er seinen Vortrag und erklärte uns Wesentliches, um seine Quads vor Verschrottung zu bewahren. Also, wie bewegt man diese Geräte?

"Gas gegeben wird mit dem rechten Daumen. Links am Lenker befindet sich eine Integralbremse (verteilt die Bremskraft auf Vorder- und Hinterachse), am rechten Trittbrett die Bremse für die Hinterachse. Im Normalfall wird aber mit der Hand gebremst. Der Allradantrieb ist zuschaltbar. Im Gelände ist er Pflicht, in der Ebene macht's mit Heckantrieb mehr Spaß. Fliegende Wechsel zwischen den Antriebsarten sind aber nicht erwünscht. Der Schalter am rechten Lenkergriff sollte immer nur im Stand umgelegt werden. Beim Schalthebel sind folgende Positionen wichtig: P für Parken, N für die Neutralstellung, R für den Retourgang und L(Low) für die Geländeübersetzung. Hier im Offroad-Park werdet ihr auch nur diese benötigen."

Bin I da Herold? - Ja. Arno Herold vom ÖAMTC war der Grund wieso wir 1. in kürzester Zeit gelernt haben, ein Quad gar-nicht-mal-so-schlecht zu bewegen und 2. den Tag überlebten. Er setzte seinen Körper  in "kippeligen" Situationen schon mal als Gegengewicht ein. -Danke, Arno. Wir wollten den Hang nicht rückwärts wieder runter.

 

Fahrschule

Nach der Theorie folgte die Praxis. Also nahm ich am Outlander Max 800, das Modell mit dem langen Radstand und Sozius, Platz, der Josi auf dem normalen 800er und Fahrlehrer Herold auf einem Quest 650. Schlüssel drehen, Startknopf drücken - Motor springt sofort an und läuft ruhig dahin. Schalthebel bis zur 'L' Position geschoben und schon fuhren wir im Gänsemarsch los, immer genügend Abstand haltend, damit es nicht zur Katastrophe kommt, falls einer am Hang absteigt und wieder runter kommt. Durch das Wegfallen der Schaltvorgänge kann man sich voll auf die neue Bewegungsart konzentrieren. Nur mit dem Gasgeben mittels rechtem Daumen habe ich anfangs Probleme. 62 PS in einem Finger. Wirkt beängstigend, ist aber sinnvoll, weil der Lenker oft und schnell von Anschlag zu Anschlag bewegt werden muss. Außerdem hat man in einem Finger mehr Gefühl, als in der ganzen Hand. Nach kurzer Zeit wurden wir zu großen Fans des Daumengases. 

Die verschneiten Pisten machten unsere erste Ausfahrt zur Feuerprobe. Schon bei leichten Abfahrten ging uns unheimlich der Reis, neigte sich die Fuhre um 5 Grad zur Seite dachte ich über's Abspringen nach. Nach und nach steigerte unser Instruktor aber den Schwierigkeitsgrad der Auf- und Abfahrten und siehe da: Wir wuchsen mit der Aufgabe. Das lag aber sicher nicht daran, daß wir uns selbst wesentlich verbesserten. Wir wurden lediglich Zeuge der Fähigkeiten des Outlander 800. Diese können leider auch rasch zur Selbstüberschätzung führen. Am Ende des Tages dachten wir sowieso, wir sind die Kings (obwohl, wir haben schon Einiges gelernt!). Was man wirklich kann offenbart sich erst in den grenzwertigen Situationen, wo selbst die Technik des Outlanders entmachtet wird. Dann rettet man sich entweder durch Gegenmaßnahmen (so wie die Könner) oder man schreit "Herr Fahrlehrer!" in den Helm (so wie wir.). 

So ein Kurs ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Hätte ich mir das Quadfahren selbst beibringen müssen, ich hätte nicht halb soviel gelernt wie mit Instruktor. Jeden Hang fuhr er voraus, entscheidete dann, ob wir schon bereit dafür sind bzw. fragte er, ob wir bereit dazu sind, bei Fehlern gab's sofort die richtigen Tipps und bei drohenden Unfällen eine helfende Hand.

Sieht nicht nur verkrampft aus, ist es auch.

 

Hindernis? Welches Hindernis? Visco-Lok und TTI Radaufhängung

Während ich trotz Inkompetenz und Unerfahrenheit steilste Hänge rauf und runter fahre, über Stock und Stein, denke ich: Gibt es ein Hindernis, das dieser Gaul verweigert, oder werden Hindernisse schlicht weg nicht als solche akzeptiert, sondern nur als Stationen auf dem Weg von A nach B? Die 305 Millimeter Bodenfreiheit scheinen unendliche Reserven zu bieten, der Rotax-Motor setzt klarerweise in jedweder Situation beliebig viel Kraft frei, aber der wahre Wahnsinn sind der Allradantrieb und das Fahrwerk. 

Visco-Lok Allradantrieb

Diese Technologie wird auch in hochwertigen SUVs eingesetzt. Visco-Lok überwacht ständig die Vorderradgeschwindigkeit und überträgt schrittweise mehr kraft auf das Rad mit mehr Traktion, wenn es erkennt, daß sich ein Rad schneller dreht als das andere. Als Fahrer merkst du davon nicht viel, außer, daß du plötzlich am Gipfel stehst.

TTI Radaufhängung (Trailing Torsion Independent)

Da bei einer TTI-Aufhängung die Drehpunkte vor den Rädern liegen, können die Hinterräder nach oben und unten pendeln. Dadurch bleibt die Lauffläche auf dem Boden und die Traktion und Manövrierfähigkeit werden verbessert.
Wenn man mit einer herkömmlichen hinteren Einzelradaufhängung auf Hindernisse trifft, bewegen sich die Räder nach innen und außen und zwingen das Fahrzeug zu seitlichen Ausweichbewegungen. Dadurch entsteht auch ein stärkerer Reifenverschleiß. Da die TTI-Aufhängung nur nach oben und unten pendelt, fährt das Fahrzeug gerade aus und der Abrieb wird stark verringert.

Herkömmliche Aufhängungen

Bombardier TTI

Als ich dann trotz technischer Raffinessen auf den letzten Metern auf einem vereisten Hang stecken bleibe, wie ein Verrückter panisch das Gas aufdrehe, nicht mehr weiß, ob ich jetzt Bremsen, Rückwärtsgang einlegen oder einfach 'parken' soll und ich schließlich von Arno mit einem Hechtsprung gerettet werde, wird mir klar: Das einzige Hindernis bin ich selbst.

 

Driften war im Schnee kein Problem. 4WD aus, Gas an.
Man sollte sich übrigens von der kubischen Form des Outlanders nicht irritieren lassen. 
Brutal starkes Arbeitstier ja, allerdings sehr agil, wendig und leicht.

ÖAMTC Instruktor gone wild: Herr Herold zeigte dem Josinger auch die dunkle Seite der Macht. 
Resultat: 3 Minuten am Sozius fordern immensen Flüssigkeitsverlust. 

Die Hölle als Beifahrer
Da wir auch mit einer 'Max'-Version unterwegs waren, d.h. längerer Radstand und wahlweise Sozius oder Gepäckträger, hatte ich die glorreiche Idee, hinten drauf mitzufahren und super Action-Fotos aus der Fahrerposition zu schiessen. Wie man sieht, bzw. nicht sieht, war keines dieser Fotos verwertbar. Ich hatte zuviel damit zu tun, mich an den Beifahrer-Handgriffen festzuhalten um nicht runterzufallen. Nach einer 3-minütigen Fahrt stieg ich völlig verschwitzt und entkräftet wieder ab. Dennoch schaffte ich es auch den Josinger davon zu überzeugen, hinter dem gnadenlosen Trainer Platz zu nehmen und die totale Hilflosigkeit zu geniessen. Auf der Straße am Motorrad mitzufahren ist psychisch und physisch durchaus verkraftbar. Lediglich die Links-Rechts Bewegungen von Fahrzeug und Fahrer sind mitzumachen. Im Gelände auf einem ATV multipliziert sich die notwendige Aktivität des Beifahrers, um ein sturzfreies Vorankommen zu ermöglichen, um ein Vielfaches und mit ihr der Stressfaktor. Vorbeugen beim Bergauf-, nach hinten lehnen beim Bergabfahren, aufstehen, hinsetzen, festhalten, Augen aufreissen, auf Überschlag vorbereiten.... Trotz kalter Luft wurde uns sehr, sehr heiß.

DS 650 X
Auch ein DS 650 X Sportquad war am Nachmittag vor Ort, mitgebracht von KFZ-Steiner. Herr Steiner fragte mich sofort, ob ich nicht fahren will. Sicher, dachte ich. Womit ich nicht rechnete, waren die Änderungen im Betriebsschema. Gangschaltung, Bremsen rechts, Heckantrieb, kein Rückwärtsgang. Ich nehme Platz, alle schauen zu. Ich starte an, will losfahren, Motor stirbt ab, alle schauen zu. Ich versuch's nochmal, fahre los und will bei einem kleinen Hang umdrehen. Gar nicht so leicht auf Schnee und mit nur zwei angetriebenen Rädern. Also bleibe ich stecken, dreh' wie wild am Gas, komme nicht weiter, Motor stirbt wieder ab. Inzwischen ist Franz Steiner zu Hilfe geeilt, immer noch schauen alle zu. Ich weine leicht. Endlich aus der Misere befreit kann
ich dann doch noch ein paar Runden drehen. War zwar sehr geil, man sollte aber zuerst ohne Publikum im Flachen üben.

Weu' Quadfohr'n is' des leiwandste....

So skeptisch ich war, so überzeugt bin ich jetzt. Quadfahren im Gelände trägt den ganz großen Spaß- und Suchtfaktor in sich und ist wie gezeigt besonders im Winter die einzige Möglichkeit, sich motorradähnlich fortzubewegen. Was der Allradantrieb dieser Quads leistet, begreift man erst, wenn man sich wie wir völlig unbedarft auf so ein Ding setzt und eine ehemalige Motocross-Strecke abfährt. Die Angst muss schnell der Euphorie weichen und nach einem halben Tag Training will man nur noch eins: Fahren, fahren, fahren...Ich warte auf den nächsten Anruf von Bombardier.

Bild oben: Das gesamte Team war freundlich, hilfsbereit und kompetent (bis auf den Josinger).
Bild unten: Hier wurde kräftig im Dreck gewühlt.

Bombardier Outlander 800 / XT**

 

Bombardier Outlander Max* 800 / XT**

 

*Die Max Version beinhaltet:

  • Rückenlehne für den Beifahrer

  • Spezielles Fahrgestell

  • Längerer Radstand

  • Verstellbare Beifahrer-Handgriffe

  • Lendenunterstützung für den Fahrer

  • Konvertierbares Sitz-/Gepäckträgersystem mit tragbarem Gepäckhalter

 

** Die XT Version beinhaltet:

  • 1.134 kg Seilwinde

  • Verstärkter Rammschutz

  • Aggressive Carlisle Radialreifen

  • Handschutz

Technische Daten Outlander 800/XT/Max/Max XT
Hubraum 800 ccm V-Twin
Kühlung Flüssigkeit
Bohrung/Hub 91 x 62 mm
Leistung 62 PS
Drehmoment 73 Nm bei 5500 U/min.
Radstand 1295 mm (Max: 1499mm)
Sitzhöhe 877 mm
Bodenfreiheit 305 mm
Trockengewicht 290 kg (Max: 313 kg)
Tankinhalt 20 l
Anzeigen Tachometer, Drehzahlmesser, Kilometerzähler, Tageskilometer, Betriebsstundenzähler, Kraftstoffanzeige, eingelegter Gang, 4x4 Anzeige, Diagnose, automatische Abschaltung, Diebstahlschutz
Preis inkl. Mwst. und NOVA
Outlander 800  13.790 Euro
Outlander 800 XT  15.115 Euro
Outlander Max 800  15.450 Euro
Outlander Max 800 XT  16.900 Euro
 

Infos zu Bombardier ATVs: 
Ronald Hrnecek
ronald.hrnecek@hochfilzer.com
 
www.hochfilzer.com

Infos zu Offroad Trainings: 
Arno Herold
fahrsicherheit@oeamtc.at
www.oeamtc.at 

 

 

Interessante Links:

www.bombardier-atv.at

Bombardier Outlander 400 Test

 

 

Fotos: kot, Bombardier

Autor

Bericht vom 12.12.2005 | 19.760 Aufrufe

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