Benelli Tornado RS

Der beste Fahrer im 1000PS-Team sollte die Tornado RS zuerst fahren. Eine weise Entscheidung.
Nachdem Der Abgelederte im totalen Egotrip vergessen hatte, in 14 Tagen auch jemand anderen vom 1000PS Team mit der Buell fahren zu lassen und sich damit den Zorn von uns allen eingehandelt hatte, hatte er einiges wieder gut zu machen. Er schaffte es irgendwie, die Elke Ochsner (eh. Ginzinger) um eine Benelli Tornado RS anzuschnorren. Abzuholen war sie gleich bei uns um die Ecke beim Motor-Shop Baldinger, was Der Abgelederte am Mittwoch, den 9.6. um 12:00 Uhr auch tat. So um 17:00 Uhr war es dann an der Zeit, nach Hause zu düsen. Die Schlüssel wurden mir noch überreicht, der letzte Segen gegeben und dann marschierte ich mit zittrigen Beinen das Stiegenhaus runter zur Tornado. Der erste optische Eindruck schüchterte mich noch mehr ein. Der rote Lack blitzte und funkelte in der Sonne wie der eines Ferraris. Hier stand ganz klar ein Edeleisen vom Feinsten.


Der optische Überhammer. Vor allem meine Inszenierung im Grünen find ich sehr harmonisch.

Ich begann mir beruhigende Worte einzureden: "Keine Angst haben, sondern Respekt." Ich war zuvor schon mit Nils' ZX-6RR unterwegs, deshalb war der Umstieg von meiner CBF nicht ganz so herb. Die Sitzposition war sogar angenehmer als auf der Kawa. Trotzdem merkte ich nach dem Anstarten sofort, dass unter meinem Hintern einiges mehr los war, als ich gewohnt war. Der Gasgriff reagierte sensibler und war für mich besonders in langsamen, engen Kurven schwierig zu dosieren.
Ich rollte vorsichtig los. Als ich auf die Hauptstraße einbog, kam ich mir wie ein Anfänger-Torrero vor, der mit einem viel zu aggressiven, viel zu starken Stier in die Arena tritt.

Aufgrund des ungewohnten Handlings wählte ich eine andere Strecke, als die, die ich jeden Tag fahre. Eine mit weniger Kurven. Und prompt fuhr ich an der falschen Stelle auf die Autobahn auf. So fuhr ich halt ein paar extra Kilometer.

Bei dem Spruch der Benelli fiel mir das vielzitierte Sprichwort ein: "Loud pipes, save lives" Gegen das Brüllen des tre-Motors klingt das des Zerberus, des Höllenhundes persönlich, wie das gellende Keifen von Rudolf Mooshammers Daisy.


Achtung! Ghostrider im Burgenland gesichtet. Zeichnet sich durch geringes fahrerisches Können aus und ist vorwiegend auf Wiesen unterwegs.

Für Dosenlenker auf der Autobahn heißt es frei übersetzt: "Schleicht's eich!" Unvorstellbar, dass das Endrohr serienmäßig und völlig legal ist. Schätze dass kein unberührtes Serieneisen einen besseren Sound hat. Und komischerweise merken auch Fußgänger, dass hier ein Zylinder zuviel (oder zuwenig) am Werken ist.
Passanten blieben abrupt stehen und bekamen diesen Blick, als horchten sie gerade dem Gezwitscher eines wahnsinnig seltenen Vogels. Die Melodie des 3-Zylinders bohrt sich viel tiefer ins menschliche Nervenzentrum als die anderer Motoren.

Doch natürlich haut auch die Optik jeden um, egal ob Motorradfahrer oder nicht. Dieses Design ist einfach nur geil und weckt Emotionen. Typisch italienisch halt. Irgendwie scheint jeder zu begreifen, daß er sowas nicht oft zu Gesicht bekommen wird.

Auch bei der Videothek wurde die Tornado bestaunt. Besonders die hinten eingebauten Kühlluftventilatoren gaben den Leuten zu denken.


Rückspiegel wie die Hörner des Teufels.

Gar nicht leiwand ist es hingegen, wenn einem mehrere Leute beim Wegfahren zuschauen und man mit so einem Renneisen eine enge 180 Grad Kurve drehen muß und sich, wie ich, nicht leicht dabei tut.

Folgende Situation: Ich verlasse im Schritttempo den Videotheken-Parkplatz, kann das Gas wieder nicht dosieren, versuche die 180 Wende zu schaffen, beginne zu taumeln, fange mich immer wieder mit dem rechten Fuß ab, und erst als ich schon auf der Gegenspur bin steht das Motorrad wieder gerade und ich kann schnellstens von der Peinlichkeit flüchten. Und das alles unter den Augen von einigen "Experten". Großartig. Werde demnächst mit der RV 50 zurückkehren und ihnen zeigen, daß ich es doch kann.

Habe ab dem Zeitpunkt enge Kurven gemieden und war nur mehr ausschließlich auf dem Freiland unterwegs. Aufgrund der instabilen Wetterlage wollte ich keine längere Tour riskieren, Richtung Westen wüteten schon wieder die ärgsten Gewitter. Also blieb ich im Burgenland und genoss auf heimischen Straßen den brutalen Anriss der Benelli. Manchmal dachte ich mir: "Geht sich das eh aus, daß ich diese 2 Motorräder und 5 Autos vor mir vor der nächsten Kreuzung noch überhole?" Und noch bevor ich den Gedanken in meinem langsamen Gehirn ausformulieren konnte, war ich bereits Anführer der Kolonne. Und dabei habe ich nie riskiert oder wirklich das volle Beschleunigungspotential der Tornado genutzt. Während meiner Kurz-Touren die mich nach Rust, Mörbisch, Neufeld, Pottendorf etc. führten, legte ich alle 30 Minuten eine kleine Pause ein. Zum Prolieren. Das Eisen hat überall voll eingeschlagen. Was man von mir nicht sagen kann.

Der einzige Nachteil. Nach dem Besuch von 8 Eisdielen und diversen Fastfood-Restaurants ist die Sommerfigur wieder im Eimer.


Für die Windstärken der Tornados wurde die Fujita Skala entwickelt. Dabei wird ein F6 als "unfaßbarer Tornado" bezeichnet mit Windgeschwindigkeiten über 300 Meilen. Und genau der bläst aus diesem Rohr.

Fazit:

Hätte ich das Geld, würde ich mir sofort eine kaufen. Alleine der Sound wäre mir die Kohle wert. Mir kommen jetzt schon die Tränen, wenn ich daran denke, daß wir sie wieder zurückgeben müssen. Kann jetzt den Abgelederten verstehen. Möchte die Benelli auch keinem meiner Kollegen geben. Da verschrott ich sie lieber.

 

Infos zu den anderen Benelli Modellen findet ihr auf:

www.benelli.at

www.ginzinger.at

 


Leichte OZ Felgen, Brembo-Radialbremszangen,
neue Gabel

Technische Daten:

Motor 4-Takt, 3 Zylinder in Reihe, 15° nach vorn geneigt, mit Ausgleichswelle
Hubraum 898 ccm
Kühlsystem Wasserkühlung mit Kühler im Heckrahmen und zwei elektrisch betriebenen Ventilatoren
Öl Kühlsystem Ölkühler mit Thermostat
Ventiltrieb zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen mit vier Ventilen pro Zylinder
Schmiersystem Nassumpfsschmierung
Nennleistung 105 kW bei 11.500 U/min.
Nennleistung 100 Nm bei 8.500 U/min.
Kupplung mechanisch betätigte Mehrscheiben Ölbadkupplung mit Antihopping Mechanismus
Getriebe 6-Gang Kassettengetriebe
Antrieb Primärübersetzung mit gerader Verzahnung, Sekundärübersetzung über O-Ring Kette
Rahmen Verbund-Brückenrahmen aus Chrom-Molybdän Stahlrohren und Alulegierungsguss-Lenkkopf- und Schwingendrehpunktverbindung
Federung vorne Upside-down Marzocchi 50mm, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung voll einstellbar
Federung hinten Zentralfederbein Extreme Technology, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung (High- and Low Speed) voll einstellbar
Felgen OZ Leichtmetallfelgen "exclusive für Benelli"
Vorn: 3,5" X 17"
Hinten: 6,00" X 17"
Reifen Vorn: 120/70 x 17"
Hinten: 190/50 x 17"
Bremsen vorne Brembo: 2 Radial Vierkolbenbremszangen mit 4 Belag Bremsbeläge, mit zwei 320mm Bremsscheiben
Bremsen hinten Brembo Doppelkolbenzange mit 240mm Bremsscheibe
Trockengewicht 195 kg


Schwarz lackierte Schwinge, Federbein mit High- und Low Speed Einstellmöglichkeit, Kotflügel aus Kohlefaser


Gefräste Gabelbrücke, einstellbarer Lenkungsdämpfer


Die Benelli hat soviel Schub, daß manche glauben das seien richtige Turbinen.

 

Bericht&Fotos: 1000PS_chrisi

Fazit: Benelli Tornado 900 RS 2004

Allein der Sound ist das Geld wert. Beeindruckendes, unvernünftiges Bike.


  • Anspruchsvolles Design
  • angenehme Sitzposition
  • geiler Sound.
  • Ungewohntes Handling
  • sensibler Gasgriff schwer zu dosieren

Bericht vom 11.06.2004 | 25.082 Aufrufe

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