Triumph Scrambler 1200

Onroad und Offroadtest in Portugal

Triumph möchte das Thema Scrambler einmal etwas ernster angehen. Die neue Scrambler 1200 ist ernst ausgestattet. Dementsprechend nahmen wir sie auch mit in ernstes Gelände. Großartige Motorradzeit.

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Wenn man von der neuen Triumph Scrambler spricht, dann ist eigentlich von zwei verschiedenen Modellen die Rede. Die Scrambler 1200 XC ist ein einigermaßen normales Motorrad. Ein Motorrad welches den aktuellen Zeitgeist nach dem Verlangen nach großen Abenteuern ganz gut trifft. Ohne dabei die Realität aus den Augen zu verlieren. Die Version XE jedoch ist ein ziemlich ausgezucktes Teil. Eigentlich in Sachen Offroadtauglichkeit für die Kundschaft etwas überdimensioniert - doch das macht sie in den Augen vieler Betrachter durchaus begehrenswert.

21 Zoll Vorderräder an beiden Triumph Scrambler Modellen

Gemein ist beiden Modellen das ernste 21 Zoll Vorderrad. Für Neueinsteiger in das Thema Offroad: Je größer das Vorderrad umso höher der Fahrkomfort und die Stabilität bei großen Bodenunebenheiten im Gelände. 21 ist eigentlich eine klassische Enduro-Dimension und macht klar, dass die Maschine keine Mogelpackung ist.

Der ehrliche und glaubhafte Charakter der Maschine ist natürlich auch der Triumph-Historie geschuldet. In den 60ern hat Triumph den Beginn der Scrambler Szene maßgeblich mitgestaltet. Und die neue 1200er darf getrost als aktuelle Benchmark bezeichnet werden.

Leistung und Drehmoment Triumph Scrambler 1200

Der bekannte 1200er Motor mit charismatischem 270 Grad Hubzapfenversatz leistet in der Scrambler 90PS bei 7.400 Umin. Das maximale Drehmoment von 110Nm liegt bei 3.950 U/min an. In den Presseunterlagen wird immer auf die deutlich höheren Werte im Vergleich zur neuen Street Scrambler hingewiesen. Ich selbst denke, dass man die beiden Motorräder einfach nicht vergleichen kann. Die 900er sind nett anzusehen und machen viele Kunden bestimmt glücklich. Sie sind einfach zu bedienen und zwar nicht günstig aber in einem realistischen Rahmen. Die 1200er jedoch eröffnet komplett neue Möglichkeiten und spricht auch eine echt durchgeknallte Zielgruppe an. Sie bietet im Offroad mehr Performance als so manche fettleibige Reiseenduro und ermöglicht jenes Maß an Unvernunft und Rebellentum, welches Steve McQueen und Co damals einfache ausmachte.

Scrambler Elektronik

Bei beiden Modellen stehen die Fahrmodi Road, Rain, Off-Road, Sport und Rider (frei konfigurierbar) zur Verfügung. Diese beeinflussen die Gasannahme sowie die Einstellung von ABS und Traktionskontrolle angepasst an die Wünsche des Fahrers respektive die Straßenverhältnisse. Darüber hinaus besitzt die Scrambler 1200 XE den Modus Off-Road-Pro. Dahinter verbirgt sich jedoch kein mächtiges Elektronik-Wunderding welches Dich quasi vollautomatisch den Steilhang hinauf bzw. hinunter befördert. Der Modi deaktiviert ABS und Traktionskontrolle und spendiert dem Motor ein sanfteres Off-Road Mapping. Diese radikale Lösung macht die Scrambler 1200 zwar sympathisch, erfordert jedoch für die Nutzung im Gelände echte Offroad-Skills. Was sie noch sympathischer macht.

Triumph Scrambler 1200 XE - Die zusätzlichen Features und Unterschiede zur XC im Überblick

  • Off-Road-Pro Modus
  • Kurvenoptimiertes ABS und schräglagenabhängige Traktionskontrolle dank der hochwertigen Continental IMU mit Gyrosensorbox
  • Heizgriffe serienmäßig. Bei der XC sind diese als Zubehör erhältlich.
  • Offroadorientierte klappbare Schalt- und Bremspedale mit Schnelleinstelloption
  • Brembo MCS Bremshebel mit einstellbarem Hebelübersetzungsverhältnis
  • Längere Hinterradschwinge
  • Handschützer mit Aluminiumbügel
  • 50 mm längerer Federweg an der goldenen Showa Upside-Down-Gabel vorne und den Öhlins Federbeinen hinten (XE je 250 mm/XC je 200 mm)
  • Andere Fahrzeuggeometrie. Nachlauf, Gabelkopfwinkel und Radstand sind näher an einer Enduro.
  • Diverse Designelemente um die Überlegenheit vor dem Cafe auch sichtbar zu machen: Silberner Lenker mit schwarz eloxierter Halterung, goldene Vorderradgabel und weitere Upgrades in Sachen Design und Finish, z.B. das neue Triumph-Logo als Tankemblem
  • breiterer Lenker und standarmäßig montiert ist eine 10mm Lenkererhöhung

Neues Triumph Connectivity System - Endlich ein System mit den richtigen Partnern an Bord

Das neue Triumph Connectivity System wird zwar nun bei der Scrambler 1200 erstmals vorgestellt, ist jedoch auch für andere und sogar ältere Modelle erhältlich. Es kann beim Triumph Händler einfach auf bestehende TFT Instrumente aufgespielt werden. Erhältlich ist das System die Street Triple, Speed Triple und Tiger Modelle mit dem großen TFT Display.

Das System selbst baut meiner Ansicht nach auf die besten Partner auf. Bei der Navigation vertraut man auf Google Technik. Doch keine Sorge liebe Apple-Fans. Die neue Triumph App ist für iOS und Android verfügbar. Doch die Navigationslösung in der App basiert auf Google Maps. Die Navigationsbefehle werden direkt im Display der Maschine angezeigt. Die Bedienung erfolgt komfortabel und sicher mit dem Triumph Joystick. So und nicht anders muss eine leiwande Navi-Integration 2019 aussehen. Doch Triumph geht noch weiter und holt mit GoPro den nächsten Marktführer mit an Bord. Die Onboardkameras können dann ebenfalls mit dem Joystick bedient werden. So können Fotos und Videos jederzeit und sicher aufgenommen werden. Auch dann, wenn die Kamera sehr exponiert montiert ist.

Motorradbekleidung NastyNils beim Test

Triumph Scrambler 1200 2019 Technische Daten

-SCRAMBLER 1200 XCSCRAMBLER 1200 XE
MotorParalleltwin, flüssigkeitsgekühlt, 8 Ventile, SOHC, 270° HubzapfenversatzParalleltwin, flüssigkeitsgekühlt, 8 Ventile, SOHC, 270° Hubzapfenversatz
Hubraum1.200 ccm1.200 ccm
Bohrung / Hub97,6 x 80 mm97,6 x 80 mm
Verdichtung11:111:1
Leistung90 PS (66,2 kW) bei 7.400 U/min90 PS (66,2 kW) bei 7.400 U/min
Drehmoment110 Nm bei 3.950 U/min110 Nm bei 3.950 U/min
GemischElektronische sequenzielle Multipoint- KraftstoffeinspritzungElektronische sequenzielle Multipoint- Kraftstoffeinspritzung
AuspuffGebürstete 2-in-2-Edelstahlanlage mit hochgelegten gebürsteten Edelstahl- DoppelschalldämpfernGebürstete 2-in-2-Edelstahlanlage mit hochgelegten gebürsteten Edelstahl- Doppelschalldämpfern
EndantriebX-Ring-KetteX-Ring-Kette
KupplungDrehmomentunterstützte Mehrscheiben-ÖlbadkupplungDrehmomentunterstützte Mehrscheiben-Ölbadkupplung
Getriebe6-Gang6-Gang
RahmenStahl-Zentralrohrrahmen mit zwei UnterzügenStahl-Zentralrohrrahmen mit zwei Unterzügen
SchwingeAluminium-Zweiarmschwinge, 547 mm langAluminium-Zweiarmschwinge, 579 mm lang
Rad vorneAluminiumfelgen mit 36 Speichen, schlauchlos, 21 x 2,15 ZollAluminiumfelgen mit 36 Speichen, schlauchlos, 21 x 2,15 Zoll
Rad hintenAluminiumfelgen mit 32 Speichen, schlauchlos, 17 x 4,25 ZollAluminiumfelgen mit 32 Speichen, schlauchlos, 17 x 4,25 Zoll
Reifen vorne90/90-2190/90-21
Reifen hinten150/70 R17150/70 R17
Gabel vornevoll einstellbare 45 mm Showa Upside-Down-Gabel mit 200 mm Federwegvoll einstellbare 47 mm Showa Upside-Down-Gabel mit 250 mm Federweg
Federbeinvoll einstellbare Öhlins Federbeine mit zwei Federn und Ausgleichsbeh., 200 mm Federwegvoll einstellbare Öhlins Federbeine mit zwei Federn und Ausgleichsbeh.er, 250 mm Federweg
Bremse vorneZwei 320-mm-Bremsscheiben, Brembo M50-Monoblock-Bremssättel mit radialem Hauptzylinder, abschaltbares ABSZwei 320-mm-Bremsscheiben, Brembo M50-Monoblock-Bremssättel mit radialem Hauptzylinder, abschaltbares Kurven-ABS
Bremse hinten255-mm-Bremsscheibe, Brembo Doppelkolben-Schwimmsattel, abschaltbares ABS.255-mm-Bremsscheibe, Brembo Doppelkolben-Schwimmsattel
Länge2.285 mm2.325 mm
Breite (Lenker)840 mm905 mm
Höhe ohne Spiegel1.200 mm1.250 mm
Sitzhöhe840 mm870 mm
Radstand1.530 mm1.570 mm
Lenkkopfwinkel25,8 Grad26,9 Grad
Nachlauf121 mm129,2 mm
Trockengewicht205 kg207 kg
Tankvolumen16 Liter16 Liter
Kraftstoffverbrauch4,9 l/100 km4,9 l/100 km
CO2-Emissionen113,0 g/km113,0 g/km

Version XC und XE im Vergleich

Triumph Scrambler 1200 XC und XE Offroadtest

Der Start in den ersten Offrodtag war leider von üblem Wetter begleitet. Die Stimmung war da leider am Boden. Denn schon alleine der Anblick der unfassbar schönen Motorräder im triefenden Dauerregen war deprimierend. Überhaupt ist es das schlechte Wetter, welches die Nachteile dieses Konzepts schonungslos vor Augen führt. Das schöne und edle Motorrad möchte man einfach nicht in den Dreck werfen. Und natürlich ist es der fehlende Schutz an der Front, welcher das Motorrad wunderbar kompakt wirken lässt. Die Radlastverteilung beträgt übrigens 48% vorne. Andererseits wird eben weder Wind noch Wetter und Schmutz von Mensch und Maschine fern gehalten.

Triumph Scrambler 1200 2019 im Gelände

Doch der kompakte Auftritt sorgt eben auch für die überragende Performance im Gelände. Diese Maschine hier stapelt tief. Sie hat mit bisherigen Scrambler Modellen schlicht und ergreifend nur die Optik gemeinsam. Die Fahrleistungen im Gelände sind eine komplett neue Liga. Bestimmt ist die Scrambler 1200 auch den meisten Reiseenduros deutlich überlegen. In dieser Qualität und Quantität ist Federweg sonst wo schlicht und ergreifend nicht vorhanden. An der XE hast du irre 250 mm Federweg. Und der breite Einstellbereich der Federelemente sorgt auch dafür, dass man die Dinger richtig sportlich oder eben komfortabel einstellen kann. Beim Test fuhren wir teilweise sehr schnelle Passagen über üble Bodenwellen. Es kostet zuerst zwar Überwindung, doch dann ballerst Du dort mit der edlen Fuhre einfach drüber. Du erwartest dann ein schepperndes und herzzerreissendes Geräusch, doch es kommt nix. Die Maschine bleibt stabil und hat deutlich mehr Reserven als Dein Nervenkostüm. Besonders die XE ist ein echt extremes Anrauchereisen. Sie erinnert man an so kranke Dinger wie eine HP2 Enduro oder auch eine Superenduro von KTM. Ansonsten bin ich nix gefahren was so groß ist, gleichzeitig aber so kompakt fährt und eine herrliche Qualität an den Tag legt.

Scrambler 1200 - Eine Enduro in edel

Am Ende des Tages ist es so, dass mit diesen Maschinen Hardenduro Piloten unglaublich viel Spaß haben können. Die Power und das sagenhafte Ansprechverhalten des Motors verzaubert Dich im Sattel. Klar reichen auch 250 ccm und 25PS im Gelände. Doch wer einmal 110Nm in einer langen Bergaufkurve genossen hat, möchte sie nicht mehr missen. Als sportlicher Pilot muss man dann vor allem in den Bergabpassagen vorsichtig ans Werk gehen. Denn die über 200 Kilo können auch von Elektronik und feiner Showa / Öhlinsware nicht weggezaubert werden. Insgesamt hat das Scrambler Konzept im Gelände faszinierende Vorteile. Kompakt, leicht, massive Federwege aber trotzdem eine einigermaßen erträgliche Sitzhöhe.

Extrabreiter Lenker an der XE

Egal ob stehend oder sitzend - man fühlt sich richtig wohl im Sattel. Die Sitzposition ist einfach geschmeidiger als bei anderen Motorradkategorien. Hier steht der Genuss im Vordergrund. Der Fahrspaß kommt bei der XE dann aber sicher auch über den nochmal breiteren Lenker. Auf Asphalt fühlte man sich fast so wie auf einer übermotorisierten Supermoto. Breit und mächtig liegt der Dirigentenstab in der Hand und folgt den Befehlen flink und gehorsam. Auch mit Stollenpneus bereift wurde die Scrambler XE dann auf dem Asphalt nicht nervös. Wir probierten die Maschine bis Tempo 140 aus - auf Schotter und auf Asphalt. Die Maschine war immer stabil und spendete Vertrauen.

Elektronische Fahrhilfen Triumph Scrambler 1200 XE und XC

Die elektronischen Fahrhilfen sind grundsätzlich eine tolle Sache. Sie machen die Maschine zugänglicher und sorgen für Sicherheit. Bei abwechslungsreichen Untergrund muss man jedoch immer wieder mal den Modus wechseln. Auf nasser Straße wechselt man in den RAIN Mode und im Gelände dann wieder in den OFFROAD Mode. Möchte man für das Video die Steine spritzen lassen, kommt der OFFROAD PRO Mode an die Reihe. Hier sind dann ABS und Traktionskontrolle deaktiviert. Warum die mächtige Geländefuhre dann auch Einsteiger nicht überforderte war aber bestimmt der Verdienst vom Motor im Kombination mit dem tollen Ansprechverhalten. Das Aggregat kann ganz toll über das hohe Drehmoment gefahren werden. Kreischende Drehzahlen sind nicht nötig. So wird die Maschine nicht nervös und die Drifts gelingen auch weniger versierten Piloten.

Preis Triumph Scrambler 1200 Deutschland und Österreich

Der Genuss im Sattel hat jedoch leider seinen Preis. Insgesamt nicht so schlimm wie befürchtet, trotzdem aber eine Menge Holz für einen Scrambler. In Deutschland kostet die XC 13.550 Euro und die XE 14.550 Euro. In Österreich sind dank der Nova 16.700 für die XC und harte 17.900 für die XE zu berappen.

Einige wünschen sich nun natürlich sofort eine günstigere Version - mit niedrigem Hubraum, weniger Gewicht und tiefem Preis. So wird das aber leider nicht möglich sein. Denn nur weil die Kolben kleiner sind, werden sie nicht billiger - und auch nicht wesentlich leichter. Die Maschine ist nicht nur wegen dem Hubraum hochpreisig sondern wegen der gesamten Ausstattung. Clickt euch durch die Bildergalerie und seht selbst. Da ist alles mit dabei. Fast alles. Wer zum Beispiel von einer Reiseenduro umsteigt, wird den Schaltassistenten vermissen. Ansonsten bietet die Maschine einfach alles. Auch so Kleinigkeiten wie hinterleuchtete Schalter, ein mächtiges Display, edle Komponenten bei Fahrwerk und Bremse und ein Finish zum Niederknien.

Schwächen Triumph Scrambler 1200 XE und XC

Hat die Traummaschine auch Schwächen? Nachteile sind nur dort zu finden, wo das Konzept an sich einfach Nachteile mit sich bringt. Platz für Gepäck wird man weniger finden als auf einer Reiseenduro. Dort findet man auch einen besseren Wind- und Wetterschutz und spürt auch nicht den warmen Auspuff an der rechten Wade. Wer beim Motorradkauf sehr pragmatisch an die Sache ran geht, wird sich die Scrambler schon alleine wegen dem an der Seite verlegten Auspuff nicht kaufen. Das Ding ist einfach unpraktisch. Es nimmt Dir etwas Bewegungsfreiheit und ist auch bei moderaten Außentemperaturen störend. Aber er sieht genauso einfach geil aus und hat auch einen richtig edlen Sound. Also alles richtig gemacht.

Test Scrambler 1200 XC und XE Straße

Der zweite Tag vom Scrambler Test wurde von famosem Sonnenschein und traumhaftem Licht begleitet. Das Glück perfekt macht eine der wohl besten Motorradstrecken welche ich in den letzten Jahren gefahren bin. Die Triumph Crew hat sich hier selbst übertroffen. Wobei man es den beiden Scrambler Modellen keinesfalls leicht gemacht hat. Wir hatten bei der abwechslungsreichen Strecke hier in Portugals Süden wirklich alles dabei. Zu Beginn eine kurze Fahrt durch urbanes Gebiet. Danach folgte ein Streckenabschnitt mit langen Geraden.

Du kriegst was Du bestellt hast: Fahrtwind!

Der Guide hatte kein Problem damit die Schwäche der Scrambler 1200 schonungslos zu präsentieren. Er legte den Gasgriff energisch um und machte klar, dass die 90 PS für erbarmungslosen Speed gut sind. Dem Fahrtwind ist man schonungslos ausgeliefert. Durch den flachen Kniewinkel kann man sich auch nicht mit den Füßen an den Rasten abstützen und der Wind drückt mächtig auf die Brust. Doch andererseits sitzt man auf einem Scrambler. Die Sitzbank ist flach und lässt verschiedene Positionen zu. Also einfach weiter nach hinten rücken und den Oberkörper auf den Winddruck legen.

Stabil auch in den schnellen Passagen: Scrambler 1200!

Auf der anderen Seite offenbarte der irre Speed aber auch beeindruckend die Stärken der Maschinen. Trotz ewig langer Federwege und kaum Windschutz waren die Bikes stabil und schafften Vertrauen. Die Entwicklungscrew von Triumph hat wieder einmal gezeigt, was mit einem guten Chassis-Setup möglich ist. Wir fuhren irre 140km/h Kurven mit den Rasten am Asphalt und gaben herrlich früh Gas. Die Maschine machte diesen Schabernack problemlos mit.

Andererseits ist es die geschmeidig entspannte Sitzposition welche dann auch genüssliches Cruisen zulässt. Der Kniewinkel ist offen, der Oberkörper entspannt und die Hände thronen auf dem mächtig breiten Lenker. Du hast das Gefühl ewig fahren zu können und der Auswahl der Strecken ist keine Grenze gesetzt.

Wenig Schräglagenfreiheit? Nicht ganz! Einfach sauschnell!

Apropos Grenzen. Durch das hochwertige Fahrwerk und dem großen Vertrauen in das Motorrad steigert man die Schräglagen sehr schnell. Als versierter Fahrer wird man auf beiden Motorrädern die Grenzen der Schräglage einfach erreichen. Diese sind durch die Fußrasten definiert. Auf der XC setzen diese etwas früher als auf der XE auf. Schlecht? Nicht unbedingt. Im direkten Vergleich mit einer Tiger 800 hatte diese bei forscher Fahrt schlicht und ergreifend keine Chance. Wenn ihr also von wenig Schräglagenfreiheit an den Modellen hört oder liest, dann muss man dass immer auch in Relation zu dem hohen Speed setzen. Andere Scrambler kannst Du erst gar nicht so schnell fahren, dass sie jemals so schräg in den Radius kippen.

Die forschen Schräglagen verdankt man aber auch den sehr universellen Metzeler Tourance Pneus. Diese Reifen funktionierten auf der Scrambler einfach wunderbar. Wir hatten trotz Sonnenschein einige nasse Flecken in den schattigen Stellen. Da waren wir im Sattel über den breiten Einsatzbereich des Tourenreifens sehr dankbar.

Auf der einen Seite präsentierte sich die XE eben sehr extrem und unvernünftig. Im Sattel gab es bei forscher Fahrweise auf der Straße etwas Unruhe und etwas weniger Gefühl fürs Vorderrad. Der breite Lenker und die langen Federwege ließen Supermoto- bzw. Endurofeeling im Sattel aufkommen. Wer die freche und vulgäre Art mag, der wird sie lieben. Auf der anderen Seite ist die mächtige 1200er XC ein unglaublich zugängliches Motorrad. Das verdankt sie der hochwertigen Ausstattung und auch der umfangreichen Fahrzeugelektronik. Scrambler 900 Piloten müssen keinerlei Angst vor ihr haben. Am Ende des Tages ist man mit ihr sicherer und einfacher unterwegs als mit den anderen Modern Classics von Triumph. Denn feinste Bremsen und ein mächtiges Fahrwerk waren noch immer prächtige Zutaten für eine gute Fahrt.

Kurven ABS nur für die Scrambler XE?

Auch ich hab das schräglagenoptimierte ABS an der Scrambler 1200 XE an anderer Stelle fälschlicherweise als Kurven ABS bezeichnet. Doch hier ist keine kombinierte Bremsanlage im Einsatz. Eine solche ist für ein hochwertiges Kurven-ABS jedoch zwingend erforderlich. Die Scrambler 1200 XE hat jedoch eine Gyro-Sensorik mit an Bord. Diese sorgt für unterschiedliche Regelkurven in Schräglage für das ABS und die Traktionskontrolle. In der Praxis spendiert das für Grobmotoriker etwas mehr Sicherheit. Du kannst an der XE in starker Schräglage forscher am Gasgriff ziehen und es wird je nach Schräglage das Drehmoment eben etwas reduziert. Doch in der Praxis war ich auf der Straße auch im Nassen mit der XC sehr gut bedient. Wer also grundsätzlich die XC favorisiert, soll sich von diesem fehlenden Feature nicht abschrecken lassen! Die Maschine ist gut, die Bremsen sind gut und das ABS und die Traktionskontrolle sind es auch.

Triumph Scrambler 1200 2019 XC oder XE?

Diese Entscheidung ist wirklich unglaublich schwer. Denn die Maschinen sind in der Tat sehr unterschiedlich. Die XC ist ein normaler klassischer Scrambler mit tollen Komponenten und beeindruckenden Fahrleistungen auf der Straße und im Gelände. Pragmatisch betrachtet müssten alle die XC nehmen. Doch der Name ist Programm bei der XE. Die extreme Maschine ist die pure Unvernunft und spendiert so eine hochdosierte Ladung Lebensfreude. Im Gelände geht sie noch weiter und auf der Straße wirkt sie radikaler und verspielter. Es wird vielen Kundinnen und Kunden im Schauraum ähnlich gehen. Das Hirn sagt XC doch das Herz sagt XE. Und am Ende siegt dann die Unvernunft - die XE ist bereits ab Januar erhältlich, auf die XC muss man sich bis März gedulden.

Fazit: Triumph Scrambler 1200 XC 2018

Die Scrambler 1200 XC ist grandios und gerade noch richtig dimensioniert. Sie ist kräftig und bietet 200 mm Federweg. Das reicht für mehr Abenteuer als Du es bisher gewohnt warst. Sie hat eine zügängliche Sitzhöhe ist dadurch eine edle Alternative zu mächtigen Reiseenduros. Der etwas schmalere Lenker macht sie etwas zahmer - was absolut nicht negativ gemeint ist. Stellt man sie neben die XE ist sie einfach die vernünftigere Wahl. Mehr braucht kein Mensch.


  • Drehmomentstarker Motor
  • niedrige Sitzhöhe
  • tolles Ansprechverhalten
  • edler Sound
  • hochwertige Verarbeitung
  • tolle Ausstattung
  • Spendet viel Vertrauen auf der Straße und im Gelände
  • Auspuffhitze ist auf dem rechtem Bein störend
  • Wenig Schutz für Witterung
  • weniger Schräglagenfreiheit auf der Straße

Fazit: Triumph Scrambler 1200 XE 2018

Eine traumhaft unvernünftige Maschine. Endlich haut ein Hersteller mal wieder richtig auf die Kacke. Sie wird besonders Motorradverrückte begeistern, welche bei anderen Modellen zu viel Pragmatismus und Strategieanalysen abstößt. Diese Maschine braucht niemand, doch genau deshalb will man sie haben. Das endgeile Fahrwerk kannte man bisher in dieser Klasse nicht. Und der üppige Motor macht Dich frei und schnell. Wem sie gefällt und wer mit dem Auspuffthema klar kommt, der wird diese Maschine lieben.


  • Drehmomentstarker Motor
  • tolles Ansprechverhalten
  • edler Sound
  • hochwertige Verarbeitung
  • tolle Ausstattung
  • Spendet viel Vertrauen auf der Straße und im Gelände
  • Bei Bedarf ein schnelles und direktes Anrauchergerät - der etwas brutalere Charakter wird hauptsächlich durch den breiteren Lenker vermittelt
  • Unpackbare Federwegreserven
  • Hochwertige Fahrassistenzsystem
  • Auspuffhitze ist auf dem rechten Bein störend
  • Wenig Schutz für Witterung
  • hohe Sitzhöhe
  • Vorderrad spendet etwas weniger Vertrauen auf Asphalt als jenes der XC

Bericht vom 18.12.2018 | 60.388 Aufrufe

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