Naked Bike Vergleich 2018: Yamaha MT-09 SP

Der geniale Dreizylinder mit adäquatem Fahrwerk!

Wer von guten Mittelklasse-Naked Bikes spricht, wird es wohl kaum schaffen, die Yamaha MT-09 un erwähnt zu lassen. Vor allem der brachiale und herrlich kräftige Dreizylindermotor verdient es, als geniales Meisterwerk der Yamaha-Ingenieure bezeichnet zu werden. Mit der SP-Version reichen die Japaner eine hübschere Version mit besserem Fahrwerk nach, die dem göttlichen Aggregat nun noch gerechter wird. Das einzige Problem für die Yamaha MT-09 SP ist, dass es eine Vielzahl an Konkurrentinnen gibt, die entweder auf ähnliche oder ganz andere Weise um die Gunst der Käufer buhlen - wir haben sie im Vergleich!

Manchmal passt einfach alles gut zusammen, zumindest das, was notwendig ist, um etwas ganz Besonderes zu schaffen. Die Rede ist von der Yamaha MT-09, die vor wenigen Jahren auf Anhieb einschlug wie eine Bombe. Es war einerseits der vergleichsweise günstige Preis, andererseits dieser unfassbar kräftige Dreizylindermotor, der so gut ist, dass er wohl nicht so schnell das Sortiment der Japaner verlassen wird müssen. Na gut, das Ansprechverhalten der allerersten Generation war wirklich heftig, die Optik nicht jedermanns Sache und das allzu kompromissbereite Fahrwerk bekam den altbekannten Rotstift am meisten zu spüren, damit sich eben der gute Preis ausgeht.

Die Yamaha MT-09 wäre das perfekte Naked Bike - wäre da nicht die MT-09 SP...

Mit der aktuellen Generation, die letztes Jahr präsentiert wurde, hielten eine gefälligere Optik, besser abgestimmte Fahrwerkskomponenten und ein noch angenehmeres Motormanagement Einzug in die beliebte Yamaha-Mittelklasse Einzug, das allzu ruppige Ansprechverhalten des Ride-by-Wire-Systems wurde zuvor schon beim ersten Update entschärft. Ein perfektes Naked Bike-Paket also? Nicht ganz, möchte ich sagen, denn Yamaha präsentierte nun als vorerst letzte Ausbaustufe eine optisch und fahrwerkstechnisch angeschärfte SP-Version der MT-09. Und die wird ihrem unfassbar antrittsstarken Triebwerk erst so richtig gerecht - trifft somit den Nagel voll auf den Kopf.

Die Yamaha MT-09 SP will noch sportlicher gefahren werden

Einfach herrlich, wie viel Spaß dieser Crossplane-Dreizylindermotor mit 847 Kubik, 115 PS bei 10.000 Touren und 87,5 Newtonmeter Drehmoment bei 8500 Umdrehungen bereitet - es ist tatsächlich schwierig, eine MT-09 (und das tirfft auch auf die Basisversion zu) gemütlich, schaltfaul und unaufgeregt zu fahren. Das liegt aber keineswegs an der Gasannahme, ganz im Gegenteil, schon von weit unten kann ruckfrei hochgedreht werden, rütteln oder stampfen sind dem Motor fremd und auch der Durchzug bei niedrigen Drehzahlen kann sich sehen lassen. Allerdings ist es nicht lange möglich, untertourig zu fahren, diese dreiflutige Drehorgel lässt die Drehzahl in den Himmel schnalzen, dass man mindestens 30 PS mehr vermuten würde.

Auf der Yamaha MT-09 SP ist kein Platz für Sammler und Blumenpflücker

An Sportlichkeit mangelt es also keinesfalls, wer diese agile und fast schon Drehzahlen fordernde Auslegung nicht mag, muss tatsächlich woanders suchen und würde etwa mit der Kawasaki Z900 mit ihrem seidigen und dennoch kraftvollen Motor glücklich werden. Auf der MT-09 SP gibt es aber kein Erbarmen, wer auf ihr Platz nimmt, wird zum Jäger oder Gejagten, es gibt keine andere Auswahl wie Sammler oder Blumenpflücker. Das verdeutlicht auch die Bremse, die bei sporlticher Gangart genau so giftig und vehement zupackt, wie man es braucht, lediglich beim gemütlichen Bummeln zu heftig zubeisst. Und genau deshalb ist die MT-09 SP die noch bessere und empfehlenswertere MT-09 - denn das hintere Öhlins-Federbein (voll verstellbar, eh klar) sowie die ebenfalls voll verstellbare KYB-USD-Gabel in einem zwar etwas anderen aber genauso schicken Goldton machen die MT-09 SP zu dem Sporteisen, dessen Richtung der Motor vorgibt.

Das bessere Fahrwerk ist das i-Tüpfelchen auf dem SP-Package

Damit kann das Fahrwerk auf ganzer Linie überzeugen, vor allem auf schlechtem Asphalt und bei Unebenheiten in Kurven wird keinerlei Unruhe eingeleitet, die bis zum Fahrer dringen könnte. Natürlich ist auch das Fahrwerk der herkömmlichen MT-09 nicht (mehr) grottenschlecht und ebenfalls verstellbar, aber der Aufpreis für die SP-Version ist so gering, dass man den Schritt zum MT-09-Topmodell wagen sollte. Zumal man dann auch noch diese unverschämt edle Zweifarb-Lackierung im Stil der großen Schwester MT-10 SP bekommt, die sich ihrerseits gekonnt und erhaben an die Spitze des Yamaha-Naked Bike-Sortiments stellt. Dass die Techniker die Armaturen der SP aufgewertet hätten, würde ich nur teilweise bestätigen, die reversive Gestaltung, also weiße Ziffern und Buchstaben auf dunklem Display sehen zwar tatsächlich etwas cooler aus und sind auch passabel ablesbar, das Farb-TFT-Display der MT-10 SP hätte aber auch der MT-09 SP gut getan. Allerdings vollkommen verständlich, dass sich das viel teurere Topmodell MT-10 SP durch solche Feinheiten von der Mittelklasse abgrenzen muss.

Man könnte die Yamaha MT-09 SP eigentlich als Naked-Supermoto-Bike bezeichnen

Viel wichtiger ist es mir hingegen, die herrliche Sitzposition zu erwähnen. Man thront zwar schon recht hoch auf der MT-09 SP mit 820 Millimeter Sitzhöhe, was Piloten, die unbedingt einen festen Stand am Boden wünschen, vor eine Herausforderung stellt. Die Haltung, die man dann aber auf der MT-09 SP einnimmt ist schon ziemlich genial. Aufrecht bequem, aber dennoch sportlich vorderradorientiert fühlt man sich stets direkt und gut mit der Maschine verbunden, ohne Komfort-Einbußen hinnehmen zu müssen. Gäbe es nicht noch eine Handvoll großvolumiger Supermotos wie die Ducati Hypermotoard 939 oder die Aprilia Dorsoduro 900, es wäre die MT-09 SP, die noch am ehesten in die Fußstapfen dieser Fun-Geräte treten düfte.

Viel Konkurrenz für die Yamaha MT-09 SP mit unterschiedlichen Talenten

Innerhalb der MT-09-Yamaha-Mittelklasse ist das Duell also eindeutig für die SP entschieden, wie sieht es aber mit der Konkurrenz von außerhalb aus? Gerade Triumph bietet mit den Street Triple-Modellen ebenfalls kernige Dreizylinder-Power in feschen Kleidern an. Wobei dann vor allem gegen die Yamaha SP-Version eher die besser ausgestatteten und auch kräftigeren Streety-Versionen herhalten müssten, die Street Triple S mit ihren 113 PS kann mit der MT-09 nicht mithalten - wobei sie dadurch wieder ein sehr gelungenes Allround-Paket darstellt, das auch Leute anspricht, die nicht jede noch so kleine Ausfahrt möglichst sportlich abspulen möchten.

King of Naked-Mittelklasse: KTM 790 Duke oder Yamaha MT-09 SP?

Bleibt schließlich noch eine ganz besondere Konkurrentin aus Mattighofen, die KTM 790 Duke gefällt mit noch mehr Handlichkeit und Top-Ausstattung wie Kurven-ABS, Schaltassistent samt Blipper-Funktion und sogar eine Launch-Control, während die Yamaha MT-09 SP "nur" ein herkömmliches ABS und den Schaltassistenten lediglich zum Hinaufschalten besitzt. Verstellbare Traktionskontrollen und auswählbare Leistungsmodi bieten beide. Am Triebwerk der MT-09 SP kommt aber auch die KTM 790 Duke mit ihren 105 PS aus einem zugegebenermassen sehr quirligen und agilen Parallel-Zweizylindermotor vorbei. Für viele ist die Mittel-Duke vermutlich das beste Paket, das Handlich-, Sportlich- und Alltagstauglichkeit am besten verbindet. Für mich persönlich wiegt aber das Kraftwerk der MT-09 und das edlere Fahrwerk noch mehr als das ultimative Preis-Leistungsverhältnis der KTM. Es sei denn, die Oberösterreicher schicken bald eine aufgewertete 790 Duke R ins Rennen.

Was kosten die Maschinen, die beim Naked Bike Vergleich 2018 dabei waren?

Den Preisvergleich der Motorräder des Naked Bike Vergleichs 2018 findest du HIER.

Fazit: Yamaha MT-09 SP 2018

Die Yamaha MT-09 ist die Veredelung eines ohnehin schon sehr guten Mittelklasse-Naked Bikes. Mit den besseren Fahrwerkskomponenten von Öhlins und Kayaba, der hübscheren Lackierung und einem nur geringfügig höheren Preis ist die SP-Version eindeutig die beste Wahl innerhalb des Yamaha-Sortiments. Der brachiale Antritt des Triebwerks lässt zwar nicht zu, die MT-09 SP gemütlich zu fahren, auf der "Special" ist das aber auch nicht notwendig - der Spaß steht eindeutig im Vordergrund!


  • unglaublich kräftiger Dreizylindermotor
  • gute Bremsen
  • sportliche und angenehme Sitzposition
  • ABS
  • Traktionskontrolle
  • Schaltassistent
  • hoher Sattel
  • Schaltassistent nur zum Hinaufschalten
  • Armaturen heben sich nicht stark von der Basisversion ab

Bericht vom 31.05.2018 | 49.638 Aufrufe

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