Yamaha WR 250F Dauertest Abschulssbericht

Edi Ederer macht Schluss!

Genau ein Jahr hat sie mich begleitet. Vom Erzberg Hardenduro Training bis zum Rallyeeinsatz brachte sie viel Freude und jede Menge Pokale. Immer an meiner Seite, nie im Stich gelassen.

Dauertests von Sportenduros sind ja eher spärlich gesät. Denn welcher Redakteur hat schon Zeit mit einem Motorrad richtig viel Stunden im Dreck zu verbringen? Yamaha stellte sich mit der WR 250F quasi als Wiedereinsteiger auf der Hardenduro Bühne der Herausforderung, und ich hatte als Teilzeitreporter die Möglichkeit mich ein Jahr lang mit dem Dauertester zu beschäftigen. Zwar wurde von Yamaha durchgehend eine Enduropalette angeboten, doch irgendwie hat man den Zug der Zeit die letzten 10 Jahre etwas verschlafen, oder besser ausgedrückt, man hat sich auf andere Märkte konzentriert, wo die Wettbewerbsfähigkeit der Sport Enduros nicht so sehr im Focus stand. Wo vor 6 Jahren mit der kompletten Neukonstruktion der Motorcrosspalette begonnen wurde, hielt diese innovative Entwicklung auch seit 2015 in der Enduropalette Einzug. Wir haben in den 3 voran gegangenen Testupdates jede Menge an Information zu der Yamaha WR 250F gegeben und über Tuningupdates berichtet. Jetzt ist es Zeit ein Fazit zu ziehen, abgerechnet wird zum Schluss.

Ist die 250er 4 Takter die zukünftige neue Mittelklasse?

Mit der Wahl bzw. der Bereitstellung der "kleinen" 4 Takter wurde geschickt auf den neue Trend des Downsizings gesetzt. Damit ist aber nicht der Trend im Automobilbau gemeint, sondern der Trend im Offroadsport bei 4 Taktern zu kleineren Hubräumen, aufgrund der immer besser werdenden Motorleistung und Charakteristik. Ich teste nun schon seit 15 Jahren und kann mich noch an die ersten 250er 4 Takt Sportenduros gut erinnern. Schon damals war Yamaha führend bei der Entwicklung hinsichtlich Drehzahl und Leistung, doch was sich hier allein in den letzten 3 bis 5 Jahren getan hat ist fast unglaublich. An den gewichtigen Stammtischen im Land hat sich diese Entwicklung leider immer noch nicht durchgesprochen. Aber alleine wenn man sich die Einsatzbreite der getesteten Yamaha ansieht, wäre dies vor wenigen Jahren noch ein Desaster gewesen. Hard Enduro Einsatz am Erzberg, Kroatien Rallye mit 148km/h Topspeed am Tripmaster? Klingt nicht gerade nach einer kleinen 4 Takter, aber das ist aktuell Tatsache. Ebenso, dass mit diesem Hubraum speziell in unseren Breiten, wahrscheinlich die meisten von uns am schnellsten, und vor allem am Kräfte sparensten unterwegs sind.

Das Fahrwerk, welch ein Segen!

Wie schon im allerersten Test, zog sich vor allem ein perfektes Fahrwerk wie ein roter Faden durchs Jahr. Das Grundsetting ist einfach gelungen, aber nicht nur die Abstimmung ist eine Punktlandung. Hinsichtlich Ansprechverhalten und Durchschlagsreserven darf ich aus Überzeugung kundtun, dass dies das beste Serienfahrwerk ist, dass aktuell in Sportenduros verbaut wird. Neben einem perfekten Fahrwerk ist aber in der Klasse gerade der Motor extrem wichtig. Und auch hier zeigt das Yamaha Aggregat schon im Serientrimm keine Schwächen. Zwar wird das Drehmoment und Entfaltung mit dem original Auspuff etwas getrübt, aber spätestens mit einem Endtopf aus dem Zubehörregal spielt der Motor mit 36,7 PS in der ersten Liga mit. Neben der Leistung fiel aber eines stark auf, der Motor ist sehr ruhig gelagert. Am Lenker sind keine Vibrationen zu merken, egal welche Drehzahl, auch hat man das Gefühl, dass der Motor sehr frei läuft.

Qualtiät ein glatter Einser!

Wo die Yamaha ihrem Ruf voll und ganz gerecht wurde, war bei der Qualität. Nach 90h gab es nur einen Zwischenfall. Bei einem Crash beim Aspang Race riss der hintere Bremsscheibenschutz aus. Die Bremsschreibe blieb verschont. Das wars! Keine einzige Schraube wurde locker, nicht der geringste Ausfall oder Gebrechen. Die Yamaha lief immer und überall. Das Kühlwasser ist immer noch dort wo es vor einem Jahr war. Wie schon erwähnt, die Yamaha war viele Stunden im ganz schweren Gelände unterwegs. Ebenso hochqualitativ der originale Antriebssatz, der ist übrigens immer noch oben ist und locker noch für viele Stunden hält. Ich wechselte alle 8h das Öl und alle 16h den Ölfilter. Mit 85h wurden die Ventile das erste Mal kontrolliert, aber nur kontrolliert, denn es war nichts einzustellen. Besser geht es nicht.

Was gefiel nicht

Die Tachowelle, zwar hat die Yamaha einen hübschen und kleinen digitalen Tacho, aber trotzdem geht immer noch eine Tachowelle von der Achse zur Lichtmaske, das muss nicht mehr sein. Mir persönlich, mit einer Körpergröße von 186 passt die Sitzhöhe perfekt, kleinere Fahrer könnten im schweren Gelände da so ihre Probleme bekommen. Weiters ist der Stahlkennzeichenträger robust aber auch schwer, da wäre ein Kunststoff Sportheck einfach schöner. Ja und der originale Auspuff, der ist leider sehr zugestopft. So ist das Ansauggeräusch für den Fahrer lauter als das Auspuffgeräusch. Hier macht ein Nachbauauspuff absolut Sinn.

Das wars...

die Yamaha wird mich nun wieder verlassen, eine sehr treue und gutmütige Begleiterin. Wir haben zusammen gelitten, gekämpft und viele Schlachten (fast)gewonnen. Sie stand bei der Kroatienrally mit mir am Podest, und wir holten uns den zweiten Gesamtrang beim Österr. Endurocup in der Klasse E1. Nur meine Werkzeugkiste spricht nicht mehr mit mir, wir hatten heuer kaum Kontakt. Sie ging mir aber auch nicht ab. Die Yamaha wird es bestimmt!

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Bericht vom 21.11.2016 | 28.002 Aufrufe

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