Schottertour: BMW R 1200 GS Test 2016 mit Video

Die 1000PS-Redaktion mit Power-Alex, K.OT und Vauli Offroad

Dass die BMW R 1200 GS als Reiseenduro nicht nur unter den eingefleischten BMW-Fans sondern auch unter Besitzern anderer Fabrikate und sogar unter den Konkurrenten einen hohen Stellenwert genießt, ist bekannt und durchaus nachvollziehbar. Wie schlägt sich die dicke Boxerin aber Offroad - kann eine R 1200 GS auch im Gelände brillieren?

Werbung
powered by Honda Austria
Mehr erfahren

Eine große GS kann alles - sagen nicht nur die Marketing-Fritzen bei BMW sondern auch so ziemlich jeder, der schon mal eine Tagestour mit der beleibten Bayerin gemacht hat. Im Reiseenduro-Segment bietet kaum eine andere Mitbewerberin ein so hohes Maß an Fahrleistung gepaart mit Komfort und Langstreckentauglichkeit. Sehr schön. Was passiert aber, wenn man eine solch souveräne Enduro ins Gleände scheucht?

Nun, zuallererst hat BMW offenbar ganz genau die Ohren gespitzt, als wir sagten, wir würden gerne eine Schottertour mit einem gewissen Offroad-Anteil machen - und stellte uns die R 1200 GS mit den berühmten Continental TKC80-Stollenreifen zur Verfügung. Kein schlechtes Service, zumal wir so auch gleich austesten konnten, ob sich solche Reifen im Alltag negativ auswirken.

Vaulis Meinung zur BMW R 1200 GS:

Ja, ich weiß, ich wiederhole mich oft in Bezug auf die BMW R 1200 GS, was auch daran liegt, dass sich die gesamte Riege der großen Reiseenduros mit ihr messen muss und ich sie mittlerweile ziemlich oft fahre. Meine persönliche Meinung muss ich dabei trotz vieler neuer und harter Konkurrentinnen nicht ändern: Die große GS ist ein unglaublicher Allrounder und besticht mit ihrer phantastischen Ausgewogenheit. Und sie ist nun mal diese - verzeiht mir bitte den vielstrapazierten Ausdruck - eierlegende Wollmilchsau. Allerdings sieht sie auch so aus, wie ich mir eine eierlegende Wollmilchsau vorstelle - mit Eleganz und Grazie hat das eher wenig zu tun. Den zerklüfteten AUftritt kann man mögen, muss aber nicht, vielen wird eine hübsche Ducati Multistrada bestimmt besser gefallen.

Was die Fahrleistungen betrifft, in diesem Test insbesondere jene im Gelände, kann mich die BMW R 1200 GS nicht vollends überzeugen. Da bieten die, ebenfalls in diesem Test angetretenen KTM 1050 Adventure und Hondas Africa Twin schon etwas mehr Handlichkeit als die große GS. Dennoch ist es erstaunlich, wie präzise sich das schwere Eisen auf unbefestigten Untergründen bewegen lässt und wie gut die Elektronik-Features funktionieren: Im sogenannten Enduro-Modus zeigen sich ABS und Traktionskontrolle sehr kooperativ, wenn auch letztere gerne etwas schulmeisterhaft und rigoros eingreifen möchte.

Auf Schotter und Waldwegen bietet der TKC80-Stollenreifen erstaunlich wenig Unterschied zu den herkömmlichen, straßenorienteirten Enduroreifen, gewiss aber keinen Nachteil. Den bekommt man eher bei sehr schneller Fahrt zu spüren, ab ca. 120 km/h singt der Reifen je nach Tempo die schönsten Lieder. Der Optik tut er aber zweifellos gut, so wie die Beklebung im Stil der Südost-Asien GS Trophy mit Startnummer und einigen nützlichen Zubehörteilen. Vorausgesetzt, man mag eierlegende Wollmilchsäue...

Wo nächtigt man als Motorrad-Reisender? Natürlich im Moho (Motorradhotel)!

Wer mit dem Motorrad auf Reisen geht oder eine Tour unternimmt weiß natürlich, worauf er sich einlässt: Es kann regnen, es kann kalt werden und es kann somit während der Fahrt etwas ungemütlich werden. Umso wichtiger ist es, nach jeder Tagesetappe ein möglichst schönes, gemütliches und erholsames Ambiente zu finden, um wieder Kraft für den nächsten Tag zu tanken - bei einem Moho (Motorradhotel) ist man da in den besten Händen! Vor allem im Moho "Drei Hacken", wo uns der Wirt Andi Starkmann - selbst begeisterter Motorradfahrer - äußerst gastfreundlich in Empfang nahm und uns dann auch noch seine coolsten Routen gezeigt hat. Mehr Informationen über Moho-gibt´s hier.

K.OTs Meinung zur BMW R 1200 GS:

Sie gilt als DIE Alleskönnerin auf zwei Rädern und verkauft sich auch deshalb seit Jahren besser als jedes andere Motorrad über 500 Kubik weltweit. Doch welche Tugenden und Fähigkeiten kann die GS ins Gelände übertragen? Überzeugt sie auch auf losem Untergrund, auf Waldwegen und Forststraßen? Um Bedenken etwaiger hier lesender, sehr geschätzter Umweltschützer vorzugreifen: Bei unserer Waldviertler Schottertour bewegten wir uns auf offiziellen Güterwegen stets im Rahmen der Legalität und Umweltverträglichkeit. Wer mit seiner GS vorhat, es uns gleich zu tun und sich mehrmals im Jahr auf diverse Abenteuer einlassen möchte, der wird wohl eher zur GS Adventure greifen, denn in unserem Fall durften wir eine normale GS der BMW GS Trophy 2016 testen, das mit zahlreichen Teilen aus dem Originalzubehörprogramm aufgerüstet worden war.

Speichenfelgen mit Conti TKC80 Bereifung, Sturzbügel, Scheinwerferschutz, Enduro-Fußrasten, Handguards uvm. Wie auf der Straße strahlt die GS auch am Schotter viel Vertrauen aus, trägt ihren Reiter sicher über Stock und Steinchen. Ihr fehlt auf schwierigem Terrain nur etwas die Präzision und dem Fahrer das Gefühl für feine Korrekturen. Die GS läuft hier zu glatt und komfortabel, auch wenn der Enduro Pro Modus mehr Schlupf und das Blockieren des Hinterrades zulässt. Man fühlt sich auf ihr immer ein bisschen wie in einem Auto, geborgen und beschützt, weshalb sie seit Jahren meine erste Wahl für längere Touren und Reisen ist.

Wir sind mit der GS zur Schottertour angereist und wieder heimgefahren und eins kann man definitiv sagen: Mit TKC80-Reifen ist das Fahren am Bandl kein Genuss, vor allem deshalb, weil sie je nach Geschwindigkeit in verschiedenen Frequenzen singen und heulen. Dafür hat man offroad einen klaren Vorteil, den die anderen auch nicht mit Fahrhilfen und Fahrkünsten wettmachen können. Man sollte sich also gut überlegen, ob der gelegentliche Ausflug ins Abseits eine Stollenbereifung im Alltag rechtfertigt. Persönlich würde ich ja schon zwecks härterer Optik die Stoppler nehmen und lieber ein bisschen leiden. Die GS jedenfalls pflügt damit wie ein Traktor durchs Gemüse und überquert bei Bedarf auch Südafrika, solange es nicht zu kompliziert wird.

Fazit: BMW R 1200 GS 2016

Eine GS ist nahezu überall daheim - auf der Rennstrecke zwar nur bedingt, dafür fühlt sie sich auch offroad pudelwohl. Es ist schon ein Vergnügen, die Kraft des teilweise wassergekühlten Boxer-Zweizylinders zu spüren - 125 PS wirken nur am Papier viel schwächer als 150 oder gar 160 PS bei der Konkurrenz. Mit 125 Newtonmeter Drehmpment ist der Antritt von unten ohnehin herrlich und die GS schleppt mit 238 Kilo fahrbereit trotz ihres wuchtigen Auftritts nicht allzu viel Speck mit sich herum. In ganz engen Kurven wirkt sich zusätzlich der tiefe Schwerpunkt positiv aus - die BMW R 1200 GS ist ganz schwer zu knacken! Sogar die vordere Telelever-Aufhängung, die das Einnicken des Vorderrads beim Bremsen unterdrückt, passt auf der GS ausgezeichnet zum Gesamtpaket und kann den sportlcihen Charakter nur leicht schmälern.


  • kräftiger Motor
  • niedriger Verbrauch
  • bequeme Sitzposition
  • auch im Gelände nutzbar
  • hohes Ansehen
  • lange und teure Aufpreislsite
  • Telelever-Vorderradaufhängung gewöhnungsbedürftig
  • Bremse sehr scharf

Bericht vom 24.07.2016 | 31.462 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts