Schottertour: Honda Africa Twin Test 2016

Die 1000PS-Redaktion mit Power-Alex, K.OT und Vauli Offroad unter

Honda Africa Twin mit oder ohne DCT? Eine Glaubensfrage, Geschmacksache oder eine klare, pragmatische Überlegung? Kommt ganz auf den Einsatzzweck an. Wir waren einen Tag lang auf Schotter unterwegs und befanden...

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K.OTs Meinung zur Africa Twin mit und ohne DCT

Seltsamerweise fragte mich erst unlängst jemand am BMW Treffen in Garmisch, ob er sich die Africa Twin mit oder ohne DCT kaufen sollte. Er habe unsere Berichterstattung von der Krka Enduro-Rally gesehen und wollte wissen, ob unsere Profis selbst geschaltet haben oder schalten haben lassen. Patrick arlo Auer und Josef Podlipnig, die einen Doppelsieg in der Zweizylinderklasse einfahren konnten, setzten aufs normale Schaltgetriebe, weil der Offroadanspruch an das DCT wahrscheinlich zu hoch gewesen wäre. Über alle Erwartungen funktioniert hat allerdings die Traktionskontrolle, die sogar Podlipnig auf Sand noch schneller gemacht hat.

In diesem Fall kann man also definitiv sagen, dass es der Mensch selbst nicht besser machen kann. Bei der DCT gibt es hingegen noch Entwicklungspotenzial, auch wenn sich seit seiner Einführung sehr viel getan hat. Wir haben neben der Möglichkeit, jederzeit selbst mit linkem Daumen und Zeigefinger in den Schaltverlauf einzugreifen und den beiden bisherigen Fahrmodi D und S zwei weitere S-Modi. Mit dieser Erweiterung und weiteren Anpassungen an der Software gibt es bei den NC-Modellen (NC750S, NC750X und Integra) nun kaum noch die Notwendigkeit, selbst die Gänge zu wechseln.

Zu 95% zufrieden

Da die Africa Twin aber über mehr Leistung verfügt, der Motor anders ausgelegt ist und das System besonders im Gelände sehr schnell reagieren muss, ohne zu wissen, wie und wo der Weg verläuft, passieren dem DCT mehr Fehler, das heißt man fährt einen Gang zu hoch oder zu niedrig, was dazu führt, dass man wieder selbst den Gang wechseln muss. Es kann zum Beispiel sein, dass man selbst über lange Strecken im zweiten oder dritten Gang fahren würde, während das Doppelkupplungsgetriebe je nach Geschwindigkeit und Gasgriffstellung die Gänge wechselt.

Ich bin der Meinung, dass Honda bei den stärkeren Modellen noch etwas tüfteln muss, um mich wie bei den NC-Modellen zu 95% zufrieden zu stellen. (Ein Japaner meinte beim Test sofort: Why only 95%?) Bis es soweit ist, wähle ich für den Offroad-Einsatz noch das Schaltgetriebe. Da die Africa Twin im Gegensatz zu den meisten Konkurrenzmodellen wirklich auf und abseits der Straßen ordentlich eingesetzt werden kann, spricht für mich derzeit noch mehr für die konventionelle Schaltung. Denn sie macht einfach zu viel Spaß und funktioniert so gut, dass es schade wäre, einen Teil dieser Sportlichkeit für ein wenig mehr Bequemlichkeit zu opfern.

Vaulis Meinung zur Honda Africa Twin mit und ohne DCT

Als Honda vollmundig behauptete, die Legende Africa Twin sei zurück, mit all den Genen der Rallye-Maschinen und unbeschreiblicher Robustheit, wurde ich schon etwas skeptisch, ob eine Maschine, die weder bei Gewicht noch Leistung neue Bestmarken erzielt, das alles kann. Vor allem in der heutigen Zeit, wo wir uns sogar schon an 160 PS-Monster in der Reiseenduro-Liga gewöhnen dürfen. Die Mission ist aber zu einem Höchstmaß gelungen, die Africa Twin mit dem eher sperrigen Namen CRF1000L Africa Twin ist eine sehr wendige und ausgezeichnet fahrbare Enduro, die auf allen Untergründen gut funktioniert.. So auch auf Schotter und Single Trails, wo ein einfaches Handling natürlich sehr wichtig ist.

Die fehlende Leistung - die Africa Twin hat nun mal "nur" 95 PS und nicht 160 Rennpferde - spürt man Offroad klarerweise gar nicht, da ist es viel wichtiger, dass der Parallel-Zweizylinder mit viel Schmalz und dennoch gutmütig von unten anschiebt. Als direkte und sehr ähnliche Konkurrentin zur Africa Twin sehe ich die KTM 1050 Adventure - die sogenannte "kleine" Adventure. Da mokierte sich schon so mancher Leser, dass wir sie immer mit der größeren 1190er-Adventure und sogar der 1290 Super Adventure vergleichen - nun, die Africa Twin hat als großen Bruder zwar den Crosstourer, mit diesem komfortablen Tourer sollte, ja darf man die Africa Twin aber ncht vergleichen.

In einer Sache ist die CRF1000L Africa Twin aber völlig konkurrenzlos - sie kann mit einem Doppelkupplungsgetriebes DCT (Dual Clutch Transmission) geordert werden. Da wir beide Modelle bei unserer Schottertour dabei hatten, traue ich mich zu behaupten, dass die Fahrerei definitiv einfacher wird. Vor allem für jemanden wie mich, der nur gelegentlich durchs Gelände pflügt. Mit der herkömmlichen Kupplung muss man nämlich in kniffligen Situationen sensibel umgehen, da spürt man dann schon Ermüdungserscheinungen im linken Handgelenk. Mit dem DCT kann man sich hingegen dank der fehlenden Kupplung voll auf Gas und Bremse konzentrieren und die Elektronik sortiert auch noch die Gänge. Diese Bevormundung und vor allem die anderen Schaltpunkte, die man selbst vielleicht nicht so gesetzt hätte, irritieren zu Beginn schon, doch selbst Offroad-Cracks müssen zwar ihren Automatismus umstellen, gewöhnen sich aber relativ rasch an das Doppelkupplungsgetrieb. Und für Einsteiger sowie Gelegenheits-Dreckwühler ist es ohne Zweifel eine ausgezeichnete Hilfe!

Wo nächtigt man als Motorrad-Reisender? Natürlich im Moho (Motorradhotel)!

Wer mit dem Motorrad auf Reisen geht oder eine Tour unternimmt weiß natürlich, worauf er sich einlässt: Es kann regnen, es kann kalt werden und es kann somit während der Fahrt etwas ungemütlich werden. Umso wichtiger ist es, nach jeder Tagesetappe ein möglichst schönes, gemütliches und erholsames Ambiente zu finden, um wieder Kraft für den nächsten Tag zu tanken - bei einem Moho (Motorradhotel) ist man da in den besten Händen! Vor allem im Moho "Drei Hacken", wo uns der Wirt Andi Starkmann - selbst begeisterter Motorradfahrer - äußerst gastfreundlich in Empfang nahm und uns dann auch noch seine coolsten Routen gezeigt hat. Mehr Informationen über Moho-gibt´s hier.

Fazit: Honda CRF1000L Africa Twin 2016

Die neue Africa Twin ist ein würdiger Nachfolger einer Legende. Sie wirkt souverän, unzerstörbar und zuverlässig. Sie erweckt die Abenteuerlust im Piloten und wird bestimmt kein unwürdiges Dasein in den Garagen der Besitzer fristen. Sie ist genau richtig positioniert und konfiguriert und kann all das was eine Africa Twin können muss. Überraschung: Die Hightech Features sind auch im Gelände gut.


  • Stabiles Fahrverhalten
  • unverwüstlicher Gesamteindruck
  • makellose Details
  • hervorragendes DTC auf Gelände und auf Asphalt
  • Hoher Reisekomfort
  • niedriger Verbrauch
  • Wheelys mit DCT Version nur schwer möglich
  • Kein Stromanschluss in Serie

Bericht vom 08.07.2016 | 40.276 Aufrufe

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