Superbike Vergleichstest Brünn 2016

Aprilia RSV4 RR vs. BMW S 1000 RR vs. Kawasaki ZX-10R

Es ist vollbracht, 200 PS sind auf aktuellen Superbikes, die vorne mitmischen wollen, absoluter Standard! Dass die drei Raketen RSV4 RR, BMW S 1000 RR und Kawasaki ZX-10R Ninja zusätzlich auch noch für Hobbypiloten einiges zu bieten haben, fanden wir bei der Gripparty in Brünn heraus.

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Vielleicht ist tatsächlich irgendwann Schluß mit den Leistungssteigerungen, immerhin müssen über 200 Pferde ja auch auf den Asphalt gebracht werden. Zur Zeit sieht es aber dank der elektronischen Helferlein nicht danach aus, dass uns diese Leistungsexplosionen überfordern - ganz im Gegenteil, auch Hobbypiloten, die nur gelegentlich auf der Rennstrecke fahren, bekommen unglaublich viel Spaß und einfaches Fahren serviert. Man bedenke, dass bis vor kurzen über 200 PS in der Superbike-WM gefahren wurden - heute hat das Vergnügen jeder, der knapp 20 Tausender auf der Kante hat.

Aus diesem Grund haben wir uns drei aktuelle Superbikes geschnappt und auf der Rennstrecke in Brünn ausgetestet, Aprilia RSV4 RR und BMW S 1000 RR treten gegen die brandneue Kawasaki ZX-10R NInja an - und agieren trotz vieler Gemeinsamkeiten höchst unterschiedlich!

Die Statements der Fahrer zur Aprilia RSV4 RR:

Der Zonko, trotz/wegen seiner Reife immer noch sehr flott auf der Rennstrecke unterwegs:

Die Aprilia hat mir extrem gut gefallen, obwohl ich mich selbst als Hobby-Rennfahrer bezeichne und die umfangreiche Ausstattung, also alle Features kaum ausnützen kann. Sie passt aber auch so ausgezeichnet zu meinem Fahrstil, bietet ein unglaublich gutes Gefühl am Vorderrad und ich spüre den Motor so gut, dass ich den Drehzahlmesser eigentich nicht brauche. Auf Wellen benimmt sich die Aprilia am ruhigsten, auch beim Bremsen, weshalb ich mich so sicher gefühlt habe, dass ich die Funktion des Race-ABS ausloten konnte. Rein subjektiv war ich mit der Aprilia am schnellsten unterwegs. Ach ja, der Sound ist auch ein Traum!

Die Steffi (Stefanie Menzel), fuhr letztes Jahr die Suzuki Gladius-Trophy in Deutschland, hat und macht viel Spaß auf der Rennstrecke:

Ich hab mich auf der Aprilia sehr wohl gefühlt, unter anderem, weil die Vorderradbremse ein herrliches Feedback gibt und extrem gut zupackt. Gerade am Kurveneingang hatte ich dadurch sehr viel Vertrauen - draufsetzen, losfahren und Spaß haben. Und das auch noch, ohne etwas verstellt zu haben, immerhin bin ich sehr leicht und da passiert im Fahrwerk ja nicht allzu viel. Den Sound finde ich ebenfalls wahnsinnig gut gelungen, vor allem auf der Geraden kling sie unglaublich gut.

Der Vauli, langjährige Rennstreckenerfahrung, mittelmäßiger Speed, überschaubare Ambitionen, schneller zu werden:

Die Aprilia sticht durch ihren sonoren V4-Sound einzigartig aus der Menge heraus, klingt eher nach Zweizylinder als nach kreischendem Reihen-Vierer. Ich fühlte mich auf der RSV4 RR sofort wohl, was ich daran merke, dass ich sofort ordentliche Schräglagen fahren kann, ohne mich herantasten zu müssen. Vom Handling her ist sie also sehr angenehm für mich, obwohl man auf ihr ziemlich hoch thront und ich eigentlich lieber in ein Motorrad "eingebaut" bin. Der Sound des Motors ist für mich aber sogar etwas tückisch, ich hab öfters schon zu früh geschaltet, da wäre eigentlich noch gar nicht Schluß gewesen.

Die Statements der Fahrer zur BMW S 1000 RR:

Zonko: Von der S 1000 RR hab ich mir als großer Fan der nackten S 1000 R sehr viel erwartet - bin dann aber in den wenigen Runden nicht ganz so gut zurecht gekommen wie auf der Aprilia. Der Hauptgrund ist wohl der tziefe Sitz, der meinem Fahrstil nicht so sehr entgegen kommt. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die BMW zu wenig Motorbremswirkung hat, das liegt mir nicht unbedingt. Mit ein paar wenigen Abstimmungen würde ich sie aber bestimmt hervorragend auf mich zuschneidern.

Steffi: Das Handling ist enorm gut auf der BMW, die Linie konnte ich gut halten, aber vor allem die Motorleistung haut bei ihr extrem rein, wenn das Vorderrad leicht wird und die Elektronik das alles wieder sanft unter Kontrolle bringt. Die BMW beeindruckt insgesamt vor allem mit ihrer einfachen und unkomplizierten Fahrbarkeit.

Vauli: Für mich ist die BMW das Universaltalent unter den Superbikes - da setze ich mich drauf und fühle mich auf Anhieb wohl. Obwohl sie mir im Vergleich in Sachen Chassis und Stabilität am nervösesten erscheint. Allerdings münzt sie das in ein angenehm leichtes Handling um und beeindruckt mit ihrer enormen Motorleistung. Das Vorderrad wird bei ihr tatsächlich besonders leicht und muss vom Lenkungsdämpfer beruhigt werden. Ein unglaublich sportliches und gleichsam komfortables Feature ist der Schaltassistent zum Hinauf- und Herunterschalten - das bringt Ruhe ins Fahrwerk und man kann sich voll und ganz auf das Fahren konzentrieren.

Die Statements der Fahrer zur Kawasaki ZX-10R Ninja:

Steffi: Von der Leistungsentfaltung war ich ziemlich überrascht, einerseits ist die Kawasaki bärenstark, geht aber zugleich sehr sanft und gleichmäßig an die Arbeit. Das Handling war zwar für mich etwas schwieriger als auf den beiden anderen, aber dafür, dass ich kein großer Kawasaki-Fan bin, war ich von der neuen ZX-10R absolut beeindruckt.

Zonko: Für mich ist die ZX-10R ziemlich in der Mitte zwischen Aprilia und BMW angesiedelt - die Sitzposition vorderradorientierter als auf der BMW, aber weniger frontlastig als auf der Aprilia. Die Traktionskontrolle fällt mir auf der Kawa besonders positiv auf, regelt sehr sensibel. Man kann sogar die Motorbremse einstellen - an elektronischen Features mangelt es ihr also bestimmt nicht. Es freut mich einfach, dass Kawasaki mit der neuen ZX-10R wieder ein so gutes Rennstrecken-Motorrad auf die Räder gestellt hat - die Grünen gehören nun mal auf die Rennstrecke!

Vauli: Die Kawasaki hat für mich eine gewisse Erhabenheit, beim ersten Rollout wirkte sie etwas träge, ich musste sie ein wenig in den Radius zwingen. Nach einigen Runden wurde dieser Effekt aber in eine unglaubliche Präzision umgewandelt, die eine zielgenaue Linie erlaubt. Der Motor ist nun wirklich spürbar stärker geworden und macht aus der Kawa ein enorm gutes Gesamtpaket, das nicht nur eingefleischten Kawasaki-Fans gefallen kann.

Fazit: Kawasaki Ninja ZX-10R 2016

Die ZX-10R Ninja hat eine gewisse Erhabenheit, beim ersten Rollout wirkt sie sehr stabil, man muss sie ein wenig in den Radius zwingen. Nach einigen Runden wird dieser Effekt aber in eine unglaubliche Präzision umgewandelt, die eine zielgenaue Linie erlaubt. Der Motor ist nun wirklich spürbar stärker geworden und macht aus der Kawa ein enorm gutes Gesamtpaket, das nicht nur eingefleischten Kawasaki-Fans gefallen kann. Die Traktionskontrolle fällt auf der Kawa besonders positiv auf, regelt sehr sensibel. Man kann sogar die Motorbremse einstellen - an elektronischen Features mangelt es ihr also bestimmt nicht. Als einziges Superbike ist die ZX-10R schon 2016 Euro4-tauglich!


  • tolle Chassisgeometrie
  • hochwertige Fahrwerkskomponenten
  • sehr gute Bremsen
  • viel Elektronik an Bord
  • Cockpit nicht ganz optimal ablesbar

Fazit: BMW S 1000 RR 2016

Die S 1000 RR ist das Universaltalent unter den Superbikes - da setzt man sich drauf und fühlt sich auf Anhieb wohl. Obwohl sie im Vergleich in Sachen Chassis und Stabilität etwas nervös erscheint. Allerdings münzt sie das in ein angenehm leichtes Handling um und beeindruckt mit ihrer enormen Motorleistung. Das Vorderrad wird bei ihr tatsächlich besonders leicht und muss vom Lenkungsdämpfer beruhigt werden. Ein unglaublich sportliches und gleichsam komfortables Feature ist der Schaltassistent zum Hinauf- und Herunterschalten - das bringt Ruhe ins Fahrwerk und man kann sich voll und ganz auf das Fahren konzentrieren.


  • sehr starkes Triebwerk
  • angenehme Sitzposition
  • ausgezeichneter Schaltassistent
  • in Wechselkurven etwas träge

Fazit: Aprilia RSV4 RR 2016

Die Aprilia sticht durch ihren sonoren V4-Sound einzigartig aus der Menge heraus, klingt eher nach Zweizylinder als nach kreischendem Reihen-Vierer. Man fühlt sich auf der RSV4 RR sofort wohl und kann auf Anhieb ordentliche Schräglagen fahren, ohne sich herantasten zu müssen. Vom Handling her ist sie sehr angenehm, obwohl man auf ihr ziemlich hoch thront. Für große Fahrer ist sie etwas zu kompakt. Gegenüber der Vorgängerin ist sie einfacher zu fahren, gleichzeitig aber deutlich stärker und schneller. Sie punktet vor allem am Kurveneingang mit tollem Feedback vom Vorderrad.


  • kompakter und äußerst kräftiger V4-Motor
  • sehr charakterstark
  • stabiles Chassis
  • eigenständige Optik
  • Traktionskontrolle, Leistungsmodi
  • für große Fahrer etwas klein
  • sehr steife Auslegung

Bericht vom 21.04.2016 | 22.974 Aufrufe

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