BMW R nineT vs. BMW R 1200 R - Vergleichstest

BMW Boxervergleich. Luft- vs. Wasserkühlung.

Alt gegen Neu, klassisch gegen modern, retro gegen technikverliebt, Luft gegen Wasser, cool gegen …auch ein wenig cool.

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Man muss ein Narr sein um zu glauben, dass die Bikes hier zufällig so sind wie sie sind. Wie in der Autoindustrie auch, wird die Modellvielfalt immer größer und die Grenzen zwischen Segmenten verschwimmen und verschwinden. Früher mal gab es bei BMW eine R 1200 R. Ein gutes Motorrad, wirkte jedoch brav und bieder. Sie verkaufte sich glänzend, vor dem Cafe war man damit aber niemals der große Meister. Nun hat BMW plötzlich zwei Motorräder in dieser Liga. Die eine bekam den klassischen Boxermotor mit Luft/Ölkühlung und wenig Elektronik. Sie wurde damit cooler, rustikaler und bodenständiger. Schon im ersten Jahr schlug sie ein wie eine Bombe und passt besser zum aktuellen Trend zum Vollbart wie irgendein anderes Motorrad.

Die R nineT macht es möglich: Die R 1200 R wurde moderner

Dadurch konnte die R 1200 R auch ein wenig moderner werden. Sie öffnete sich neuen Kundengruppen, wurde technokratischer, aggressiver und klinisch sauber perfekt gestaltet. Auch wenn die Motorräder zum Teil ähnlich technische Details bieten, so sind sie in der Wahrnehmung und beim Genuß komplett unterschiedliche Motorräder.

Im Sattel der R nineT fühlt man sich um Jahre zurückversetzt. Alles funktioniert zwar zuverlässig und ausgereift aber eben so wie früher. Das Ansprechverhalten ist etwas schlampiger, der Motorlauf rauer und die Lastwechsel ausgeprägter. Sie ist auch etwas schwieriger zu fahren und ganz and gar kein Bike für Typen in der Midlifecrisis die nach Jahren des Abstandes wieder zurück zum Motorrad finden. Diese Rolle könnte die technokratische R 1200 R wirklich perfekt übernehmen. Ihr wurden konzeptbedingte Nachteile entfernt, Features implemeniert und die Vorteile wurden beibehalten. Aber in der Praxis werden sich die junggebliebenen Männer nicht von diesen Ratschlag hier beirren lassen. Zurecht - Denn nach ein paar Ausfahrten hat man auch die R nineT perfekt im Griff.

Funktion vs. Emotion

Das Herzstück, der Boxermotor, punktet jedoch auch in der modernen R1200R mit seinem tiefen Schwerpunkt. Die R 1200 R fährt so in den Händen von Einsteigern spielend leicht durch die Spitzkehren. Die Profis setzen das Plus einfach in gesteigerten Speed um und wedeln famos auf den Gipfel (Hier ein Link zur Teststrecke wo das Video entstand). Kritiker könnten meinen, dem Motorrad wurde die Seele geraubt. Ich sage sie wurde perfekt. Das Ansprechverhalten vom Motor, die Kupplung und die Lastwechselreaktionen - sämtliche Schwächen wurden ausgemerzt - das Aggregat punktet nun nicht mit Emotion sondern mit Funktion.

Beiden gleich ist jedoch das satte Drehmoment aus dem Keller welches die Fahrt aus den Spitzkehren dann eben nicht nur einfach sondern auch schnell macht. Wobei sich die klassische R nineT eher bis Tempo 160 wohl fühlt und die R 1200 R auch bei 220 noch Spaß macht. Das ist gut so und passt perfekt zum Charakter der Motorräder.

Einsteiger erfreuen sich auch am durchschaubaren Einlenkverhalten und er etwas komfortableren Sitzposition im Sattel der R 1200 R. Auf der R nineT ist man etwas weiter nach vorne gestreckt und auf den ersten Kurven fühlt man sich nicht sofort zuhause. Anders als früher haben jedoch beide Boxermodelle keinen BMW typischen Telelever. Zumindest im Sattel der R 1200 R ist der Vorteil dieser Konstruktion jedoch zum Teil auf elektronischem Weg erhalten geblieben. Das moderne DDC der R 1200 R passt die Dämpferabstimmung der Gabel laufend an und kann so auch beim starken Bremsen das Eintauchen der Gabel minimieren.

Fehlende Eckend und Kanten an der R1200R werden durch die R nineT ersetzt

Beim Thema Einsatzbereich ist die R 1200 R natürlich deutlich universeller. Vom Rennstreckentraining bis zur langen Reise macht sie alles mit. Die nineT ist eher die richtige Wahl für kurze Trips bis ca. 200 km. Darüber wirkt die Sitzposition dann eher unangenehm und Gepäck für große Touren macht sich auf dem puristischen Motorrad ohnehin nicht so gut. Beiden Motorrädern ist gemein, dass sie auch Fahrern taugen, welche sich niemals auf eine alte R 1200 R gesetzt hätten. Da ist bei beiden Motorrädern den Produktmanagern ein Geniestreich geglückt.

Zurück zum Thema Technik und Elektronik wird ein Essay über die R 1200 R schnell zur Lobhudelei. Großes Navi, umfangreicher Bordcomputer, Schaltassitent Pro sind nur einige der Vorteile von der Perfektionistin. Die nineT ist einfach ein gutes Motorrad wo dann im Sattel komischerweise auch nix fehlt. So ist die R nineT eher die Empfehlung für Puristen oder auch für jene Motorradfahrer/innen welche schon ein Langstreckenmoped in der Garage haben. Für kurze Ausfahrten und natürlich zum Posen ist die nine T grandios. Auch als Customizing Projekt ist die die um Welten bessere Basis. Die R 1200 R ersetzt eine gut sortierte Motorradgarage und ist in seiner Gesamtheit ein schlicht und ergreifend perfektes Motorrad mit einem riesigen Einsatzgebiet. Die fehlenden Ecken und Kanten kann sich BMW nun erlauben - abspringende Kunden fängt die R nineT auf.

Fazit: BMW R 1200 R 2015

Die R 1200 R wurde im Jahr 2015 massentauglicher. Diesen Schritt in Richtugn Mainstream konnte die R 1200 R gehen, weil sie nun die R nine T als Kollegin zur Seite hat. Pragmatisch betrachtet erreicht sie ein hohes Maß an Perfektion. Der Boxermotor hat feinste Manieren, die Ausstattung ist komplett und die Elektronik kann den Telelever beinahe ersetzen. Sie wirkt nun moderner aber auch nicht mehr ganz so eigenständig.


  • vielseitig einsetzbares Motorrad
  • Boxermotor mit sattem Drehmoment und feinster Abstimmung in jeder Lebenslage
  • Boxertypisches einfaches Fahrverhalten in Spitzkehren
  • Hohe Fahrkomfort
  • Schaltassistent Pro begeistert auch im Sattel vom Sporttourer
  • Sie verlässt die klassische Linie der R 1200 R - wird nicht jeder mögen
  • BMW Fans könnten das gewisse "Etwas" vermissen

Fazit: BMW R nineT 2015

Strategisch perfekt umgesetzt, mit tollem Marketing begleitet tut sie auf der Straße dann genau das was sie tun soll: Sie fährt mitten ins Herz. Ein cooles Motorrad mit wenig Firlefanz welches großartig fährt. Durch den etwas ruppigen Motor und die Cafe-Racer Sitzposition ist sie auf den ersten Metern nicht ganz einfach zu fahren. Hat man sich erstmal im Sattel der nineT eingefahren, möchte man sie jedoch nicht mehr tauschen.


  • Einfaches und erdiges Motorrad mit modernem Gesamtpaket
  • Herzhafter Sound
  • Auch "Nichtmotorradfahrer/innen" erkennen vor dem Cafe den besonderem Flair vom Motorrad
  • Nicht zur zum Posen: Lässt sich dank hochwertigem Fahrwerk auch toll fahren.
  • Hoher Preis
  • Lange Wartezeit beim Kauf (wird sich im Laufe des Jahres 2015 bessern)
  • Tourenlänge ist durch fehlenden Windschutz etwas begrenzt

Bericht vom 17.02.2015 | 35.617 Aufrufe

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