KTM Freeride E Test

Kot, Nasty Nils und Vauli testen die KTM Freeride E

Hätte es Elektro-Mtotorräder vor jenen mit benzingetriebenen Motoren gegeben, wäre wohl niemand auf die lauten, wartungsintensiven Spritfresser umgestiegen - vor allem hätte anfangs niemand mit der Kupplung umgehen können! Die drei 1000PS-Tester Kot, Nasty Nils und Vauli waren jedenfalls begeistert, wie einfach sich die KTM Freeride E fahren läßt.

Werbung
powered by Honda Austria
Mehr erfahren

Es wird viel über Elektromobilität gesprochen, KTM setzt Zeichen. Die neue Freeride E ist nach langen Testphasen nun für jedermann käuflich. Das Warten hat sich gelohnt, die Elektro-KTM ist ein außergewöhnliches Konzept, das niemanden überfordert sondern allen Spaß macht.

Vaulis Meinung zur KTM Freeride E:

Als Endurist mit einigen Erfahrungen aber ohne jegliches Training war ich natürlich erfreut, als Lukas, der Betreuer des KTM Freeride E-Parks in Munderfing erklärte, dass mit der Freeride E auch völlig unerfahrene Piloten sofort zurecht kommen. Und tatsächlich, die Bedienung ist so watscheneinfach, dass ich die Freeride E auch jemandem anvertrauen würde, von dem ich lediglich weiß, dass er auf einem Fahrrad nach 100 Metern noch nicht umgefallen ist. Die Bedienung der Freeride E ist somit auch genauso leicht wie jene eines Fahrrades erklärt: Beide Bremsen werden mit den Händen betätigt, der rechte Gasgriff steuert die Geschwindigkeit. Fertig. In der schwächsten der drei Leistungsstufen kann dann eigentlich auch gar nichts passieren, der Einsatz des E-Motors ist sanft und berechenbar. Jedenfalls nicht so, wie ich es von einem Elektromotor erwartet hätte - 0 oder 1, nix dazwischen. Im mittleren Leistungsmodus geht es dann schon ordentlich zur Sache, auf der MX-Strecke reicht es für Sprünge, im Trial-Parcours erklimmt man auch die hohen Hügel ohne Probleme. Die stärkste Stufe geht zwar immer noch nicht brachial aber doch heftig zur Sache und bietet für einen Gelgenheits-Enduristen wie mich ausreichend viel Schmalz um eine Akkuladung lang Spaß zu haben - immerhin rund 45 Minuten im gemischten Betrieb (alle drei Leistungsmodi und einige kleine Päuschen nach ein paar schnellen Runden). Die Angst der erfahrenen Motocrosser und Enduro-Fahrer, man würde das richtige Fahren (mit schleifender Kupplung und Fußbremse) verlernen, lasse ich nur bedingt gelten. Die Freeride E wird fürs erste keine Konkurrenz für die bestehenden Sprit-betriebenen Enduros und Crosser sein sondern eine neue Käuferschicht erschließen. All jene, die mit möglichst wenig Aufwand ohne nach Benzin zu stinken oder Lärm zu machen Spaß haben wollen, sind bei der Freeride E genau richtig. Das Einsatzspektrum erweitert sich unglaublich, jeden Waldweg, auf dem Mountainbikes fahren können/dürfen, wird die Freeride E erobern. Dafür ist der Preis von über 11.000 Euro zwar enorm, aber durchaus gerechtfertigt.

Kots Meinung zur KTM Freeride E:

Wie lange mag meine Ausrede, eigentlich keine Offroad-Erfahrung zu haben, wohl noch funktionieren? Wie lange kann man glaubwürdig vermitteln, dass man praktisch noch fast nie mit dem Motorrad im Gelände war? Also bei mir sind es sicher noch unter 10 Mal, das ist doch eigentlich nichts, vor allem habe ich noch nie ein Rennen bestritten oder musste wirklich an mein Limit gehen. Denn vom Körpertraining weiß ich, dass nur was weitergeht, wenn man sich richtig fordert. Um Grenzerfahrungen geht es im E-Cross-Center Munderfing eher nicht, mehr um Spaß und Kennenlernen, wie beim Speeddating. Anders als dort gibt es aber nur eine Bekanntschaft zur Auswahl, die KTM Freeride E. Wie eingangs erwähnt, habe ich beschränkte Erfahrung im Offroad-Sport, aber extrem viel Talent. Bei meinen sehr seltenen Ausflügen ins Gelände griff ich meist zur anfängerfreundlichen und kräfteschonenden 250 EXC-F. Wichtigste Eigenschaften: Überfordert nicht und hat einen zuverlässigen Elektrostarter. Die Freeride E ist da ähnlich, mit dem Unterschied, dass sie einen Elektromotor hat. Der verfügt über 3 verschiedene Leistungsstufen, die sich im Stand anwählen lassen. Mit dem Einser fährt man lässig-locker durch leichtes Gelände, der Zweier drückt schon fest an und den Dreier hätte ich so stark nicht erwartet. Wohlgemerkt haben wir es mit 22 PS zu tun, aber Elektromotoren folgen anderen Gesetzen. Volles Drehmoment per sofort, und das ohne Kupplung. Beide Hebel betätigen hier die zwei Bremsen vorne und hinten, die Eingewöhnungszeit war trotzdem Null. Nur die Gasdosierung braucht einige Zeit und das Timing, wann vor einem Hindernis man am Griff drehen muss. Ungewohnt ist auch, dass durch das Wegfallen des Motorengeknatters andere Geräusche wahrgenommen werden, zum Beispiel das Wetzen der Gummistollen am Untergrund, das Rauschen des Schotters und das Klappern des ganzen Werkels, was den falschen Eindruck erweckt, es wäre etwas filigran. Tatsächlich ist die Freeride ebenso hart im Nehmen wie ihre benzinschluckende Schwester und macht mindestens so viel Spaß. An mein ferngesteuertes Auto musste ich trotzdem dauernd denken. Jedenfalls habe ich jetzt richtig Lust gekriegt, endlich richtig viel Offroad-Erfahrung zu sammeln.

Nasty Nils´ Meinung zur KTM Freeride E:

Neuen Technologien stehe ich immer sehr aufgeschlossen über. Außerdem bin ich ein pragmatischer Typ und hab für emotionale Themen wie Design oder Sound wenig über. Ein Bike wie die Freeride kommt mir da total entgegen. Denn wenn es mir darum geht Fahrspaß und Adrenalin zu erleben, dann erfüllt die elektrische KTM diese Aufgabe genauso gut wie eine normale Enduro. Ich habe die Beschleunigung genossen, die Traktion gut gespürt und auch gehört, das ganze Spiel mit der Gewichtsverlagerung und der Balance am Motorrad ist ähnlich wie bei einer Benzinenduro. Wir hatten feine Duelle und auch mit der Elektro-Enduro war ich nach den Runden verschwitzt und glücklich. Gut gefallen hat mir sofort die Bedienung der Hinterbremse mit den Fingern. Das hat von Anfang an gut geklappt und hat mir einen sauberen Fahrstil ermöglicht. Etwas Übung erfordert jedoch die fehlende Kupplung vor heftigen Hindernissen. Man muss in solchen Situationen die Freeride mit der Hinterbremse und geöffnetem Stromgriff vorspannen und kann sie so über das Hindernis katapultieren. Mit der Reichweite hatte ich hier im E-Crosscenter keine Probleme im Gegenteil. Meine Batterien waren immer vor den Batterien der KTM leer. Eine klassische Enduro kann die Freeride E aber nicht ersetzen. Ausgedehnte Ausflüge würden mich wegen der begrenzten Reichweite zu sehr stressen. Privat werde ich mir bestimmt eine elektrische Freeride zusätzlich zu meiner EXC kaufen. Damit kann ich im Garten Endurofahren ohne die Nachbarn zu stören. Wird fein!

Fazit: KTM Freeride E-XC 2014

KTM wagt den Schritt - erstmals bringen die Mattighofener ein Elektro-Motorrad auf den Markt, das höllisch viel Spaß macht und überraschend unkompliziert funktioniert. Durch die drei verschiedenen Leistungsstufen kommen vom Anfänger bis zum Profi alle auf ihre Rechnung. Erstaunlich ist, wie sanft man mit der Freeride E in schwierigen Passagen anfahren kann, während beim vollen "Strom aufreißen" das Elektromotor-typische hohe Drehmoment sofort zur Verfügung steht. Auch die Reichweite ist mittlerweile ganz anständig, 45 Minuten hält der Akku - da gehen sich schon größere Enduro-Runden aus. Natürllich kostet die Vorreiterrolle mehr Geld, die Freeride E ist mit über 11.000 Euro kein billiger Spaß. Auch das Geld für einen zweiten Akku sollte man einplanen - sonst ist nach 45 Minuten erstmal Schluss, einfach in zwei Minuten Nachtanken geht nicht. Das geniale an der Freeride E ist aber, dass sie jegliche Mountainbike-Wege und vom Konzept her wohl auch den urbanen Bereich erobern kann - wir warten "mit Spannung" ab.


  • Wenig Lärm
  • kaum Motorwartung nötig
  • hochwertige Komponenten
  • leichtes Handling
  • drei Leistungsstufen - für Anfänger und Profis nutzbar
  • hoher Preis
  • Akku laden dauert viel länger als Benzin nachtanken
  • fehlende Kupplung erschwert das Lupfen des Vorderrads

Bericht vom 18.10.2014 | 22.598 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts