Honda PCX

Wenn ein Mensch steht, läuft er nicht. Beim Honda PCX ist das ganz genauso.

Honda PCX125

Sparen muss nicht verzichten bedeuten, und wenig(er) trinken kann durchaus Spaß machen.
   
Honda hat das Roller-Programm kräftig ausgebaut, das Angebot alleine in der 125er-Klasse ist vielfältig wie noch nie zuvor. Ein ganz besonderer Vertreter unter den Achtelliter-Scootern ist der PCX: Er ist ein Sprit-Sparmeister, dank (abschaltbarem) Start-Stopp-System. Das ist jedoch nicht sein einziges Talent: Er ist auffallend fesch gestylt und offeriert eine in dieser Klasse außergewöhnliche Stauraum-Variabilität.

Es begab sich an einer jener Wiener Kreuzungen, an der die Grün-Phasen ultrakurz und die Rot-Phasen extralang sind, als mir eine ältere Dame die linke Schulter tätschelt: Das ist aber brav, dass sie den Motor abstellen, sagt sie. Danke, sag ich zurück: Aber ich wars nicht! Ach so? kommts mit tausend Fragezeichen zurück. Nun ja, die Rot-Phase ist lange genug, um den Erklärungsbedarf der freundlichen Passantin zu befriedigen: Der hat ein Start-Stopp-System. Die Reaktion: noch mehr Fragezeichen. Was heißt denn das? Der stellt sich automatisch ab, wenn er steht. Was es alles gibt! höre ich noch. Dann wirds grün.

Brav, dass sie den Motor abstellen.


Andere sehen das weniger positiv, im ersten Moment. Nächste Ampel, nächste ultrakurze Grün-, extralange Rot-Phase: Hearst, Oide, dei Reibn is abgsturbn, giftet einer, neben dem ich mich zwecks Wegspurten an der Startlinie postiert habe, aus dem (Lieferwagen-)Fenster heraus. Mit einem hau ab, du hoitst mi a no auf, erstickt er jegliche meinerseitige Erklärungsbereitschaft. Und vergisst doch glatt, als die Ampel auf Grün schaltet, loszufahren.
 
Weil er nämlich eh blitzartig wieder anspringt, der Honda PCX, wenn ich am Gasgriff dreh. Und wieder eine Ampel. Wie zu erwarten: kurz grün, lange rot. Und siehe da, es gibt auch Ovationen: Fesch ist der, meint einer, der mir auch gleich erzählt, dass er sich grad einen Roller kaufen will, und dem es gut gefällt, dass bei Honda auch die Scooter so ein scharfes und doch freundliches Gschau haben wie die großen, schnellen Eisen. Der will auch gerne hören, was der PCX so Besonderes kann, und er lässt sich das Start-Stopp-System nicht nur erklären, sondern auch vorführen. Aber ich hör ja gar keinen Starter! Aha, ein Fachmann. Er kann ihn nicht hören, weil das Start-Stopp-System des PCX nicht über einen Startermotor agiert, sondern über die Lichtmaschine. Deren Rotor fungiert nämlich, quasi in Umkehrfunktion, gleichzeitig als Starter.

Superb abgestimmte Variomatik.


In der Praxis funktioniert das so, dass sich der Einzylinder bei Stillstand (an der Kreuzung oder zu einem kurzen Pläuschchen) automatisch nach drei Sekunden abstellt, sobald der Motor warmgelaufen ist. Bedenken, dass das Aggregat in der Anroll-Phase wenn zu erwarten ist, dass es eh gleich grün wird und man nicht stehenbleiben und die Füße runterstellen will ausgeht, sind unbegründet. Auf Standby gehts erst, wenn das Fahrzeug wirklich steht. Um ihn wieder zum Leben zu erwecken, genügt ein Milli-Millimeter Drehen am Gasgriff, und der Motor säuselt munter, dabei flüsterleise weiter. Dank superb abgestimmter Variomatik ist Vortrieb verzögerungsfrei und spontan vorhanden. Wem das Ganze trotzdem suspekt vorkommt: Die Leerlaufabschaltung ist per Tastendruck - abschaltbar. Tut man das, verzichtet man auf die Benzin-Ersparnis von rund fünf Prozent und muss früher zur Tankstelle.

Eines darf man nicht tun: Aufstehen.


Denn mit dem Start-Stopp-System geben die Honda-Techniker einen Verbrauch von 2,1 Liter Sprit auf 100 Kilometern an. Das macht bei einem Tankinhalt von 6,2 Litern fast 300 Kilometer Reichweite. Da sollte bei einer täglichen Kilometerleistung von rund 40 km einmal Volltanken locker für eine Woche reichen. Eines darf man bei stillgelegtem Motor nicht tun: Aufstehen. Sprich den Kontakt zwischen Popo und Sitzbank unterbrechen, aus welchem Grund auch immer, entweder, um sich Verkehrsüberblick zu verschaffen oder weshalb auch sonst. Denn das signalisiert den Sensoren, dass der Pilot abgestiegen ist. Ob aus freien oder unfreien Stücken, das ist dem System egal, dann stellt sich der Motor wirklich ab. Die Start-Zeremonie folgt sodann den üblichen Regeln: Zündung (erst aus, dann) an und Knopf drücken.
Was der PCX sonst noch kann: Er macht was her. Er wirkt optisch gar nicht klein, ist aber vollgetankt nur 124,4 Kilo schwer. Er wirkt auch freundlich, was vielleicht an seiner Herkunft liegt. Er wird in Thailand, dem Land des Lächelns, gebaut. Unter strenger japanischer Aufsicht. Damit erfüllt er alle Erwartungen, die man an einen/eine Honda hat: blitzsaubere und solide Verarbeitung, durchdachte Detaillösungen, die auf den ostasiatischen Markt zugeschnitten auch eine spezielle Langfinger-Abwehr inkludieren: Das Zündschloss kann mit einem Schlüssel-Dreh dergestalt blockiert werden, dass man nicht darin herumfuhrwerken kann. Und die Sitzbank sowie die Tankklappe kann nur dann per Tastendruck geöffnet werden, wenn das Gefährt auf dem Hauptständer steht.

Topspeed 100 km/h.


Apropos Sitzbank. Darunter befindet sich ein Stauraum, der die Aufnahmefähigkeit eines Integralhelmes nicht bloß verspricht, sondern auch hält. Und zwar ohne Fummelei. Das ist in der Achtelliter-Klasse absolut beachtenswert. Die Handschuhe übrigens kann man entweder in den Helm stopfen oder, wenn es dünne sind, auch ins Staufach in der Frontschürze.

Die gebotene Leistung, die das erlaubte Limit von 15 PS nicht ausnützt, ist kein Grund, sich nicht vorne, an der Startlinie, aufzustellen. Die 11,3 PS sind absolut ausreichend, denn der PCX ist nicht nur ein Blitz-Starter, sondern auch ein Blitz-Sprinter. Mit der reell erreichbaren Top-Speed von knapp 100 km/h kommt man auf der Stadtautobahn gut aus und auf kurzen Landstraßen-Abschnitten ebenso einigermaßen.
 
Aber auf die Autobahn gehört er definitiv nicht doch dafür ist er ja nicht gebaut, sondern für das Dickicht der Städte. Und dort macht er einfach Spaß! Er spurt auf seinen 14-Zöllern stabil dahin, lässt sich am breiten Rohrlenker präzise um die Ecken schwenken, bietet knackigen, stuckerfreien Federungskomfort, tolle Ausgewogenheit und enttäuscht auch beim Bremsen vorne via Scheibe, hinten via Trommel - ganz und gar nicht. Alleine deshalb schon weil Honda auch den Kleinsten und Günstigsten wie dem wohlfeilen PCX ein kombiniertes Anker-System spendiert.

Er ist in Schwarz, Weiß und/oder Silber zu haben.


 

Text: Trixi Keckeis
Fotos:
Honda

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Bericht vom 27.10.2011 | 14.406 Aufrufe

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