Hypermoto - Supermoto

Angeblich sind sie Gegner, doch eigentlich sind sie grundverschieden. Gewaltige Fahrmaschinen sind sie beide! Die KTM hält übrigens einiges aus - auch im Kies!

Ducati Hypermotard 1100 S - KTM 950 Supermoto R

Sollte eine kurze Probefahrt die Kaufentscheidung sein, dann geht mit ziemlicher Sicherheit immer die KTM 950 Supermoto R als Sieger hervor. Bei den ersten Runden mit der Ducati Hypermotard war die Euphorie offen gesagt gedämpft. Wir erwarteten eine Supermoto und fuhren wie mit einer Supermoto. Die Eingewöhnungszeit dauerte ungewöhnlich lange bis wir begannen die Ducati zu verstehen. Ganz anders die KTM. Schon nach den ersten Metern fühlt man sich auf ihr wohl. Das Fahrverhalten ist für Laien und Profis viel transparenter.

Dann gingen wir ins Detail, begannen zu verstehen und das Match wurde spannender...

Bei Ducati hatte der Designer freie Hand. Die Kostenrechner hatten sicherlich einige unlösbare Aufgaben auf ihrem Schreibtisch liegen. Die KTM hat beim Design die Bürde des Baukasten-Designs und erzeugt vorm Eissalon oder im Fahrerlager niemals die selbe Wirkung.

Das Fahrverhalten:

Ducati und KTM gingen ganz unterschiedlich an das Thema ran. KTM hatte als Basis eine Enduro und baute daraus eine Supermoto. Bei Ducati war schon die Multistrada keine echte Big Enduro und auch die Hypermotard ist keine echte Supermoto. Die Ducati lauert wie ein Kampfjet auf kleine Impulse am Lenker. Schon auf der Geraden wartet Sie darauf in die nächste Kurve gedrückt zu werden. Ihr Revier ist der Slalom hinauf auf den Berg. Am liebsten mag sie Wechselkurven durch die sie flink hindurch wedelt. Möchte man die Schräglage jedoch steigern und lange Kurven mit einem sauberen und schnellen Strich durchziehen, muss man andere Seiten aufziehen. Hier verlangt die Ducati dann doch deutlichen Druck am Lenker um auf Kurs zu gehen. Die Hypermotard möchte eigentlich wie ein Sportler gefahren werden. Also eher mit leichtem Hangoff und etwas mehr Körpereinsatz in den schnellen Kurven. Dann wird sie schnell und zieht den Strich sicher zu Ende.

Die KTM ist trotz der 950 ccm noch eine echte Supermoto. Ellbogen hochgestreckt, Impuls am Lenker gesetzt und schon fällt das Bike in jede beliebige Schräglage. Sämtliche Kurven gelingen durch geringe Kräfte am Lenker und mit dem Rest des Körpers muss nicht gearbeitet werden. Homogen, neutral, einfach durchschaubar wird sie von allen Fahrern beschrieben. Trotzdem aber bei Bedarf ein furchtbar schnelles Motorrad welches bei allen Streckenabschnitten vorne dabei ist.

An der Front, draußen an den Motorradstrecken, gibt es schon erste Erfahrungen mit den beiden Motorrädern. Das Feedback deckt sich mit unseren Erfahrungen, wurde aber um einen interessanten Aspekt erweitert. Die Ducati ist wahrlich nicht deppensicher, denn so ziemlich jeder Ducati Händler hat zur Zeit eine geschändete Hypermotard in der Werkstatt stehen.

Der Motor:

Am Papier hat die Ducati 3 PS weniger und rein technisch zieht sie mit dem scheinbar alten V2 mit zwei Ventilen pro Zylinder und Luftkühlung gegen das moderne Aggregat der KTM den Kürzeren. Doch Ducati baute schon V2 Motoren für die Strasse als die Kanten ihr Dasein ausschließlich im Gelände fristeten und bietet so eine richtig ausgereifte Lösung. Die Konzepte sind unterschiedlich und das von KTM sieht nur auf dem ersten Blick am Papier als das klar bessere aus. Denn in der Praxis erfreut man sich am höheren Drehmoment des Ducati-Motors im unteren Drehzahlbereich. Aus engen Spitzkehren wird keine Spitzenleistung benötigt und hier muss man auf der KTM mit der Kupplung nachhelfen um die gleiche Leistung ans Hinterrad zu liefern. Klare Sache aber dann natürlich wenn die Strecke höhere Drehzahl zulässt. In weiten Kurven und auf den geraden dreht man den KTM Motor in jenem Bereich wo der Ducati Motor schon beginnt brustschwach zu werden und überholt problemlos. 

In Sachen Motorabstimmung leistet sich keine der beiden Motorräder einen Schnitzer. Beide nehmen am Scheitel das Gas sauber und ruckfrei an, beide ziehen auch aus dem Drehzahlkeller sehr geschmeidig bis an die jeweilige Drehzahlgrenze.
 

Die Bremsen:

Feinste Ware wurde hier an beiden Motorrädern verbaut. Beide Hersteller vertrauen auf radial montierte Brembo Sättel und auf radiale Bremspumpen. Die Bremsen sind niemals überfordert und hier sieht man und fühlt man warum diese Motorräder keine Schnäppchen sind. Es gibt hier einfach keine Kompromisse und nicht eine einzige billige Komponente welche den hochwertigen Gesamteindruck trüben könnte. In der Praxis wird man mit beiden Bremsen gleichermaßen zufrieden sein, allerdings wird bei der Ducati immer etwas Respekt mit fahren. Hier beißen die Brembos richtig scharf in die Bremsscheiben und bei wenig Grip ist wirklich Vorsicht geboten.

Die Reifen:

Hier hat meiner Einsacht nach Ducati die bessere Wahl getroffen als KTM. Vor allem dann, wenn man Rennstreckeneinsätze mit Landstraßenausfahrten kombiniert. Auf der Hypermotard S ist ein Pirelli Diablo montiert. Der harmoniert mit der Hypermotard übrigens auch wesentlich besser als der Bridgestone BT014 mit der Standardversion der Hypermotard. Bei KTM wird der Scorpion Sync montiert. Ebenfalls ein guter Reifen, welcher bei hohen Temperaturen aber nicht so viele Reserven hat wie der Diablo. Auf der Rennstrecke zum Beispiel, erreicht nach langen Turns der KTM Hinterreifen früher das Limit als der Pneu an der Hypermotard S.
 

 
2 Ventile, luftgekühlt aber immer noch ein Aggregat mit hohem Fun-Faktor. Der Bordcomputer wird mit dem "MODE" Schalter am Lenkerende bedient. Gute Lösung!
Ducati Hypermotard S Ducati Hypermotard S Ducati Hypermotard S
Sieht wunderbar aus und funktioniert auch so: Bremse und Gabel. Sieht wunderbar aus funktioniert aber nicht ganz so gut: Der Spiegel. Ducati bietet verschiedene Auspufflösungen an. Serie (im Bild), Termignoni legal und Termignoni illegal.
Ducati Hypermotard S Ducati Hypermotard S Ducati Hypermotard S
Ein scharfes Bike aus Italien braucht ganz einfach eine Einarmschwinge. Versteht ihr nun was ich mit den wunderschönen Details meine? Öhlins Federbein in der S-Version. Der Aufpreis zur Standard-Hypermotard lohnt sich.

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Die Details:

Kompromisse gibt es bei keinem der beiden Motorräder. Bei KTM lag der Schwerpunkt jedoch ganz klar beim Thema Sportlichkeit und Fahrverhalten bei Ducati versuchte man diese auch in jedem Detail mit vollendetem Design zu kombinieren.

Beispiele finden sich viele: Die Kombination Gabel, Rahmen und Schwinge wirkt bei beiden Motorrädern sehr stabil und im Fahrbetrieb tun sich hier keine Schwächen auf. Auch die schnelle Kurve hin zur Zielgeraden kann die Bikes nicht aus der Reserve locken. Mit bloßem Auge merkt man an den Schwingen, dass hier nur die feinste Wahre verbaut wurde. Bei Ducati konnte man aber natürlich nicht anders und schmiegte eine wunderschöne Einarmschwinge um das Rad.

Oder aber das Cockpit: Bei KTM zwar recht leicht und kompakt, kommt aber doch ein wenig Gatschhupfa-Flair auf. Bei der Ducati auch hier ein edler Touch. Ein weiteres Highlight im Ducati Design ist der Tank. Er schmiegt sich eigentlich vom Lenkkopf bis weit ins Heck und ist ein Kunstwerk für sich. So bleibt die Hypermotard super schlank und super sexy aber auch super spartanisch. 11,5 Liter Tankvolumen ist doch recht knapp bemessen und unter der Sitzbank ist nicht der geringste Stauraum vorgesehen. Die KTM gibt sich hier wesentlich praktischer. 14,5 Liter Tank und Stauraum zumindest für ein kleines Verbandspackerl sind vorhanden, das breitere Erscheinungsbild aber ebenso.

So sehr wir ausgefallene Ideen auch lieben, in der Praxis sind die stinknormalen Spiegeln an der KTM einfach die bessere Wahl. Klar bieten die einklappbaren Spiegel lässige Vorteile beim flotten Ausflug auf die Rennstrecke, in der Stadt aber wird die Hypermotard damit aber so breit wie eine Goldwing. Der Genießer soll sich darüber jedoch keine großen Gedanken machen. Die Freude an dem leckeren optischen Detail überdeckt bestimmt die praktischen Nachteile. Der Pragmatiker wird aber bestimmt auch hier mit der Lösung an der KTM glücklicher werden.

Früher hatte jeder Stamm seinen geschätzen Fährtenleser. In Motorrad-Cliquen übernimmt diese Rolle nun der Reifenbild Experte. Die Ducati wirkt viel schlanker. Der schmale luftgekühlte V2 Motor und der fehlende Wasserkühler machen es möglich.
 

Schweizer Gründlichkeit - Crash in Runde Sieben

Zuerst gab es nur einen Rutscher... ...doch ein paar Runden später hatten die Schutzengel genug.

Unser Schweizer Freund Toby bezeichnet seine ereignisreiche Vergangenheit bei diversen KTM Präsentationen als "Pechsträhne". Klar war ein wenig Pech dabei, als er bei der KTM Super Duke Präsentation in Fuerteventura einen Rückwärtssalto hinlegte. Der Wheely hätte ja auch ganz normal zu Ende gehen können. Als Glück bezeichne ich jedoch sein äußerst positives Abschneiden beim letzten Event in Spanien. Dort tauschte er nach einem gigantischen Sprung mit der 250er SX samt bombastischer Landung das Motorrad gegen einen kühlenden Eisbeutel. Sein dickes Knie war am nächsten Tag jedoch überhaupt kein Thema mehr. Dann sprachen alle nur noch über die englischen Journalisten, welche bei der nächtlichen Ausfahrt einen gemieteten Renault Espace mit massiven Ölverlust in den Strassengraben stellten. Klar konnte sich niemand erklären wie es zur aufgerissenen Ölwanne kam. Die Schweizer Pechsträhne schreite also nach frische Geschichten.

Kritische Menschen könnten sagen, es wäre zu verhindern gewesen. Denn schon in der dritten Runde auf der für ihn doch noch relativ unbekannten ungarischen Rennstrecke sorgte ein grimmiger Hinterradrutscher für kurzen Atemstillstand. Doch der Schreck währte nur kurz. Im ersten Turn, um 10 Uhr morgens, nach gerade mal 7 Runden lag die Kante im Kies.

Doch wir waren begeistert. Erstens von den Möglichkeiten welche diese Geschichte bei den nächsten Treffen verarschungstechnisch bedeutete und zweitens von den äußerst geringen Schäden an der KTM. 140 km/h Kurve mit Vorderradrutscher: Lenker verbogen, Tank angekratzt und Fußraste deformiert. Dann noch die Ständeraufnahme welche gleichzeitig als Sturzpad fungiert und so die Schwinge vor groben Beschädigungen schützt. Im Zubehörladen wurde schnell ein neuer MX-Lenker gekauft, umgebaut und schon konnte das muntere Treiben fortgesetzt werden. Wir haben es nicht ausprobiert, doch ein Sturz dieser Art wäre mit der Ducati bestimmt empfindlich teurer geworden. Das Sprichwort: "Schönheit muss leiden", passt perfekt zum Abgang ins Kies mit der Ducati.

 

Der Komfort:

Beides sind sportliche Motorräder doch bei beiden wurde auch auf Komfort nicht vergessen. Auch längeren Touren sollten zumindest von Seiten der Sitzbank kein Problem sein. Hier wurde ein gemäßigter Weg eingeschlagen. Bei Ducati gibt es aus dem Performance Programm jedoch eine knackige Racing-Sitzbank, welche sofort ein direkteres Gefühl vermittelt. Diese ist straffer und ohne die Sitzmulde, welche mehr Bewegungsfreiheit zulässt.

Bei der Kupplung hat Ducati reagiert und konnte die Kupplungsfederkraft durch zusätzliche Kupplungsscheiben verringern. Die Kupplungshand kann hier etwas schmächtiger ausfallen als bei anderen Ducati Modellen. Die Kupplung an der KTM war für uns immer schon eine gute Wahl und lässt sich perfekt dosieren und einfach bedienen.

Auch beim Schalten spürt man die unterschiedlichen Ursprünge. Die KTM hat größere Schaltwege und die Gangwechsel gelingen mit Strassenstiefel nicht immer 100% präzise. Die Duc fährt sich besser mit Strassenstiefeln, die KTM verträgt besser die festeren Supermoto-Treter.

Die Deluxe-Versionen:

Bei beiden Motorrädern haben wir die jeweilige "Deluxe" Version probiert. Bei KTM die 950 Super Moto R, bei Ducati die Hypermotard S. Würden wir die Standardvarianten gegeneinander antreten lassen, hätte die KTM ein wesentlich leichteres Spiel mit der Ducati. Denn bei KTM ist die Standard-Variante mit dem besseren Fahrwerk ausgestattet. Bei Ducati spürt man zum einen das geringere Gewicht der geschmiedeten Felgen in der S Version und zum anderen das bessere Öhlins-Federbein. Man kann das jetzt entweder so sehen: Bei Ducati lohnt sich der Aufpreis der Deluxe Version mehr also bei KTM, oder so: Bei KTM ist schon die Standard-Variante gut genug. Ist aber auch logisch: Denn bei KTM kostet die scharfe Variante nur ein paar Hunderter, bei Ducati jedoch über 2000 Euro mehr. Trotzdem klare Empfehlung: Bei Ducati würde ich auf alle Fälle den Hintern zusammen zwicken, das Konto schwer ins Minus reißen und die S-Version kaufen. Bei KTM kann man die Optik und das Konto entscheiden lassen. Überaus zufrieden wird man mit beiden Versionen sein.

 
Das Display ist leicht und funktionell. Nicht mehr und nicht weniger. Der Motor in der KTM vermittelt mehr Sportlichkeit als das Ducati Aggregat. Immer wieder ein schönes Erlebnis das LC8 Aggregat nach oben drehen zu lassen.
Die Schwinge, der Rahmen und alles was diese miteinander verbindet haben auch schon Dakar-Einsätze überlebt. Eigentlich überdimensioniert aber im Sturzfall äußerst zäh. WP liefert die Fahrwerks-Komponenten bei der KTM. Der Unterschied von der Standardversion zu der R-Version ist vorhanden aber verkraftbar.
Die Bremserei an der KTM verzögert gut, flösst aber keine Angst ein. Auch bei KTM kann man upgraden. Hier der Serienauspuff, im Powerparts Prospekt wartet Akrapovic. Viele Gründe sprechen dafür: Design, Gewicht und der Sound. Doch einer spricht dagegen: €

Welches Bike für wen:

Bisher hatte bei Vergleichen immer KTM das Motorrad mit den emotionaleren Entscheidungsgrundlagen. Doch diesmal ist es ganz klar di e Ducati, welche man aus dem Bauch heraus kauft. Die KTM bietet trotz gewaltigem Speed ein einfaches Handling auf dem Niveau von Fahrschulmotorrädern. Das macht es aber nicht nur für Anfänger und Widereinsteiger zu einer guten Wahl. Denn auch der schnelle Experte, kann mehr geistige und körperliche Ressourcen auf die folgende Kurve lenken, während die zurückliegende von alleine fertig gefahren wird. Freunde von italienischen Motorrädern nennen so etwas "charakterlos". Pragmatisch gesehen: Die besseren Fahreigenschaften hat die KTM. Beim Fahrstil kommt die KTM jenen Piloten sehr entgegen, welche bisher auf Enduros oder Supermotos unterwegs waren.

Die Ducati trifft den Motorrad-Enthusiasten einfach mitten ins Herz. Das Motorrad bietet eine Detailverliebtheit an jeder Ecke des Motorrades. Wer sich optisch in die Ducati verliebt hat, wird dann mit der eher hemdsärmlig gestalteten KTM nicht mehr zufrieden geben. Dort liegen die Ursprünge bei einer Enduro, hier hatte der Designer scheinbar vollkommen freie Hand. Der Ducati-Freak wird dann die längere Eingewöhnungszeit in Kauf nehmen und auch mit knallhart kalkulierten 11,5 Litern im Tank wunderschöne Touren fahren. Generell werden sich ehemalige Supersport Piloten mit ihrem Fahrstil auf der Hypermotard leichter tun als auf der KTM. Hang off ist nötig um anständige Linien zu fahren.

 

Coming soon auf 1000PS: BMW HP2 Megamoto

Die Dritte im Bunde ist die 1200er Megamoto von BMW. Ganz edel, ganz teuer und sicherlich nicht langsam. 1000PS wird damit auf der Heimstrecke und auf der Kartstrecke wüten. Video, Bericht und Fotos kommen Mitte August auf 1000PS.

   

Related Links:

Fahrphotos: PanPhoto (www.pannoniaring.com)
 

Bericht vom 30.07.2007 | 14.396 Aufrufe

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