Motorradtour durch die Rocky Mountains

"Mit dem Motorrad einmal durch die Rocky Mountains", das klang schon wieder nach einer faden Harley Tour.

Wo Bären immer Vorrang haben

Kanada: Mit dem Motorrad auf den Spuren von Meister Petz

von Hansjörg Franz / Xdream holidays

Die Idee hörte sich anfangs gar nicht so gut an: Mit dem Motorrad einmal durch die Rocky Mountains, das klang schon wieder nach einer faden Harley Tour. Nicht dass mir Harleys optisch nicht gefallen, aber ich bin halt eher der "racer" und nicht der "cruiser". Aber Mike aus Whistler kannte mich anscheinend schon. Er rief mich im Büro an und wollte mir seinen neuesten Erwerb mitteilen. "Wir haben jetzt Speed Triples und Speed 4," klang es ganz aufgeregt durchs Telefon, "willst du nicht mit uns auf eine Tour kommen?" Meine vorerst gelangweilte Miene hellte sich plötzlich auf. "Hmmm, ok - ich sag nur schnell meiner Frau Bescheid, wann soll´s denn losgehen?"

Mike ist der Besitzer von Rocky Mountain Motorcycle Holidays. Schon seit 20 Jahren organisiert er Motorradtouren durch die Rocky Mountains und zeigt seinen Kunden die besten Plätze von British Columbia. Es dauert also nicht lange, da finde ich mich wieder einmal in Whistler, nur ca. 3 Stunden entfernt vom Flughafen in Vancouver. Wenn man das erste Mal nach Whistler kommt, verschlägt es einem den Atem. Bekannt als Wintereldorado hat es sich im Sommer zu einem Mekka für Mountainbiker, Skater und Adrenalinjunkies gemausert. Mountainbiker werden mit der Gondel zum Gipfel gebracht und runter geht's auf mehr als 100 verschiedenen Downhill-Pisten zurück zur Talstation. Auf dem Parkplatz ist den ganzen Tag High-Life angesagt. Skater und Rollerblader toben sich im riesigen Skater-Park aus und aus gigantischen Boxen dröhnen heiße Beats. Am liebsten würde ich gleich eine ganze Woche nur dort verbringen, aber am Nachmittag treffe ich Mike und er zeigt mir die nagelneuen Triumph Modellpalette. Ich bin begeistert und auf einmal weiß ich nicht mehr, ob ich mich für Speed Triple, Speed Four, die Sprint RS oder die Tiger entscheiden soll. "No problem" meint er, mit einer beiläufigen Handbewegung. "Wir haben immer ein paar Ersatzmotorräder mit, du kannst also auch jeden Tag ein anderes Modell probieren!" Das nenn ich ein Service, das Begleitfahrzeug führt auf allen Touren ein paar Motorräder mit, sodass während der Reise gar nichts schief gehen kann.

Jetzt geht's aber endlich los und wir verlassen Whistler für eine 7-tägige Tour vorbei an all den Highlights der Rocky Mountains. Von Anfang an bin ich mir gar nicht sicher, ob ich mich jetzt auf einer Straße befinde, oder nicht doch auf der Rennstrecke. Der Grip ist gigantisch und die Straßen sind überbreit. Nur statt den Boxenludern gibt es reges Tierleben am Straßenrand. Die sind auch der einzige Grund, warum das Tempo im "führerscheinentzugsfreien" Bereich bleibt. Ach ja, und da ist auch noch die Landschaft. Selbst die kitschigsten Postkarten reichen kaum an die imposante Wahrheit heran. Die Coast Mountains und die langen Gebirgspässe lassen wir allerdings nach der Überquerung des mächtigen Frazer Rivers hinter uns. Dann geht's weiter über kurvenreiche Wüstenstraßen in der hügeligen Shuswap Region. Auch hier im wüstenähnlichen Gebiet ist der Grip überdurchschnittlich gut. Und die langen, übersichtlichen Kurven auf meist leeren Straßen lassen sich eindrucksvoll im klassischen hang-off nehmen.

Bei Revelstoke geht es dann wieder ins Gebirge. Vorbei am Glacier Park mit seinen atemberaubenden hängenden Gletschern führt unsere Tour über den Rogers Pass tief in die canadischen Rocky Mountains. Mit etwas Aufmerksamkeit sehen wir da und dort einen Elch am Straßenrand und in den Felsen entlang der Strecke tummeln sich Bergziegen. Kurz vor Banff entpuppt sich sogar ein schwarzer Punkt in einem Schotterfeld als mächtiger Schwarzbär.

Von Banff fahren wir dann Richtung Süden. Mike führt uns heute auf einer wirklich feinen Route durch fruchtbares Obst- und Weinbaugebiet und auch die eine oder andere Weinverkostung steht an. Zum Abschluss des Tages müssen wir schließlich unsere Motorräder noch auf die Fähre verladen um nach Nelson zu gelangen. Dieses Nelson ist ein verschlafenes, verträumtes Städtchen mit freundlichen Einwohnern in den Bergen von B.C. Und die Umgebung lädt zum Wandern, Mountainbiken oder Schwimmen ein. Trotz des großen Angebotes an Aktivitäten müssen wir am nächsten Tag schon wieder weiter. Heute merkt man richtig, wie sehr Mike die Kurven liebt. Über unzählige Pässe geht's wieder Richtung Westen durch die Rocky Mountains. Hier im Süden sind die Straßen noch verlassener. Trotzdem sind sie in besserem Zustand als bei uns so manche Autobahn. Und was mich wieder einmal verwundert ist die Breite der Straßen. Enges Winkelwerk findet sich selten. Dafür gibt's breite, übersichtliche Passstraßen mit Kurven in meist mittleren bis großen Radien. Der nach wie vor perfekte Asphalt in Kombination mit dem Fahrwerk der Speed Four macht meinen Kniepads hart zu schaffen, und nach dieser Woche ist wohl ein Tausch fällig. Nach 4-5 Stunden reiner Fahrzeit ist das Tagespensum fast erledigt und wir überqueren den letzten Pass und gelangen in das warme trockene Okanagan Valley. Hier finden wir die einzige richtige Wüste in Kanada und ein berühmtes Weinbaugebiet. Bei Princton werde ich auf eine Motocross-Strecke aufmerksam. Während unserer Tour sind mir schon verblüffend viele Cross-Strecken aufgefallen, aber diese hier hatte es wirklich in sich. Auf einer Strecke von 7 Kilometern Länge sieht man links und rechts nichts als steile Sandhänge, natürliche Tables, Rinnen, Felsen und alles was das Crosser-Herz begehrt. Wenn ich das nächste mal hier vorbeikomme wird auf jeden Fall eine Kantn ausgeborgt. Schließlich erreichen wir Kelowna am Okanagan Lake. Noch etwas verschwitzt schmeissen wir uns in die Fluten des Sees und genießen den Nachmittag am Strand.

Der letzte Tag führt uns dann wieder über den mächtinge Fraser River und über eine Reihe von Paßstraßen zurück nach Whistler.

So wurde ich also doch noch davon überzeugt, dass eine Motorradtour durch die Rocky Mountains eine Sache ist, die man unbedingt mal in Betracht ziehen sollte. Vor allem die Landschaft, die ungewöhnlich guten Straßen, wenig Verkehr, die an Qualität und Fahrfreude kaum zu übertreffenden Triumph Motorräder und nicht zuletzt die phantastischen Insidertipps von Mike, der uns Straßen zeigte, die wohl zu den besten Motorradstrecken der Welt zu zählen sind.

Fürs nächste Jahr wird die Tour auf jeden Fall in das Programm von X-dream holidays aufgenommen. Für Details bezüglich Terminen und Preisen einfach eine Mail an h.franz@xdreamholidays.at schicken.

Bericht vom 21.07.2003 | 6.131 Aufrufe

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