Mother am Gardasee

Die Schwiegermutter braucht nach Faro den Familienurlaub, doch stressfrei ist anders. Die Maus stürzt.

Kehrengeschraubsle am Gardasee

Nach dem grenzwertigen und bereits lebensbedrohlichen Kräfteverschleiß beim härtesten Bikerfest aller Zeiten in Faro begab sich die Schwiegermutter mit Kawamaus auf Familienurlaub zwecks Regeneration in das hintere Kehrenland des Gardasees.

Es wurde jedoch keine Erholung, zumal die Schwiegermutter die Kawamaus entweder wie einen Speil mit dem Bike aus dem Wald ziehen musste, oder in den engsten Kehren what gibt von der Strasse aufheben musste.

1.Tag: Anreise: Österreich-Italien und wieder zruck


Ob Familienfest oder grenzdebile Exekutionen in Südtirol, der Vortag der Abreise bleibt immer das Gleiche: ausgiebiges Kartenstudium unter gleichzeitig schwerem Alkoholkonsum, sodass zum dauernden Ärger des bremsenden Notars eine Abreise vor 14 00 Uhr am starken Drehschwindel scheitert. Die ersten zwei Stunden am Banderl bis Lieboch mit 2 Kilo. Einzig und allein dass Abgefotze meines überlauten Shark Helms und die Hintenreinguckerei der Kawamaus verhinderte, dass ich augenblicklich wegknackte.

Erster Geheimtipp ist die Schlemmerstuben vor Eibiswald am Weg zur Soboth. Im Lokal befanden sich ausschließlich Überbleibsel von der Proletendisco in Deutschlandsberg, dazu extrem laute Musik von STS, 4 Damen mit blonder Matte und auf ihre Zelluloidfurchen hinführenden Arschgeweihen. Nachdem der ebenfalls blondierte Kellner uns nach schnellem Verzehr von 2 roten Bullen hinaus geleitete und hinter uns zusperrte, war klar, dass wir das Vorspiel einer steirischen Inzestpartie auf der Budel gestört hatten.
 

 
Die Soboth ist jedes Mal ein Erlebnis, wenn oben bei der Kärtnerstuben Supersportler, deren Leben keine 2 Sloti wert ist, vorbei reissen. Es gibt offenbar keinen der so viele High- und Lowsider gesehen hat wie der Wirt. Einer habe es einmal geschafft sein Eisen im gegenüberliegenden Graben zu entsorgen und durch die Tür fliegend bis zur Schank vorbeizuschauen.

Nach Durchquerung des Grenzgebietes von Slowenien bis Kranska Gora, teilte mir die Kawamaus um ca.20 Uhr mit, dass sie aus Sicherheitsgründen um ihre geliebte Kawamutz doch gerne in Austria nächtigen würde, was dazu führte, dass wir über Pontebba bei ca. 10 Grad noch auf den Nassfeldpass zurück nagelten. Eine Geröllhalde mit wunderbar feuchten Tunnels ohne Licht. Oben angelangt ist das erste Hotel rechts noch auf italienischer Seite ein Geheimtipp. Feldbetten, in dem bereits Stabskompanien die Matrazen mit der Mütze-Glatze Technik zu Tode missbraucht hatten, dazu in der Nacht ein Kaltwettereinbruch mit grauslichem Bodennebel, dass wir am nächsten Tag auf unseren Eisen 5 cm Schnee bei Schnürlregen und Wind vorfanden.
 
   
2.Tag: Italia - Tignale am Gardasee

Wir brauchten ca. 1 Stunde, um auf allen Vieren nach Italien runter zu rurcheln. Im Rückspiegel kreischte die Kawamaus in den Helm und beutelte sich vor Kälte und Angst wie ein Groupie von Tokio Hotel.

Die Karnische Dolomitenstrasse weg von Pontebba über Dordolla nach Moggio ist ein einziges Gewirr an Bodenunebenheiten und Bitumen geparrt mit rostigen slowenischen Wohnwägen, wo mein Pilot Power beim Überholen ob meines Anpressdrucks und meines Übergepäcks mit Topcase dahinschmierte, als wäre er mit Gleitgel eingeschmiert worden. Der Gedanke mit diesem abgelutschten Pfneu in ein paar Wochen beim Sternedesign Brezn Rennen auf der Rennstrecke in Brno gegen den seit Wochen trainierenden Söldner (auf einer Ducati) antreten zu müssen, drückte mir die Schweissperlen in die Hose.
Auf der anderen Seite: Nachdem der bremsende Notar das Triebwerk seiner gelben 996 er Tussn keinesfalls über 8.000 Touren benutzt, war zumindest klar gestellt, dass ich nicht Letzter werden würde.
 
 
Bei Tolmezzo stießen wir bei klarer Sicht endlich auf griffigen Untergrund, sodaß ich zum Passo Maurio rauf endlich meine am Fotzinger angeeignete Hang off Technik perfektionieren konnte, zu meinem Leidwesen musste ich feststellen, dass ich trotz des Verzehrs einer halben Sau in Ampezzo und 10 kg Übergewicht meine Kniewarzen nicht vollends auf die Strasse pressen konnte. Nach fotographischem Nachweis fehlten ca. 13 cm - ein Gardemaß mit dem der bremsende Notar durchaus zufrieden wäre - strotzdem erbärmlich, zumal die Kawamaus mit ihrem flinken Fahrwerk grade draufsitzend wie auf einer Dragster um keinen Deut langsamer war.

Bis zum Gardasee dann ein Regeng(en)uss, dass ich auf dem Sightseeing Parkplatz vor Riva del Garda meine verschimmelte Regenkombi dem ostdeutschen Mob fürs ebay schenkte.

Absolute Pflicht ist am Gardasee das Hotel Elisa in Tignale. Tignale ist ein auf 600m über dem Gardasee liegendes Dorf in Terrassenlandschaft mit einem Blick über den See, der einfach sprachlos macht. *** Hotel mit Ristorante, Riesen-Swimmingpool, eigener Garage für die Bikes mit Halbpension um 42 Euronen in der Hauptsaison ist Feldgasse. Dazu der stärkste Cappucci der Welt um 80 Cent und ein Papagei, der in der Früh die Gäste mit Fuck off begrüßt machen den Aufenthalt richtig italienisch.

 
Vorsicht!!!!

Die Anfahrt von Limone rechts nach Tignale rauf ist dermaßen eng und steil und ein unglaubliches Kurvengewirr durch dschungelartige Landschaft, dass man alle 500m auf Reiseschiffe stößt, wo entweder eine breitbeinige Presswurst den Fahrer anschiebt oder beide fluchend das Schlachtross wieder zum Stehen bringen wollen. Im Übrigen ist das Hinterland des Gardasees aufgrund der extrem ansteigenden Kehren (durchgehend 20 Prozent) für Anfänger und Reisedampfer vollkommen ungeeignet, bleibts einfach zhaus, es ist eh zuwenig Platz.

Unbedingt außerhalb von Limone ein paar Kilometer weiter dem Schild nach Tignale folgen, 20 km bester Asphalt und lang gezogene Kurven entlang an Steilwänden, dass man zeitweilig aufpassen muss, sich kein Schulterscherzerl abzureissen.

In der vorletzten Kurve vor dem Hotel (25 Prozent Steigung) setzte die Kawamaus aufgrund eines Erschöpfungsanfalles zum Entsetzen der Touristen ihr geliebtes Kind einfach auf der Strasse aus, sodass wir den halben Familienurlaub auf der Suche nach geeigneten Pickerln waren, um die Schleifspuren auf der Kawamutz wieder einmal abzudecken.
Romantikertipp!!!

Neben Tignale befindet sich bei Pieve die berühmte Schleuderterrasse, ein 30m langer Skywalk mit 500m freien Fall, wo man einmal Leonardo di größte Eichel der Welt imitieren oder bei Streitigkeiten im Urlaub seine Reisebegleitung problemlos entsorgen kann.

 

3.Tag: Ein Mörderpass und das wars

Nachdem uns die Chefin des Hotels aufgrund der Übermassen an Bikern davon abgeraten hat, den Trampelweg zum Lago di Ledro zu nehmen entschlossen wir uns von Vesio aus einen Abschneider über den Passo Nota (1445) zu nehmen, was sich als fast letaler Fehler herausstellte.

Die ersten Anzeichen, wie die zweimalige Ankündigung eines Motorradfahrverbotes und umdrehende Enduristen ignorierte ich noch unter erfolglosem Protest der Kawamaus. Doch als sich der schlechte Asphalt in den engen Kehren im Wald in komplett abgenudelte, riesige, spiegelglatte Pflastersteine verwandelte, war an eine Rückkehr nicht mehr zu denken. Die Kawamaus versuchte fluchend in jeder Kehre ihre Z 750 S wie ein Klapprad zusammenzufalten bis wir auf 1400 m nach 40 min Fahrt in eine Schotterstrasse mündeten, wo uns strahlend eine Horde an gschissenen Mountainbikern entgegen kam.
 

 
Nach kurzer lauter Besprechung konnte ich die Kawamaus davon abhalten, ihr Bike im Wald zu derelinquieren (lat. Besitz aufgeben). Die Runterfahrt gestaltete sich derart, dass ich (mit Lederkombi bei 36 Grad) nach jeder Kehre die Kawamaus samt Gefährt entweder wie einen 100er Nagel aus dem Wald rausziehen musste oder das Bike, daß sich auf ihr ausgebreitet hatte, von ihr runterheben musste. Sein Eisen zu verehren ist gut und schön, sich aber dauernd begatten zu lassen ist etwas übertrieben, nun gut…

Die Kawamaus leidet trotz des abendlichen Umrisses mit schwerem Rotwein seit dieser perversen Besteigung an einer schweren Kehrenpanikattacke mit dem Zwang jeden Neigungswinkel zu vermessen und kann seitdem wie der bremsende Notar lediglich nur mehr Autobahnen und gerade Bundesstrassen befahren.

   
   
4.Tag: Das hintere Kehrenland mit Sozia

Bei strahlendem Sonnenschein gings mit leicht bamstiger Zunge vom Grappagemetztel am Vorabend ins Hinterland Richtung Lago di Valvestino (Auffahrt in Gargnano nach Zuino, nach 5km extrem steil!!!). Bergbauerndörfer, wo die Strassen so eng sind, dass die Itaker beim Durchreissen durch die Hauptvia wieder ins Haus zruckhupfen müssen, um nicht zerfetzt zu werden. Die Strassen außerhalb gesäumt von Olivenbäumen und romantischen Tunnels sind von einer Idylle zum Verlieben. Einzig und allein die schleifenden, Funken speihenden Rasternippeln und die Kawamaus, die bei harten Bremsmanövern von hinten gegen meinen Helm puttete oder bei derber Gangart mit der Faust drauf schlug, verhinderten saubere schwarze Striche.

   
Die Strassen weiter nach Idro über den Lago d'Idro ins Val del Caffaro (besonders wertvoll-ich bin schon wieder so geil!!) sind eine Naturwucht, die voll genommen werden können.

Leider obligat bereits wie auf jeder Reise war die Hinrichtung durch zwei BMW Enduristen aus Sachsen am Passo di Maniva, die mich, trotzdem ich jalles gegeben habe und die Maus hinten mir bereits vom Sterben phantasierte, lachend herbirnten.

Fazit: Als Reiskocher hat man in Gebieten wie der Friaul oder dem Gardasee mit den spitzwinkeligen Kehren gegen Tuttelbären und KTMs immer das Nachsehen, Gott sei Dank war ich diesmal nicht allein, sodass ich meine Wunden beim darauf folgenden Abbaden im türkisfarbenen See nicht allein kühlen musste.

Nachdem mittlerweile die Best of Europe bereist wurden, wird im Winter aus dem sonnigen Florida und den BahamasMamas berichtet, holdet through so far

Eure Schwiegermutter
   
Interessante Links:

Text: Mother in Law
Fotos: Mother in Law

Autor
mother_in_law

MOTHER_IN_LAW

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Bericht vom 04.09.2007 | 6.448 Aufrufe

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