Weltreisestory 5.Teil

Felix Bergmeister reist weiter. Im mittlerweile 5.Teilbericht durchfährt er Benin und Nigeria. Schräge Begegnungen mit Grenzpolizisten aber auch die gut zu befahrenen Pisten im Busch überraschen den Extremsportler immer wieder.

Weltreisestory 5.Teil

Donnerstag, 18. Januar 2007

Heute morgen verabschiede ich mich schweren Herzens von den Freunden aus der
Herberge und natürlich von Alice.

Nach nun 3 Wochen habe ich alle sehr ins Herz geschlossen und bin fast ein bisschen traurig, dass es nun Zeit zum Verabschieden ist.
Die nächste Zeit werde ich allerdings nicht alleine unterwegs sein. Ich werde mit Taco reisen. Taco ist ein Holländer und mit seiner Honda Afrika Twin ebenfalls auf den Weg nach Cape Town. Wir verstehen uns gut und beschließen mal ein Stück gemeinsam zu fahren.

Wir verlassen heute Togo bei wunderschönem Wetter und fahren über die Grenze nach Benin.
Das Land empfängt uns mit schönen Strassen und sehr freundlichen Menschen.
 
Als wir kurz zum Essen anhalten, werden wir natürlich sofort von riesigen Menschentrauben umringt. Es gibt Maisbällchen in Palmenblätter zusammen mit Fisch. Eine traditionelle Afrikanische Speise, wie sie überall im Busch gegessen wird. Das Ganze ist irrsinnig schmackhaft und kostet fast nix.
Gegen Abend erreichen wir dann die kleine Stadt Abomey und bleiben am Campingplatz.
 

Freitag, 19. Januar 07

Heute fahren wir weiter nach Parakou, nahe der Grenze zu Nigeria. Die Strasse führt durch Benin gegen Norden und einzig der immer noch starke Hamatan Wind hier trübt etwas den Blick auf die Landschaft.
Alles ist verstaubt und durch den Sand in der Luft kann man nicht besonders weit sehen.
Auch mein Hals und meine Nase sind stark entzündet, weil der Staub zusammen mit dem trockenen und heißem Wind wie ein Reibeisen an den Schleimhäuten wirkt.

 

Samstag,20. Januar 2007

Auf schönen Pisten und vorbei an malerischen Buschdörfern verabschieden wir uns heute von den freundlichen Menschen aus Benin
Als wir gegen Mittag den Grenzposten erreichen winken uns die Beamten freundlich herein. Nach wenigen Minuten und einem freundlichen Gespräch können wir ausreisen und fahren über den Grenzfluss. Nach Nigeria.

 

Wenn es in Afrika ein Land gibt, über das man Vieles und meistens auch Schlechtes hört, dann ist es Nigeria. Es gibt immer wieder bewaffnete Raubüberfälle in den großen Städten und sehr oft korrupte Militär bzw. Polizeikontrollen.
Jeder der Afrika am Landweg und mit dem eigenen Fahrzeug durchqueren will, hat schon einen gewissen Respekt vor diesem Land.
Der Großteil der Bevölkerung ist sehr arm, es leben über 120 Millionen Menschen in Nigeria und im Allgemeinen ist das Land sicherheitstechnisch nicht völlig unter Kontrolle.
Dazu kommen professionell agierende Verbrechersyndikate, die sich mitunter auch als Polizisten ausgeben und selbstverständlich die Größe des Landes mit den vielen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, die nicht unbedingt im Frieden miteinander leben.
So ist der Norden des Landes streng Moslemisch. Dort wurde mit der Sharia wieder die strenge Rechtssprechung gemäß des Koran eingeführt.
Dieben wird die Hand abgehackt und der Umgang mit Frauen in der Öffentlichkeit gilt als verboten.
Im Süden wiederum herrscht im Moment ziemliches Chaos und neben den terroristischen
Übergriffen auf ausländische Ölfirmen ist mit brutaler Straßenkriminalität in den großen Städten zu rechnen.
Aus all diesen Informationen die zur Verfügung standen war es jetzt wichtig eine mögliche Reiseroute durch das Land zu finden und natürlich das Risiko so gering wie nur möglich zu halten.
Aus diesem Grund haben wir uns für eine Durchquerung in der Mitte entschieden. Erstens fahren wir so viel über Buschpisten und Strassen dritter Ordnung mit kaum Verkehr und zweitens umfahren wir so die großen Städte und die zahlreichen Kontrollposten und Straßensperren.
Urwaldwege werden auch in Nigeria nicht unbedingt stark frequentiert, da es ja ein ausgezeichnetes Straßennetz gibt.
Wenige Meter vor der Brücke geht mir noch einmal alles durch den Kopf was ich über dieses Land gehört habe und ich muss zugeben, ich bin ein wenig besorgt.
Einige Sekunden später sind wir dann selber dort.
Der Beamte am Grenzposten deutet uns anzuhalten und die Maschinen abzustellen. In seiner Hand hält er eine Pistole und fragt nach dem Visum. Wie wir ihm das Visum zeigen will er unsere Reiseabsicht sowie die Route wissen. Als wir darauf antworten, dass wir Nigeria in Richtung Kamerun durchreisen wollen sagt er sogleich, dass wir nur ein Transitvisum bekommen können.
Wir weisen den Mann darauf hin, dass wir ein Visum für 30 Tage haben und, dass wir kein neues Visum kaufen zu brauchen.
Darauf muss er mit seinem Chef telefonieren. Freilich gibt es kein Telefon am Grenzposten und für sein Handy hat der Mann keinen Kredit.
Nach etwa 15 Minute bringt jemand eine neue Wertkarte und er kann seinen Boss kontaktieren. Dieser bestätigt ihm, dass Reisende mit gültigem Visum kein neues Visum brauchen und so bekommen wir nach einer halben Stunde unseren Einreisestempel.
Als der Beamte mit seiner Arbeit fertig ist, bittet er mich alleine zu sich ins Büro. Irgendwie weiß ich was jetzt kommt, er legt seine Waffe auf den Tisch und fragt mich ganz einfach nach Geld. Darauf bedanke ich mich bei ihm für seine Arbeit und versichere ihm, dass ich froh bin in Nigeria angekommen zu sein.
Darauf wiederholt er seine Forderung und droht damit wieder seinen Chef zu verständigen um sich rückzuversichern ob wir nun wirklich einreisen dürfen. Darauf hin deute ich aus dem Fenster auf mein Motorrad und zeige auf das Unicef Logo. Wie er das Telefon in die Hand nimmt, lasse ich ihn wissen, dass ich für Unicef unterwegs bin, mich für die Kinder von Afrika einsetze und seinen Chef gerne selber sprechen würde.
Darauf wünscht er mir erwartungsgemäß eine gute Weiterfahrt.
Gut, die erste Hürde haben wir genommen, es geht aber gerade erst los.
Der nächste Weg führt uns zum Zoll um die Motorräder einzuführen. Als wir vor der Baracke anhalten werden wir unerwartet freundlich begrüßt und der Beamte erzählt mir von seinem Sohn, der in Innsbruck lebt. Damit war der Rest einfach, ich erzähle von der Schönheit Nigerias und der gute Mann von der Österreichs. Es gibt einen Stempel ins Carnet und wir können weiterfahren.
Die teilweise sehr gute Piste führt durch den Busch entlang von kleinen Dörfern.
 

Bei einem dieser Dörfer stoppt uns ein Mann in Zivil. Er will unsere Pässe sehen. Darauf hin frage ich ihn nach seinem Ausweis, doch er trägt ihn nicht bei sich.
Zum Glück wohnt der Mann in der Nähe und er ist wirklich Polizist. Nach wenigen Minuten kehrt er ganz außer Atem zurück und zeigt uns seinen Ausweis. Darauf hin zeige auch ich meinen Pass her und wir geben uns die Hand.
Die Reise geht weiter.
 
Wieder in einem anderen Dorf werden wir von der Polizei gestoppt. Quer über die Strasse liegen Nagelbretter und 5 Mann deuten uns sofort zu stoppen. Als wir unseren Pass hervorholen wollen, sagt einer der Männer, wir dürften nicht mehr weiterfahren. Angeblich haben wir einen Polizeicheckpoint überfahren und bei einer Straßensperre nicht angehalten.
 

Als wir jedoch auf die Nagelbretter und Waffen der Männer deuten und erwähnen, dass wir bei der Polizei immer anhalten, läst man uns passieren.
Bis jetzt läuft alles mal nicht so schlecht. Die Präsenz der Sicherheitskräfte ist zwar extrem hoch, aber im Prinzip läuft alles korrekt ab.

Über Buschpisten geht es weiter. Je schmaler und abgelegener der Pistenverlauf ist, desto problemloser ist auch das Vorankommen.

Es ist schon ein tolles Erlebnis diese Teile des Landes zu sehen. Den Blicken der Einheimischen nach zu schließen, haben sie noch nicht viele Motorradfahrer gesehen.
 

Gegen Abend schaffen wir es nicht mehr in die nächste große Stadt und so beschließen wir einfach in einem kleinen Dorf beim Polizeiposten zu fragen, ob wir dort übernachten dürfen.
Die Beamten sind äußerst freundlich und man bietet uns sofort an, das Zelt vor ihrem Posten aufzuschlagen.
Ganz einfach ist die Situation natürlich auch für die Polizei nicht, denn schließlich hat auch der Dorfchef noch ein Wort mitzureden. Er kommt offiziell mit Gefolgschaft vorbei und erkundigt sich bei den Polizisten ob auch alles mit rechten Dingen zugeht. Gemäss alter afrikanischer Tradition ist nämlich der Chef de Village alleine für das Wohl der Leute in seinem Dorf verantwortlich, und nicht die Polizei.
Er will wissen, ob wir ehrbare Leute sind und ob unsere Übernachtung für sein Dorf keine Gefahr darstellt. Nach einer kurzen Diskussion ist der Chef aber beruhigt und lässt uns gewähren.
Wir packen den Kocher aus und es gibt Pasta mit Tomatensauce.
Freilich sind die vielen Kinder nicht weit, die ständig genau im Auge behalten, was die weißen Männer da so treiben.

 

Sonntag, 21. Januar 2007

Nach einem guten Kaffe mit den Jungs von der nigerianischen Polizei geht es zurück auf die Piste. Durch einsame Landschaft geht es über verschlungene Buschwege weiter in Richtung Hauptstadt.

Die 150 Pistenkilometer bis zur nächsten Asphaltstrasse sind bei weit über 30 Grad teilweise recht anstrengend, das Fahren macht aber auch mit der schwer beladenen Maschine irrsinnig viel Spaß.

Gegen Abend erreichen wir dann die kleine Stadt Jabba in der es einmal ein schönes Guesthouse gab. Dieses legendäre Hotel liegt auch immer noch auf einem Felsen hoch über dem Nigerfluss, leider ist es aber mittlerweile geschlossen.

Uns bleibt keine andere Möglichkeit als in einer üblen Truckerraststätte für fast 20 Dollar pro Person zu übernachten. Das ist schon verdammt viel für Nigeria und den miesen Standart des Etablissements
 

Als wir am Abend, nur wenige Meter vor dem Hotel noch etwas Trinken wollen, kommen drei Männer auf uns zu, halten uns auf und sagen, dass sie unsere Motorräder haben wollen. Dem Verhalten und dem Alkoholgeruch der Drei nach zu schließen, sieht die Sache nicht besonders nach Spaß aus.
Die Männer versperren uns den Weg und wiederholen ihre Forderung. Das Einzige was uns jetzt überbleibt ist die Sache lustig zu nehmen. Wir fragen, ob sie denn überhaupt einen Führerschein haben, und wissen wie schwer es ist mit einem großen Motorrad im Sand zu fahren.
Außerdem erzähle ich ihnen, dass ein Zylinder gut 3 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbraucht, und zwei Zylinder dann sogar 6 Liter brauchen. Drauf sagen sie offenbar ganz erstaunt Oh, Ah, Uh...
Auf jeden Fall ist das Eis jetzt gebrochen und wir lachen alle miteinander. Als einer der Männer dann meinen Reisebegleiter fragt, ob er ihn nicht als Sohn adoptieren möchte, sind wir restlos davon überzeugt, dass es Zeit ist zu gehen.
Die Nacht über schlafen wir recht gut und ziemlich ermüdet.

 

Montag, 22. Januar 2007

Als wir heute unsere Reise nach Abuja fortsetzen wollen, gibt es in der Früh noch eine Überraschung. Beim ersten Checkpoint will mir einer der Polizisten offenbar seine besondere Zuneigung beweisen. Er umarmt mich mit seiner linken Hand und drückt mir dabei mit seiner Rechten seinen Gewehrlauf gegen die Brust. Dabei sagt er mir ins Ohr, ob ich nicht vielleicht ein paar Dollar für ihn habe. Ganz erstaunt antworte ich, dass man in Nigeria doch mit Naira bezahlt und ich darum keine Dollar bei mir habe.
Darauf fängt er an zu lachen, schüttelt mir die Hand und deutet weiterfahren.
Im Laufe des Tages werden wir noch bei vielen Checkpoints angehalten und mittlerweile muss ich sagen, dass ich eigentlich noch nirgendwo in Afrika so lustige und meist auch freundliche Kontrollen erlebt habe.
Der erste Anschein ist zwar meist bedrohlich, wenn die Männer mit Sturmgewehren und Nagelbrettern die Strasse sperren und Fahrzeuge aufhalten, nach einem kurzen Gespräch und ein paar freundlichen Worten sieht aber die Situation immer anders aus. Wir dürfen selten einen Checkpoint verlassen, ehe wir nicht jedem Beamten die Hand gegeben haben und man uns gute Weiterfahrt gewünscht hat.
Natürlich fragen viele Polizisten ob man ein Geschenk für sie hat, wenn man aber nichts dabei hat, ist es genauso in Ordnung und mit etwas Humor ist jede Situation gut zu meistern.
Man darf nicht vergessen, dass diese Männer extrem schlecht und manchmal lange Zeit auch gar nicht bezahlt werden. Ihr Job ist zudem extrem gefährlich, wenn man bedenkt, dass sie auf der Strasse stehen, damit eben keine Banditen dort stehen.

Auf teilweise holprigen Schlaglochasphalt und vorbei an einigen Buschfeuern, erreichen wir gegen Nachmittag dann Abuja.
Die Hauptstadt ist so unterschiedlich vom ländlichen Nigeria wie man sich das nur vorstellen kann. Die Stadtautobahnen erinnern an Los Angeles und die Märkte und Basare an eine orientalische Metropole.

Den Abend verbringen wir im Hotel African Safari, in dem es automatisch einen Discountpreis gibt, ohne dass wir danach fragen. Das hat man auch noch nirgends gesehen. Ja, Nigeria ist eben anders.

 

Dienstag, 23. Januar 2007

Heute ist ein Arbeitstag im klassischen Sinne eines Fernreisenden. Zuerst fahren wir auf die Botschaft von Angola. Dort sagt man uns, dass die Botschaft heute nicht arbeitet und wir morgen wieder kommen sollen.
Das war eigentlich für Angola auch nicht anders zu erwarten und wir machen uns sogleich auf den Weg nach der Botschaft von Kamerun zu suchen. Das ist allerdings nicht ganz einfach, denn es gibt in Nigeria werde ein Telefonbuch, noch sonst eine offizielle Stelle, wo man eine Adresse erfragen könnte. Nach einigen lustigen Taxifahrten durch das riesige Abuja kommen wir endlich ins Botschaftsviertel.
Dort sieht es dann aber etwas anders aus als in anderen Städten dieser Welt. Die meisten Länder sind nur durch eine Flagge oder ein Schild vertreten! Das Botschaftsviertel befindet sich seit einigen Jahren im Aufbau und die meisten Auslandsvertretungen sind immer noch Baugrundstücke. Etwas amüsiert über die Tatsache, dass ich gerade ein paar Stunden nach einem Rübenacker gesucht habe, beschließe ich der Irakischen Botschaft einen Besuch abzustatten. Wie man sieht mit Erfolg.
Und das eigentlich gesuchte Anwesen der Kamerunbotschaft wird momentan so repräsentiert

 

Für uns bedeutet das jetzt einmal, dass wir in den Süden des Landes müssen. In Calabar gibt es ein Konsulat von Kamerun und dort können wir dann unser Ansuchen stellen.
Im Laufe des Nachmittags machen wir uns auf den Weg zurück zum Hotel, ohne viel weitergebracht zu haben. Wenigstens sehen wir noch ein paar schöne Eindrücke von Abuja, der schönsten und angenehmsten afrikanischen Hauptstadt die ich bis jetzt gesehen habe.
Danach gehe ich noch gemütlich in der Nachbarschaft laufen.

Als ich mich am Abend dann in die Hotellounge setzte um noch etwas am Computer zu arbeiten vernehme ich ein seltsames Geräusch unter dem Tisch. Nach genauerer Untersuchung der Lärmquelle stelle ich fest, dass es sich um den laut schnarchenden Hotelboy handelt.

 

Mittwoch, 24. Januar 2007

Als wir uns heute zum zweiten Mal auf den Weg zur Botschaft von Angola machen erwarten wir uns nicht allzu viel.

Vor dem Botschaftsgebäude steht bereits eine Schlange von wartenden Geschäftsleuten und das Betreten des Geländes ist generell verboten.
Durch ein kleines Fenster mit Gitterstäben werden die Antragsteller auf die Strasse hinaus bedient. Auf den Mauern liegen Stacheldrahtrollen und die Wachleute tragen Sturmgewehre
 

Plötzlich erkennen wir unter den wartenden einen Radfahrer. Jan ist aus Tschechien und will mit dem Fahrrad nach Kapstadt. Er versucht gerade den verständnislos blickenden Businessleuten zu erklären, warum jemand mit dem Fahrrad durch Afrika fährt.
Nach ungefähr einer Stunde werden wir zum Fenster gerufen. Ich machen den Anfang und lege mein Dosier mit Formularen und Empfehlungsschreiben vor. Dazu erwähne ich sofort, dass seine Excellenz der Botschafter von Angola in Lome bereits seine Excellenz den Botschafter in Abuja über meine Ankunft informiert hat, mein Ansuchen in Lome höchstpersönlich mit Empfehlungsschreiben akkreditiert hat und meine dringende Arbeit es unumgänglich macht, dass das Visum noch heute ausgestellt wird.
Darauf braucht der zuständige Beamte einmal eine kurze Pause und zieht sich zurück um meine Formulare zum Botschafter zu bringen. Kurz darauf erhalte ich meinen Reisepass und mein Visum. Mir bleibt für einen Moment die Sprache weg, ganz so einfach hätte ich es nicht erwartet.
Nach einigen bangen halben Stunden passiert dann etwas fast Lustiges. Der Beamte erscheint am Gitter und meint zu meinen Freunden, dass auch sie ein Ansuchen stellen dürfen. Einzig die Formulare sind ausgegangen und sie müssten selber welche kopieren fahren.
Wenige Minuten später kommt Taco mit einem Taxi zurück und versorgt die Botschaft wieder mit dem nötigen Material. Es kann weiter gehen. Nervenaufreibende Minuten verstreichen, die Formulare werden hastig auf der Strasse ausgefüllt und der Beamte ruft aus dem Fenster, dass die Konsularabteilung gleich schließt und wer nicht schnell genug fertig ist, kein Visum bekommt.

Es geht zu wie in einem schlechten Film. Nachdem dann 60 US Dollar, wie immer nur in US Dollar zahlbar, pro Person den Besitzer gewechselt haben, passiert das Unglaubliche.
Der Beamte übergibt schließlich Allen!! das vielbegehrte Visum. Gültig für 60 Tage Einreise, Aufenthalt 30 Tage und doppelter Eintritt.
 

Nach einem herzlichen Dankeschön und einer kurzen Feierlichkeit beim nächsten Wirten
geht es zurück ins Hotel. Ich mache mich heute wieder auf den Weg auf die Laufstrecke und muss sagen, dass Abuja wirklich eine tolle Stadt ist. So ungestört wie hier, konnte ich in Afrika selten Laufen gehen.

Morgen geht unser Reise dann wieder weiter.
Wir haben das Visum für Angola im Reisepass und damit ist zumindest der Weg durch den bürokratischen Dschungel Afrikas geöffnet. Was nun vor uns liegt ist der echte Dschungel.
Wir müssen nun hoffen, dass wir noch gerade vor dem Beginn der Regenzeit durch die Urwaldpisten Kameruns kommen und wir werden im Kongo sowie in Angola auf die teilweise schlechtesten Pisten Afrikas treffen. Fahrer und Material werden noch auf eine harte Probe gestellt werden, bis es endlich soweit ist und wir die Grenze zu Namibia überqueren und auf mich mein nächstes UNICEF Projekt wartet.
 

Donnerstag, 25. Januar 07

Wir fahren heute in Richtung Süden gegen Calabar. Die Strasse führt anfangs noch durch trockenes Grassland und dann schließlich durch immergrünen Wald.

 

Als wir den Nigerfluss wieder überqueren, ändern sich das Klima und die Vegetation fast schlagartig.
Es gibt immer mehr Palmen und die Luftfeuchtigkeit wird immer stärker. Unter der Motorradjacke bleibt das Shirt nun kaum mehr trocken.

Den Abend verbringen wir in einem lustigen Hotel und Freizeitzentrum. Im etwas abgelegenen Prinzessgarden Die Gäste sind mehr oder weniger erlesene Nigerianische Geschäftsleute, die Stille und Ruhe abseits der Großstadt schätzen. Vor der Zimmertür nimmt ein Mann mit Gewehr platz und dieses Schild an der Türe ist durchaus ernst gemeint.

 

Freitag, 26. Januar 07

Nach einer angenehmen Nacht geht es heute weiter. Da wir auf unserem Weg nach Calabar sowieso sehr nahe an der Grenze zu Kamerun vorbei müssen, beschließen wir einfach unser Glück zu versuchen und zu probieren ob wir ein Visum direkt an der Grenze bekommen können. In der Vergangenheit war das ohne Probleme möglich.
Die Strecke führt vorbei an afrikanische Lehmhütten und die Landbevölkerung verrichtet alle ihre Arbeit noch von Hand.
Bevor man die kamerunische Grenze erreicht kommt man noch in die kleine Stadt Ikom. Dort gibt es einen Geldwechsler. Dieser Mann hat sein Büro mitten in den Markstrassen der Stadt und man kann ihn nur durch die Hilfe der Einheimischen finden.

Hier wechseln wir einen Teil unserer nigerianische Naira in kamerunische CFA.
Was noch zu früh ist, wie sich später herausstellt.
Auf jeden Fall kommen wir nach rund 20 weiteren Kilometern an die Grenze und die nigerianischen Beamten wollen uns schon ausstempeln.Im letzten Moment, wie der Polizist den Stempel schon in der Hand hat, sage ich, dass wir noch kein Visum haben und er mit dem Ausreisestempel noch warten soll.
Ist der nämlich einmal im Pass, gibt es kein zurück mehr in das Land und wenn es kein Visum für das Nachfolgeland gibt, auch kein Weiterkommen.
Ich werde also heute mein Glück ohne Reisepass und zu Fuß versuchen und einfach in Kamerun fragen ob wir einreisen dürfen. Ohne irgendetwas überquere ich darauf die Brücke über den Grenzfluss und fühle mich etwas verloren.
Als mich der kamerunische Grenzbeamte sieht, traut er seinen Augen nicht. Da kommt ein weißer Mann ohne Gepäck und Fahrzeug zu Fuß über die Grenze. Noch dazu mit einem T- Shirt der nigerianischen Fußballnationalmannschaft!
Ich höre so etwas wie what the fuck und dann auf französisch die üblichen Fragen nach Visum, Pass und Reiseziel.
Als ich darauf antworte, dass ich weder Pass noch Visum habe und eigentlich nur einmal kurz vorbeikommen wollte um zu fragen, ob man ein Visum an der Grenze bekommen könnte, greift der Soldat nach seiner Pistole um dann kurz darauf zu lachen zu beginnen.
Er bittet mich herein und fragt, wie ich denn ohne Pass überhaupt hierher gekommen bin. Darauf antworte ich, dass die nigerianischen Kollegen so nett waren und mich ohne Papiere und zu Fuß passieren ließen.
Leider ist es nicht mehr möglich an den Landgrenzen ein Visum zu bekommen und ich muss wieder zurück marschieren.
Die Männer auf der nigerianische Seite finden das offenbar lustig und klopfen mir auf die Schulter.
Auf jeden Fall bedeutet das, dass wir eben doch nach Calabar fahren müssen und nun bis am Montag Zeit haben, ein angenehmes Wochenende am Meer zu verbringen.
Nicht freilich, ohne noch einmal in Ikom das Geld zurück zu wechseln. Der Geldwechsler denkt sich seinen Teil, aber wenigstens ist unsere Rate gleich wie beim ersten Mal. Auch wenn wir versprechen müssen, vor unserer endgültigen Ausreise wieder zu ihm zu kommen.
Gegen Abend und mehr als 500 Tageskilometern erreichen wir Calabar.
Total ermüdet endet der Tag im Hotel.
 

Samstag, 27. Januar 07

In Calabar laufen einige Dinge etwas anders als in Abuja. Das lernen wir heute Vormittag als wir zum Bankomaten wollen.
Es gibt hier nämlich weder Benzin noch Strom von Seite der Stadt oder der Regierung.
Die sonst recht moderne Stadt am Meer wird fast rein über den Schwarzmarkt versorgt!
Hat zum Beispiel eine Bank keinen eigenen Stromgenerator, kann sie nicht arbeiten. Das selbe gilt natürlich auch für computerisierte Automatentransaktionen und Telefonleitungen.
Am Samstag werfen die Banken ihre Generatoren nicht an und es gibt auch kein Geld

Da man in Nigeria aber Hotelzimmer im Voraus bezahlen muss, ist die Sache nicht ganz einfach. Wir enden wieder mal in einer Garage im Hafen, wo ein Geldwechsler heimlich seine Geschäfte macht.
Dort wechseln wir Euro in Naira zu einem ganz akzeptablen Kurs. Wir erklären dem Mann einfach, dass es ein Schande ist, wie die Regierung hier die Leute leiden läst und auf der anderen Seite astronomische Einnahmen für Rohstoffe aus dem Ausland kassiert.
Darauf sind wir seine Freunde und wir machen ein gutes Geschäft.
Es ist schon sehr hart hier für die Menschen, wie überall in Afrika geht das Geld einfach in andere Kanäle und die Menschen haben nichts davon.
Am Nachmittag gehe ich eine Runde laufen und genieße dann den wunderschönen Sonnenuntergang von meiner Terrasse.

 

Sonntag, 28. Januar 2007

Heute ist ein wunderschöner Tag zum Erholen. Aufgrund der großen Hitze und Luftfeuchtigkeit verlege ich mein Lauftraining auf die frühen Morgenstunden.
Gegen Mittag geht es dann zur Betankung der Fahrzeuge. Offiziell gibt es in Calabar keinen Sprit und der Schwarzmarkt blüht nur so. Die Preise sind natürlich dementsprechend hoch. Ein Liter kostet schon etwas über ein Euro fünfzig, Tendenz steigend! Die Schwarzmarkttankstellen müssen sich zudem noch gut tarnen, wenn die Polizei so eine Station aushebt, wird der Treibstoff beschlagnahmt und der Betreiber bestraft.
Ich bin froh, dass wir einen bewachten Parkplatz bei unserem Hotel haben. Ich glaube, ein voller Benzintank würde hier kaum eine Nacht auf der Strasse überleben.
Den restlichen Tag über verbringe ich mit Arbeit am Computer und den Schreiben von Berichten.
Es gibt sogar ein recht gutes Internet Cafe mit einem funktionierendem Stromgenerator.
Denn, nur wer Strom hat kann auch ins Internet. Energie ist nicht selbstverständlich, zumindest nicht überall auf der Welt.
 

Montag, 29. Januar 2007

Als wir heute auf die Botschaft von Kamerun kommen, hat diese aus irgendeinem unerfindlichen Grund geschlossen. Visumansuchen werden heute nicht bearbeitet und wir müssen morgen wieder kommen.
Wir beschließen heute den freien Tag für eine Bootsfahrt zu nützen.

Mit dem Schnellboot geht es durch das Delta des Calabarfluss durch einsame Wasserstrassen in den Regenwald. Wir fahren in die ehemalige Kolonial und Handelsstadt Creek Town.Dieses kleine Dschungeldorf ist über den Wasserweg zu erreichen und Tourismus ist weitgehend unbekannt. Die Männer im Dorf heißen uns willkommen und bieten uns Hundefleisch an. Hier eine Spezialität, wir lehnen aber dankend ab.

 

Dienstag, 30. Januar 2007

Heute arbeitet auch die Botschaft von Kamerun wieder und wir bekommen nach nur drei Stunden Wartezeit endlich unser Visum. Die Reise kann somit weitergehen.
In Calabar schlägt auch heute jeder Versuch fehl irgendwo Geld abzuheben. Die Banken haben zwar Strom durch ihre hauseigenen Generatoren, die Telefonverbindung ist jedoch dauerhaft unterbrochen. Keiner der Bankomaten funktioniert.
Zum Glück sind die Motorräder bereits aufgetankt und wir können uns auf den Weg zur Grenze machen.
Ohne Geld in der Tasche fahren wir los und hoffen, dass es zu keinen unvorhergesehenen Problemen kommt.
Alles geht gut, und wir sind sehr glücklich als wir am späten Nachmittag die Grenze zu Kamerun erreichen.
Nach einem kurzen Interview durch die nigerianische Polizei sowie einigen Fragen an der Zollstation bekommen wir unseren Ausreisestempel und können über die Brücke nach Kamerun fahren.
Die kamerunischen Beamten empfangen uns äußerst freundlich und erlauben uns sogleich die Motorräder während der Nacht an ihrem Posten zu parken.
In der kleinen Grenzstadt Ekok gibt es zwar ein Hotel, einen sicheren Parkplatz für die Fahrzeuge jedoch nicht.
 

Interessante Links:                                     

http://www.felix-bergmeister.at

 

Text und Fotos: Felix Bergmeister

Autor
karolettaLambretta

KAROLETTALAMBRETTA

Weitere Berichte

Bericht vom 21.05.2007 | 3.885 Aufrufe

Du hast eine Neue?

Verkaufe dein Gebrauchtmotorrad im 1000PS Marktplatz.

Inserat erstellen

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts