Südamerika Tour 2

Die lang erwartete Fortsetzung von Joe Pichlers Abenteuer Südamerika. Höhenrekord in Bolivien!

Die Straße entlang des Titikakasees ist bester, nagelneuer Asphalt. Es macht auch wieder einmal Spaß nicht nur auf Schotterpisten unterwegs zu sein, sondern geile Kurven zu fahren. La Paz die größte Stadt Boliviens liegt auf über 3.500 Meter. Eine faszinierende Mischung aus traditionellem und modernen Leben. Armselige Bretterhütten neben sterilen Wolkenkratzern. In den Einkaufszentren gibt es die neuesten Großbildfernseher zu kaufen, auf den Gehsteigen davor warten die Schuhputzer um sich ein paar Bolivianos zu verdienen. Beim örtlichen Hondahändler kaufe ich eine neue Garnitur Pirelli MT21, die alten sind nach den steinigen Pisten Perus schon völlig fertig. Es ist Dezember, und für einen echten Salzburger wird es Zeit auch einmal die Schier anzuschnallen. Die Anfahrt nach Chacaltaya ist bereits abenteuerlich. Eine schmale Schotterstraße schraubt sich in engen Kehren immer höher. Auf 5.300 Metern ist dann der Parkplatz erreicht. Nur mit Schifahren wird es nichts. Der Lift des höchstgelegenen Schigebietes der Welt ist außer Betrieb. Der einst mächtige Gletscher ist bis auf zwei winzige Restflecken geschmolzen. 1990, als ich zum ersten mal hier war, habe ich noch meine Schwünge in den steilen Hang gezogen.


Eine kerzengerade Straße
bis zum Horizont führt über den Altiplano Boliviens in den Süden und die Strecke bis nach Potosi fahren wir locker in 2 Tagen. Auf allen Vieren, durch die Mine Candelaria zu kriechen, ist wahrlich kein Spaß. Ermöglicht uns aber einen hautnahen Einblick in das Leben der Mineros im Cerro Rico. An der Arbeitsmethode hat sich in den letzten hundert Jahren wenig geändert. Unter unvorstellbaren Bedingungen wird das Erz abgebaut. Über 15.000 Männer schuften in den Minen, deren durchschnittliche Lebenserwartung bei etwa 40 Jahren liegt. Wir waren heilfroh nach 4 Stunden wieder an der frischen Luft zu sein und unseren Lebensunterhalt nicht in der Mine verdienen zu müssen.


Der Südwesten des Bolivianischen Altiplanos
ist der motorradfahrerische Höhepunkt der bisherigen Reise. Zuerst wird der Salar de Uyuni, die größte Salzfläche der Erde, durchquert. Zwischen dem Salar und der Laguna Colorada liegt eine Hochwüste auf 4.200 - 5.000 Meter. Die Piste zum Teil nicht vorhanden oder extrem starkes Wellblech. Und das ganze zu zweit auf der 990 Adventure mit vollem Gepäck. Einmal mehr bin ich von dem perfekten Fahrwerk begeistert. Am Horizont sehe ich bereits den über 6.000 Meter hohen Uturunku. Renate muss auf 5.650 absteigen. Im tiefen Schotter hat meine KTM nicht mehr genug Leistung für 2 Personen samt Gepäck. Allein kämpfe ich mich weiter Richtung Passhöhe. Mit 5796 Metern habe ich dann den wahrscheinlich höchsten anfahrbaren Punkt der Welt erreicht. Die Luft ist ziemlich dünn hier oben am Uturunku. Nicht nur ich bin auf der extrem schlechten Piste ziemlich außer Atem gekommen, auch von den 100 PS der 990 Adventure ist nichts mehr zu spüren.


La Barra ist ein Geheimtipp
unter den vielen Parrillas an der Sarmiento in Mendoza (Argentinien). Hier steht der Chef selbst am Grill. Es wird keine ordinäre Grillkohle verwendet. Speziell ausgesuchtes Holz wird nieder gebrannt und die glühende Kohle unter den Rost geschoben. Man hat es nicht eilige im La Barra, es dauert schon einige Zeit bis die riesigen Steaks serviert werden. Wie durch Butter gleitet das Messer durch das 4 cm dicke Filetstück, das Fleisch zergeht richtig auf der Zunge. Das Warten hat sich wahrlich gelohnt. Dazu eine ausgezeichnete Flasche Rotwein, einen Malbec aus der Region Mendoza hat uns der Chef empfohlen. Ein wahres Festmahl, das wir und nach den Strapazen in Bolivien ja auch redlich verdient haben. Gut gestärkt geht es auf der berüchtigten Routa 40 Richtung Süden. Eine der einsamsten Straßen Südamerikas liegt vor uns. Hunderte Kilometer liegen zwischen den einzelnen, winzigen Ortschaften. Nur Teilabschnitte sind asphaltiert, der Großteil sind raue Schotterpisten, was mit der 990 Adventure ja kein Problem ist. Wenn nur der höllische Wind nicht wäre. Böen mit bis zu 120 km/h reißen uns fast vom Motorrad. Nur mit höchster Konzentration kann ich die KTM auf der Straße halten. Bei Gegenwind fahren wir 60 km/h und haben das Gefühl mit 200 km/h unterwegs zu sein. Und es liegen immer noch 2.000 km bis zum Ende der Welt vor uns.


Der "Carretera Longitudinal Austral Presidente Pinochet"
wurde erst in den letzten 30 Jahren errichtet. Das Militär baute die Schotterpiste in den einsamen rauen Süden Chiles. Auftraggeber war Exdiktator Pinochet. Der "Careterra Austral", wie die Straße in die Einsamkeit kurz genannt wird, durchquert riesige Urwälder. Douglas Tompkins, früherer Besitzer der Moderfirma "Esprit" hat hier mit 450.000 Hektar, das größte private Naturschutzgebiet der Welt errichtet. Schlängelt sich entlang Fjorden, tiefblauen Seen und schneebedeckten Bergen, immer weiter Richtung Cochrane. Nach der Routa 40 erscheint mir diese gute Piste wie eine Autobahn. Wir stehen in Punta Arenas, nur mehr die Magellanstraße trennt uns von Feuerland. Mit der Barcaza Melinka werden wir übersetzen. Das Meer scheint mir außergewöhnlich ruhig, aber die Besatzung meint wir sollten das Motorrad doch noch besser anbinden. In der Magellanstraße ist starker Seegang, die Gischt schlägt über das wild schaukelnde Boot. Wir sind alle froh nach 2,5 Stunden wieder auf festem Boden zu stehen.
Leichtes Schneetreiben, starker Wind und eisige Kälte sind wahrlich kein Spaß beim Motorradfahren, aber es sind ja nur mehr wenige Kilometer bis nach Ushuaia. Nach 21.736 km quer durch Südamerika stehen wir am südlichsten Punkt der Routa 3, hier geht es dann nur mehr mit dem Schiff weiter in die Antarktis. Und der Wettergott meint es gut mit uns, für das obligatorische Foto am Ende der Welt scheint für wenige Augenblicke sogar die Sonne.




www.josef-pichler.at

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Bericht vom 03.04.2007 | 4.292 Aufrufe

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