FJR 1300 A/AS

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Der Abgelderte durfte in Spanien die neue FJR testen. Die YCSS Halbautomatik hat dem, von Natur aus faulen, Abgelederten besonders gefallen.

Bei ihrer Einführung 2001 hat die FJR 1300 für einige Aufregung gesorgt. Kann Yamaha das Konzept "Sport+Touring" verbessern oder sogar revolutionieren?

134 Nm bei 7000 Touren und  260 Kilo machen die FJR zum leichtesten und stärksten Bike im Tourer Segment. Hält die FJR was die Daten versprechen?

YCC-S: Yamaha Chip Controlled Clutch-Shift - kein Kuppeln mit der Hand aber keine Automatik!

Yamaha hat sich eine neue Philosophie geschaffen. GENICH nennt sich das mysteriöse Kürzel dafür. Genich steht für Genesis of Electrical engineering for New Innovative Control technology with Human orientation. Auf deutsch gesagt: Elektronische Kontrolleinrichtungen basierend auf menschlichen Bedürfnissen und Ansprüchen. Im Zuge der neuen Philosophie hat Yamaha der neuen FJR AS eine "Schalthilfe" auf elektronisch/mechanischer Basis verpasst. Getriebe und Kupplung sind baugleich zum normalem Modell, bei der AS werden die Kupplung und das Getriebe von einem elektrischen Stellmotor bedient. Eine 32 Bit ECU steuert das Wunderwerk, das YCC-S kostet nur 4 kg Mehrgewicht.

Es kann sowohl mit der Hand, mittels Wippen für Daumen und Zeigefinger, als auch mit dem Fuß geschaltet werden. Damit die Handwippe aktiv ist, muss ein Schalter gedrückt  werden. Einzig die Anordnung der Gänge bei der Fußschaltung unterscheidet sich von einer konventionellen Schaltung. Alle Gänge werden nach oben geschaltet, Neutral ist ganz unten. Am Anfang ist es merkwürdig mit einem Motorrad ohne Kupplung zu fahren, aber man gewöhnt sich schnell daran und der Komfort wird dadurch gesteigert. Im engen Winkelwerk und wenn man sich ein Match liefert ist es einfacher mit der Fußschaltung, ansonsten ist die Wippe am Griff ideal. 

Das erste Mal anfahren wirkt ein bisschen "fremd", da man die Kupplung nicht mehr schleifen lassen kann. Normalerweise geht man nur vom Gas weg und schaltet. Man könnte beim Hochschalten am Gas bleiben, allerdings wird es dann ein wenig ruckartig. Sobald man steht, kann man auf N gehen, alternativ kann man an der Kreuzung auch im ersten Gang bleiben. Sollte der Gang nicht zur Geschwindigkeit passen blinkt die Ganganzeige. Das System ist deppensicher und äußerst komfortabel. 

 

Hilfe die Kupplung fehlt!

Eine äußerst angenehme Sache ist das YCSS. Gas zu, schalten und aufs Kuppeln kann verzichtet werden. Auf dem Bild unten sind die 2 Stellmotoren zu sehen, sollte es zu einer Panne kommen, kann der 1. Gang manuell in Neutral gestellt werden.  Mörder Erfindung, ein elektronischer Helfer, der den Fahrer nicht entmündigt. Die Gänge werden nach wie vor vom Fahrer sortiert. Ich freu mich schon  auf ein Sportbike mit YCSS.

 

Äußerst solide Verarbeitung und intelligente ergonomische Details zeichnen die FJR aus.  Das Windschild wurde um 2 Lufteinlässe erweitert um mehr noch mehr Ruhe und Komfort zu bieten. Selbst bei Geschwindigkeiten über 200 km/h bleibt alles relativ windstill.  Die Verkleidung lässt sich bei den Beinen verstellen um mehr Windschutz zu bieten. Die Sitzhöhe lässt sich in 2 Positionen einstellen, 800mm oder 820 mm.

 

Die Koffer sind serienmäßig und durch das 50 mm schmalere Heck haben die Koffer ein Fassungsvermögen von 30 Litern (ein Vollvisierhelm hat spielend Platz). Die Armaturen wirken wie aus einer englischen Luxuslimousine, kein Firlefanz und klares formschönes Design. 

 

GPS Systeme sind eine sinnvolle Erfindung, leider hat es bei meinem Testmotorrad  öfter ausgesetzt bzw. gleich den Geist aufgegeben.  Es kann ja nicht alles perfekt sein.

Die FJR lässt sich ganz fein bewegen, allerdings setzten die Fußrasten sehr früh auf, aber im Sinne des Sitzkomforts durchaus verständlich. Wendigkeit ist vorhanden, beim Anbremsen in der Kurve ist Obacht angesagt die FJR stellt sich mit Nachdruck auf.

"One Hand Martin" der australische Ex Rennfahrer hat alle Journalisten schwerst gedemütigt.  Er ist uns einarmig um die Ohren gefahren. Jeff Assna, ein irrer Belgier und ich haben uns redlichst bemüht aber wir wurden alle geledert! Thank´s for the Lesson! 

Tag 1: 250 Kilometer durch die Berge rund um Alicante- irres Wetzen auf feinstem Asphalt

Die ersten Meter mit der "Halbautomatik" sind merkwürdig, man kann nicht die Kupplung schleifen lassen daher greift das Gas sofort. Behutsamkeit ist angesagt, aber binnen kürzester Zeit hat man es im Griff.   Alicante hatten wir schnell hinter uns gelassen und es folgte ein kurzes Stück Autobahn. Apropos Autobahn, das Bandl ist Normalfall eine Marter erster Güte. Ab 140 scheppert der Kopf hin und her und man hat das Gefühl die ersten Symptome von Parkinson erreichen den Körper. Der Lärmpegel erinnert an ein Konzert von Motörhead mit 200 Dezibel plus. Doch von all diesen Unannehmlichkeiten ist bei der FJR nichts zu spüren. Windschild hoch und Lärm und Wind belästigen den Fahrer nicht mehr, eine sehr gelungene  Lösung. Selbst bei Geschwindigkeiten jenseits der 200kmh fährt die FJR wie auf Schienen, ein echtes Autobahnmonster. 

Bei allem Komfort, wen interessiert eine Fahrt auf der Autobahn? Deshalb freute ich mich schon wie ein kleines Kind auf die spanischen Bergstrassen. Der Guide hatte nicht zuviel versprochen, Kurven ohne Ende und ein fantastischer Grip. Im Gegensatz zu unseren "Ostblock-Fleckerlteppich" Strassen hat das spanische Verkehrsministerium offensichtlich begriffen was die Sicherheit beim Motorradfahren erhöht- Grip, Grip und nochmals Grip. 

Die FJR benimmt sich vorzüglich auf Bergstrassen, trotz ihrer Größe und ihrem Gewicht lässt sich die FJR mit relativ wenig Kraft um die Ecken werfen. Am Ende der Kurve wird der Gashahn geöffnet und die FJR verlässt mit Nachdruck die Biegung. 143 Newtonmeter sind ja kein Bemmerl, da gibt es nichts zu Jammern. Die Schaltung mit der Handwippe ist genial,  mit Zeigefinger die Gänge raufschalten und mit dem Daumen runter. Der Begriff "für Schaltfaule" ist neu definiert. Im Gefecht sollte man allerdings mit dem Fuß schalten, mir ist es mindestens 5 mal passiert das ich statt rauf runter geschalten haben und somit  abgestunken bin. 

Ein junger Kollege lieferte sich ein krankes Duell mit einem belgischen Journalisten, während ich mich in der mittleren Gruppe zügig durch die Landschaft bewegte. Durch das vorprogrammierte GPS konnte man den Treffpunkt eigentlich nicht versäumen, außer man befindet sich im "Notaufnahme" Modus. Freund Assna kam erst an, als wir bereits einen kleinen Imbiss eingeworfen hatten. Wie sagt man so schön "Die Letzten werden die Ersten sein." 

Tag 1 war absolviert und die FJR ist mir  ans Herz gewachsen. Kultivierter kräftiger Motor, feinste Bremsen und ein ABS das behutsam eingreift. Die "Halbautomatik" funktioniert einwandfrei und ist ein echter Komfortgewinn. Die Sitzposition ist äußerst komfortabel aber nicht "Chopper like", motiviertes Andrücken ist möglich die FJR bleibt auch im Gefecht ruhig. Der eine oder andere unerfahrene Supersport Treiber wird das Heck der FJR bewundern dürfen. 

 

Tag 2: "Wir wollen es ruhig angehen", leider war der Vorsatz nach 3 Kilometern dahin.

Nach der beinahe Abfackelung der Unterkunft war ich ein wenig stiller und wollte bedächtig die Heimfahrt zum Hotel in Alicante angehen. Mein Freund "der Einarmige" führte das Feld an. Die ersten Kilometer fuhren Assna und ich  zivilisiert, auf einmal scherte der kaputte Belgier aus. Wie bei einer Kettenreaktion im Atomreaktor mussten wir reagieren. Die Körperhaltung änderte sich auf Angriff und Assna und ich fingen an das Feld zu überholen. Wir schaukelten uns gegenseitig auf und gaben Feuer. Die FJR wurde um die Ecke geworfen als gäbe es kein Morgen. In meiner Fantasie sah ich mich bereits beim Rapport im Hotel und händeringend versuchte ich zu erklären, warum ich die FJR in der Botanik  versenkte. "Assna started to race and I had to follow and I tried to test the Limit of the Grip". Ich verbannte die dunklen Gedanken aus meinem Kopf und konzentrierte mich voll auf Linienwahl, Gasstellung und Gang. 

Objektiv gesehen ist es vernünftiger jeden Tag Tofu und Vollwertkost zu verzehren, subjektiv ist ein Cordon Bleu einfach die bessere Wahl. 
So war es auch mit der Wahl der Geschwindigkeit. Egal was erzählt wird, wir sind alle Rennfahrer, wir wollen grundsätzlich vorne sein, auch um den Preis einer Brezn. Gott sei Dank ließ ich die FJR kein einziges Mal fallen. Wäre ja auch Schade gewesen um das schöne Eisen. In Alicante erhielt ich noch vom Instruktor eine Lektion im Kreisverkehr fahren. Grundsätzlich muss ein Kreisverkehr ungebremst und mit vollem Gas genommen werden, ein dezentes Rutschen des Hinterrads ist gewünscht und ein Indikator für den richtigen Speed. Mir war Angst und Bang, aber ich machte mit, ich hatte keine Wahl. 

Ich hatte viel Freude mit der FJR 1300, meiner Meinung nach ist die FJR mehr als gelungen. 
Ich kann jedem, der an einem sportlichen Tourenmotorrad interessiert ist, und in diesem Fall meine ich Tourenmotorrad,  eine Probefahrt mit der FJR empfehlen.

 

 

FJR 1300 A/AS 

Plus Minus
  • Mörder Fahrwerk

  • Kein Rutschen, schluckt Unebenheiten problemlos

  • YCSS endlich eine sinnvolle elektronische Innovation die eindeutig dem Fahrkomfort dient

  • Tolles Drehmoment in allen Lebenslagen

  • ABS das behutsam eingreift und keine Entmündigung darstellt

  • Hoher Langstreckenkomfort

  • Stabil selbst bei hohen Geschwindigkeiten

  • Koffer und ABS sind Serie

  • Niedriger Verbrauch auch bei forcierte Fahrweise

  • Starkes Aufstellmoment beim Bremsen in Kurven
  • Bei der FJR 1300 A wirkt der Motor in Kombination mit dem Kupplungshebel hektischer
  • sehr straffer Gasgriff der mit viel Kraft gedreht werden muss
  • Ruppige Gasanahme
  • Rasten sind sehr niedrig positioniert und setzen früh auf.  
 

The Roof is on Fire!!!!!!

In meiner Funktion als Grillmeister hatte ich die Aufgabe unser Abendessen in Selbstversorger Manier zu zubereiten. Die Herstellung des Abendessens gelang vom Feinsten. Was ich allerdings nicht bedacht hatte ist - auch beim Einheizen macht die Dosis die Wirkung aus. 

Wie auf den Fotos ersichtlich ist, habe ich mich eindeutig verschätzt und mit einem Höllenfeuer den Kamin in Brand gesetzt. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und die Selbsterhalterhütte wäre ein Opfer des Feuers geworden. Erst der Hinweis des Yamaha Austria Geschäftsführers und das Geschrei der anwesenden Journalisten haben mich zum Handeln bewogen. Der Ausdruck "Feuer geben" hat für mich eine neue Bedeutung bekommen. 

Ich stelle mir gerade die Gesichter der Japaner vor, wenn ihnen erklärt wird, warum die Hütte abgebrannt ist und wie sie ihre Schwerter ziehen, um den "Abgeledeten" in Stücke zu schneiden. Banzai Firefucker!

 
 
Technische Daten:
FJR 1300 AS   
Motor wassergekühlter Reihen Vierzylinder
Hubraum 1298 ccm
Bohrung/Hub 79x66,2 mm
Leistung 143,5 PS bei 8000 U/min.
Drehmoment 134 Nm bei 7000 U/min.
Radstand 1550 mm
Länge 2240 mm
Sitzhöhe 815 mm
Trockengewicht 268 kg
Tankinhalt 25 l


Technische Innovationen FJR 1300 AS:

-Komplett neues Aerodynamik Managment bei Verkleidung und Windschild
-YCS-S Elektronische Halbautomatik, schalten ohne Kupplung
- ABS serienmäßig 
-Unified Braking System, bei Betätigung der Hinterbremse wird ein Teil der Vorderbremse aktiviert
-Verstellbarer Sitz und  Lenkerposition für individuelle Anpassung
-Neue Kühlerform mit Doppelventilator um die Kühlung zu verbessern
-Leicht verstellbare Scheinwerfer für Soziusfahrten und viel Gepäck
-Ablage mit 1 Liter Fassungsvermögen und 12 V Steckdose
-Gabel mit  3 Laufbuchsen für Komfort  in Kurven und bei High Speed

FJR 1300 AS  20.990,- 
FJR 1300 A    18.490,-


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Bericht vom 23.05.2006 | 22.870 Aufrufe

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