Wo der Hammer steht!

Die Erschaffung von NOSfearatu hat den ganzen Mann gefordert. Mick Hüby ist Redakteur bei der deutschen Zeitschrift "Fighters", einem ganz argen und reichlich durchgeknalltem Blatt aus dem Ruhrpott, heftige Motorräder, wilde Streetfighter-Umbauten und halbnackte Frauen nicht nur am Cover. Er ist einer von denen, die sich vorzugsweise am Hinterrad bewegen, bei der Ampel am Vorderrad stehen bleiben, mit der Ducati am liebsten durchs Feuer fahren und am Gasgriff reißen, dass es uns ganz anders wird. Abgesehen davon mag er Zierfische.

Das Produkt seiner Leidenschaft heißt NOSfearatu, eine Symphonie des Terrors, 220 PS am Hinterrad, handgeschnitztes mattschwarzes Monocoque, Turbolader, Lachgaseinspritzung, Edelstahlkrümmer, Acht-Kolben-Bremszangen, verchromte Motordeckel, verchromte Schwinge, gefräste Felgen, Daumenbremse. Im Herz eine Kawasaki Z 750 Turbo, in Wahrheit die Ausgeburt des Bösen. Gasmaske inklusive.




Der Name ist nicht zufällig gewählt. NOSfearatu. Man könnte meinen, "NOS" leitet sich von Lachgas ab, "fear" stammt von der englischen Angst, und "atu", das hat sicher was mit atü, also mit Überdruck zu tun.


Aber alles nicht wahr. Wir haben recherchiert, ein Jahr lang. Und wir wissen: Nosfearatu hat einzig und allein mit dem Blutsauger Nosferatu zu tun. Mit sonst gar nichts. Das Lachgas war nur notwendig als schmückendes Beiwerk und weil man ja schließlich ein Ziel vor Augen haben muss. Und die Sache mit der Angst und dem Überdruck stellt sich bei so einem Projekt sowieso zwangsläufig ein.



Weil wenn man die Sponsoren im Nacken sitzen hat, wenn die Freundin Stress macht, wenn man jeden Arbeitsschritt dokumentieren muss, wenn der Chef mühsam ist, wenn die Leute im Forum wissen wollen, wie man vorankommt, wie es geht, und was als nächster Schritt geplant ist, puh, dann wird es schon ein wenig eng.
 

Und wenn man dann auch noch mit diesem Motorrad gewinnen will, vor Publikum, vor 15.000 Zuschauern, sagen wir einmal, direkt am Meer, in einem südenglischen Badeort, bei den Brighton Speed Trials, dann wird es wirklich eng. Viel Druck, viel Angst.

Aber er hat es gewollt. Mit jeder Faser seines Herzens. Er musste, weil er wollte.
NOSfearatu, der Vampir. Sie hat ihn langsam ausgesaugt. Über Jahre. Stetig und mit steigender Dosis. Am Anfang war die Sache ganz harmlos. Da war die Kawasaki Z 750 Turbo, zwölf Jahre alt, ein Unfallmotorrad, günstig erstanden. Dann war da ein bisserl Schrauberei, ein bisserl feilen und polieren, ein bisserl mehr Hubraum, dann der handgeschnitzte Krümmer, die verchromten Motordeckel, die verchromte Schwinge, die Fußraster, die Bremserei und schließlich der neue Turbolader und irgendwann in letzter Konsequenz das Lachgas. Viel!

Tage und Nächte fielen ihr zum Opfer, drei Jahre und weit über eintausend Arbeitsstunden sind verflossen, es gab unzählige Rückschläge, viel musste gelernt werden, viel musste gelesen und gefragt werden, oft war Mick an seiner Grenze, manchmal auch darüber, aber er ließ sich weiter aussaugen, war süchtig nach ihrer Gier, nach ihrem Motor, nach ihrem Fahrwerk, nach den polierten Aluschrauben, nach ihrem Heck und den bewundernden Blicken.

 "Ich habe sie gehasst und geliebt. Sie hat meine Psyche gehäutet. Sie war so unberechenbar, ein wildes Tier, so aufregend, so schön und so einzigartig. Sie hat alles von mir verlangt, und ich habe ihr alles gegeben." Einmal hat er sie geschlagen. Vor Wut, vor Enttäuschung, unfähig, sich der Situation zu entziehen oder sich ihr zu stellen, nicht mehr Herr der Situation. Er konnte nicht mehr anders.

Als NOSfearatu endlich lief, war ihr Erschöpfer reichlich ausgesaugt. Doch: Es hat sich ausgezahlt. Die Brighton Speed Trials hat er heuer im September in seiner Klasse gewonnen.

Das Motorrad ist im Jänner auf der Bike 2004 zu sehen.



Mick Hüby - Erbauer und Fahrer
Der gebürtige Rheinberger trat im Jahre 1966 im Sternzeichen des Widders am Rande des Ruhrpotts in diese Welt. Nach dem Abschluss der Realschule absolvierte er Mechanikerlehre und Bundeswehr und verbrachte anschließend so einige Lehr- und Wanderjahre mit diversen Schrauberjobs, den Gitarren, den Frauen und dem ganzen Rest. 1992 ging er bei Jaguar Arden an Bord, kümmerte sich um Restauration, Umbau, Einzelteilanfertigung und den Bau von Prototypen, avancierte ein Jahr später zum Chefmechaniker des Arden Racing Teams und brachte den Jaguar E Type bis zum Vizeeuropameistertitel. Es folgten drei Jahre bei LSL Motorradtechnik (Umbau, Einzelteilanfertigung, Prototypenbau). Seit 1997 ist Mick Redakteur bei der deutschen Zeitschrift Fighters. Motorradrennen fährt er seit sechs Jahren, Modifizieren und Tunen ist seine größte Leidenschaft.

 

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Bericht vom 17.11.2003 | 10.253 Aufrufe

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