Tagebuch: Nuclear Red Triple 2001

Steiles Wheelie mit meiner ersten Speed Triple in Lissabon

3000 km nach Estoril im Sattel der Speedy. Habedehre, da war was los.

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Caramba!

Nach 2.800 km wollte ich die mächtige Brücke in Lissabon würdig begrüßen und verließ die Mautstation mit einem mörder Wheelie. Allerdings dürfte auf den letzten Kilometern meine Feinmotorik etwas gelitten haben, denn die rosarote Speed Triple mit dem 955er Motor stieg unbarmherzig forsch in den Himmel und lud mich ab - beinahe. Im letzten Moment konnte ich den Gashahn zudrehen und so die Maschine zurück in jenen Bereich der Dynamik bringen, der mit "Fahren" und nicht mit "Schrotten" beschrieben wird. Habedehre, was für ein irres Manöver! Da fährt man knapp 3000 km, um zur Präsentation der neuen 955er Daytona zu kommen, und dann schrottet man 200 km vor dem Ziel, weil man wheelisieren muss - wäre wirklich ein Wahnsinn gewesen. Allerdings ein würdiger, denke ich. Nun, ich war damals ganz narrisch auf die rosarote Speed Triple mit dem Fly-Screen. Ich war alles andere als ein guter Wheeler, aber der drehmomentstarke Dreizylinder machte es mir wirklich einfach. So verließ ich jede Mautstelle und jede Raststation mit erhobenem Vorderrad, um wach zu bleiben und einen Adrenalin-Kick auszufassen. Wenn man tausende Kilometer mit einer Maschine fährt, auf der nicht viel mehr als 180 km/h auf Dauer zu machen sind, weil der Windschutz halt nicht weltklasse ist, dann braucht man Highlights, um munter zu bleiben. Irgendwo im spanischen Hochland - die roterdigen Böden sind in der Sonne beeindruckend schön - machte ich eine kurze Pause, legte mich neben die über alles geliebte Triple, wutzelte mir einen Schwarzen Krauser und dachte: "2000 km habe ich schon, die letzten 1000 werden eine lockere Triumphfahrt werden. Das Leben ist wahnsinnig schön!" Genau erinnere ich mich, als ich dann endlich im Hotel in Estoril angekommen bin: Ich stieg doch etwas gezeichnet von der Speedy, sah den transzendentalen Uli Bonsels und den damaligen Deutschland-Chef Marc Fletcher und wollte sie freudig begrüßen. Allerdings war es mir unmöglich zu sprechen. Es drangen schon Laute aus meinem Mund, aber diese waren vollkommen unverständlich. Wie aus einer fremden Sprache. Die lange, schweigsame Fahrt hatte mein Sprachzentrum angegriffen. Herrlich. Wirklich herrlich absurd. Du hast Worte im Kopf, aber du kannst sie nicht umsetzen, weil dein Kopf noch immer fährt. Bravo, Speed Triple, bravo! Dieses Erlebnis wird für immer mit dir verbunden sein. Und jetzt, dreizehn Jahre später, freue ich mich wieder wie ein Sternsinger auf eine Speed Triple. Diesmal eine R. Sonderedition. Mörderisch!

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Bericht vom 12.10.2014 | 14.319 Aufrufe

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