PDS Linkage

Progressive Damping System. 1000PS erklärt das System mit Vor- und Nachteilen.
PDS
 

PDS Linkage

Thomas Weberbauer, seines Zeichens großer Interessent von Motorradtechnik, unterstützt die 1000PS Redaktion bei technisch komplexen Storys. Diesmal hat er sich das Thema PDS (Progressive Damping System) vorgenommen. Ein Thema wo im Fahrerlager beinahe schon religiöse Meinungen aufeinander treffen. Gut oder nicht gut? Er gibt die Antwort!
 
Progressives Dämpfungs System.

Bei diesem System wir das Federbein direkt zwischen Rahmen und Schwinge befestigt, hier gibt es keine Umlenkhebel oder weitere Fixerungen des Federbeines. Das Federbein hat eine integrierte progressive Dämpfung, da keine Progression durch eine Umlenkung erzeugt werden kann. PDS ist ein sehr einfaches System das nur durch 2 Lager mit Schwinge und Rahmen verbunden ist, das Federbein ist aufwendiger weil dort die Progression erzeugt wird.
 
Es gibt genug Gerüchte und Weisheiten über das PDS System im Vergleich zu einem Umlenkungssystem. Von unangenehmen Stößen beim Anbremsen bis hin zu lebensgefährlichen Kicks beim PDS. Da KTM seit 4 Modelljahren im MX Bereich wieder auf die Umlenkung setzt und alle Enduros auf PDS Systemen ausrücken, steht wieder ein Vergleich ins Haus. Es war angeblich nicht möglich Spitzenfahrer im US Supercross fürs PDS zu gewinnen, alle steigen nur auf Umlenkungssysteme auf. Soweit man dem Fahrerlagertratsch glaubt. Versuchen wir es mit technischer Analyse. Wenn man Dynamik und Dämpfung weg lässt, beide Systeme im Stand vergleicht und analysiert, ergibt sich folgende Situation:

• Wenn die Kraft ermittelt wird um ein PDS Motorrad im Stand bis auf Block zu bringen (es wurde nur die hintere Federung betrachtet und jene Federrate gewählt die in der Mitte der erhältlichen Bandbreite liegt) ergibt sich 400kg.
• Das bedeutet man muss mit 400 kg auf die Sitzbank drücken um die hintere Federung auf Block zu bringen.
• Bei einer Umlenkung hingegen müsste man mit 500 kg auf die Sitzbank drücken um die Federung auf Block zu bringen.
 
http://www.motorrad-bilder.at/slideshows/291/007870/ktm_exc_2013_021.jpg
PDS einer aktuellen KTM EXC-350F.
 

Man hat sozusagen 100 kg Reserve bei einer Umlenkung, dies ist bereits der erste Punkt, der darauf hin deutet, dass ein Umlenkungssystem besser ist bzw. mehr Reserven bietet. Die 100 kg Reserve ergeben sich aber bei einer Federrate von 50N/mm, beim PDS System ist hingegen eine härtere Feder mit 85N/mm verbaut (die Federraten sind jeweils genau in der Mitte der erhältlichen Bandbreite gewählt worden). Somit ergeben sich die 100 kg Reserve mit einer weicheren Feder. Logisch könnte man daraus schon den zweiten Vorteil interpretieren, denn weichere Federn bieten ein besseres Ansprechverhalten.

Die Frage die sich nun stellt ist, wie ist es möglich mit einer weicheren Feder 100kg mehr Durchschlagsicherheit zu erhalten? Wie jeder HTLer aus den Mechanik-Zeiten noch weiß, kann man durch Freimachen Kräfte berechnen, also nach ein paar Versuchen hat es geklappt und das Kräftedreieck bzw. die Berechnung war fertig.

PDS
Durch das Einfedern ändert sich die Lage der Umlenkungshebel und die Winkel der Kräfte, und dadurch entsteht sozusagen eine Übersetzung der Feder.

PDS

Durch diese Geometrie ergibt sich eine Erhöhung der Schwingenkraft und ist es möglich aus einer weichen Feder ein hohe Kraft an der Schwinge zu erzeugen.

 

Zu erwähnen wäre noch das eine PDS Schwinge im Betrieb gezogen und eine Umlenkungs-Schwinge gedrückt wird, sowie dass die Belastung der Schwingenlager bei der Umlenkung doppelt so hoch ist wie bei einer PDS Schwinge. Ein großer Vorteil des PDS Systems ist die nicht vorhandene Hebelei unterhalb der Schwinge. Beim Endurofahren ist diese Hebelei des Öfteren unsanften Rempeleien ausgesetzt, deshalb gibt es dafür eigene Protektoren:
Vermutlich ist dies der wesentliche Grund warum das PDS in den Enduros eingesetzt wird. Klar ist auch, dass ein PDS System weniger bewegte Teile mit sich bringt als ein Umlenkungssystem. Das bringt weniger Wartungsaufwand und weniger Fehlerquellen mit sich. Man könnte sagen für den jeweiligen Einsatzzweck gibt es das passende Federungssystem - mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen.

 
Prinzipiell ist KTM mit beiden Systemen Motocross Weltmeister geworden. Wobei die 2 Argumente mit den 100kg Reserve und der deutlichen weicheren Federrate zum Nachdenken anregen. Die beeindruckende Serie der WM Titel in der MX1 Klasse mit 4 Titel in 4 Jahren mit Umlenkung ist aber nicht von der Hand zu weisen. Die Formel MX=Umlenkung, Enduro=PDS ist scheinbar im Moment nicht so verkehrt.
 
http://www.motorrad-bilder.at/slideshows/291/007870/ktm_exc_2013_043.jpg

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Text: Thomas Weberbauer
Fotos:
1000PS

Bericht vom 15.10.2013 | 19.861 Aufrufe

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