Klaffi Interview

2001 Seitenwagen-Weltmeister, 2002 SSP-Teamchef, 2005 Einstieg in die SBK-WM. Klaus Klaffenböck und erfolgreicher Motorsport gehören zusammen, egal ob er selbst Rennen fährt oder fahren lässt. Im 1000ps.at Interview gewährt er Einblicke in die Gedanken eines Teamchefs.

1000PS: "Klaus, Du hast Anfang des Jahres mit Alex Barros einen Superstar aus der MotoGP-Klasse in Dein SBK-Team holen können. Wie konntest Du ihn von einer Saison bei Klaffi-Honda überzeugen?"

KK: "Das musste ich gar nicht. Honda hat mich gefragt, ob ich an einer Verpflichtung von Barros interessiert wäre und mich dem Alex dann empfohlen. Das war also eigentlich ein ziemlicher Vertrauensvorschuss von Honda, mir so einen prominenten Piloten anzubieten. Geld ist dabei nicht das Wichtigste, das Engagement ist eher ein Resultat von richtigen Kontakten."

"Hab' arg gefightet. War echt lustig. Hätte beinahe zum Schwitzen begonnen." Der Star erzählt, der Rest lauscht andächtig.



1000PS: "Wie bist Du mit dem Medieninteresse an der SBK-WM zufrieden?"

KK: "Ich bin der Ansicht der Flammini (FGSport, Veranstalter; Anm. d. Red.) könnte aus der Serie noch viel mehr herausholen, als er es jetzt macht. In deutschsprachigen Medien sind wir z.B. eher wenig vertreten. Das spiegelt sich auch bei den Rennen wieder: Hier am Lausitzring waren schon letztes Jahr wenig Zuseher, das ist 2006 nicht anders. In Italien und Großbritannien ist das Interesse dafür gewaltig."


1000PS:
"Wenn man hier in Eurer Box steht, realisiert man erst wie viel Geld und Aufwand für ein Team hinter einer SBK-Saison steckt. Wieviel Geld musstest Du für die Saison aufstellen?"

KK: "Genau kann ich das nicht sagen, aber weit mehr als 1 Million Euro, es sind aber keine 2 Millionen…"


1000PS:
"Und damit geht sich alles aus, oder zahlst Du drauf? "

KK: "Es muss sich ausgehen, wir leben ja alle davon! Ich habe immerhin 11 Teammitglieder, die ich bezahlen muss. Aber vor einigen Jahren hätte ich für eine Rennsaison alles riskiert, heute würd' ich das nicht mehr machen. Ich nehm' das locker: Wenn ich das Geld für die nächste Saison auftreibe, dann geht's weiter. Falls nicht, hör ich halt auf. Wenn "nur" 150.000 Euro fehlen, ist das zwar prozentuell gesehen von der Gesamtsumme nur ein Bruchteil, aus dem eigenen Geldbeutel bezahl ich das aber sicher nicht."

 

1000PS: "Das heißt sie Saison 2007 ist noch nicht gesichert?"

KK: "Nein. Jetzt beginnt erst die interessante Phase. Ich hätte gerne bis zum letzten Rennen in Magny Cours Anfang Oktober alles unter Dach und Fach - aber ich glaube nicht, dass mir das gelingen wird. Mit Alex Barros werd' ich mich hier am Lausitzring noch zusammensetzen und mal ein informatives Gespräch übers nächste Jahr führen."

 

Der Sport hat schöne Seiten...

...und weniger schöne.

1000PS: "Wie sind Deine Pläne für 2007?"

KK: "Vorausgesetzt ich treibe die finanziellen Mitteln auf, möchte ich auch nächste Saison Alex Barros für uns an den Start gehen lassen. Und zusätzlich hätte ich noch gerne einen zweiten Fahrer dazu."

 

Wer ist wohl nervöser? Der Fahrer oder die Boxencrew beim Beobachten der Rundenzeiten?



1000PS:
"Wieder einen Superstar, oder ein junges Nachwuchstalent?"

KK: "Natürlich am liebsten jemanden auf dem Niveau von Alex Barros. Mal sehen was sich ergibt. Für das Geld, das mich Barros kostet, könnte ich natürlich locker zwei junge Fahrer starten lassen. Aber das Medieninteresse ist natürlich dann ganz anders…"

 

1000PS: "Wie bist Du mit der Leistung von Alex Barros zufrieden?"

KK: "Am Anfang der Saison hat Alex selbst als Ziel gehabt auf Anhieb den WM-Titel zu holen. Ich hab das aber gleich ziemlich skeptisch beurteilt. Auch wenn man von MotoGP in eine vermeintlich "niedrigere" Klasse absteigt, muss man sich erst an das neue Motorrad, das andere Reglement und auch den komplett anderen Ablauf gewöhnen. Sowas wie z.B. eine "Superpole" gibt es in der MotoGP eben nicht."

 

Wahrscheinlich der stressigste Job im Klaffi-Team: Für die Mechaniker gibt es immer - wirklich immer - etwas zum Schrauben.



1000PS: "Wie kommt Alex Barros mit der Umstellung auf ein Superbike zurecht?"

KK: "Im Prinzip gut. Er sagt nur, dass eine MotoGP-Maschine wesentlich einfacher zu fahren ist. Die ist ein Prototyp und genau auf den Fahrer maßgeschneidert, außerdem gibt es viele elektronische Helferlein. Ein Superbike ist eben eigentlich eine Serien-Straßenmaschine, und nicht so leicht im Wettbewerb zu bewegen. Wenn wir unsere Motorräder von Honda bekommen, dann sind sie komplett Serie, mit Blinkern, Spiegeln und Kennzeichenhalterung. Erst die Mechaniker machen daraus dann eine Rennmaschine."

1000PS: "Was hat dich eigentlich dazu bewogen, vom aktiven Rennfahrer zum Teamchef zu wechseln?"

KK: "Ich habe im Sport als Aktiver alles erreicht, was ich erreichen wollte. Trotzdem wollte ich aber im Rennsport bleiben. Also eben Teamchef."

1000PS: "Wie steckst Du Tiefschläge wie Ausfälle und schlechte Platzierungen weg?"

KK: "Da leide ich natürlich schon mit. Aber ich motiviere mich an den Erfolgen, die lassen mich immer weitermachen. Trotzdem denk ich mir wenn's schlecht läuft oft: Bei der Zeit die ich hier investiere, könnt ich in einem normalen Job viel Geld verdienen, allein wegen der Überstunden."



1000PS:
"Kommst Du eigentlich noch dazu, selbst Motorrad zu fahren? Und gibt's für Dich auch mal Urlaub?"

KK: "Die "Isle of Man" fahre ich seit einigen Jahren. 2007 möchte ich endlich gewinnen, ich glaube jetzt hab ich schon genug Erfahrung gesammelt. Während der vierwöchigen SBK-Sommerpause hatte ich drei Wochen richtig Urlaub. Das war's wieder bis zur Sommerpause 2007. Richtig familienfreundlich ist der Job also nicht. Vielleicht hab ich ja deshalb keine Familie…"

Sieht gut aus, ist aber schwer abzustimmen: Barros bremst so hart wie sonst kaum jemand im SBK-Starterfeld, beim Vorderreifen kommt für ihn nur die härteste Mischung in Frage.
 

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Text: Justin Case
Fotos: Team Klaffi

Bericht vom 05.10.2006 | 3.849 Aufrufe

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