Fatboy Testride

Harley Davidson ist wie Rock and Roll, statt 3 Akkorden gibt es die 3 M´s Marke, Motor und Mythos

Nachdem ich mit der Buell Blut geleckt habe war klar dass ich auf die echte Ware umsteigen muss. Ich war sehr skeptisch, ein Chopper? Was soll ich mit einem Chopper , was werden meine flotten Freunde sagen? Was den Motor angeht hatte ich ja keine Zweifel, 2 Zylinder und 1551ccm, da kann niemand meckern. Aber die Sitzposition und überhaupt, ich bin kein Neureicher dem langweilig ist. Ich will immer Erster sein auch wenn ich meistens Letzter bin, ich finde Rossi weitaus cooler als Dennis Hopper. Mein angeborener Ehrgeiz kann nicht damit leben das ich überholt werde, egal ob Chopper oder nicht. Doch alles kam ganz anders….

Ich war pünktlich um 9 beim Fischer vorstellig, der Verkaufsassistent Herr Wolfgang erteilte mir eine gründliche Einweisung. Wie sich viel später herausstellen sollte ist diese auch notwendig vor allem für den Kollegen Kot. In grenzenlosem Vertrauen haben die Hersteller aus Milwaukee auf ein konventionelles Zündschloss verzichtet, vielleicht gehen die Herren und Damen davon aus das man einem 1%er einfach niemals sein Motorrad entwendet. Man hat aber die Möglichkeit sich als Normalsterblicher vor dreistem Diebstahl zu schützen, der Zündschalter kann wie ein Fahrradschloss abgesperrt werden außerdem gibt es noch eine separate Lenksperre. Um standesgemäß zu reiten, habe ich mir auch noch eine Vemar  Helm gekauft, 120 Euro für einen Jethelm mit Visier sind christlich, der Verkaufsberater war der Meinung es hätte doch das Modell "Stahlhelm" werden sollen. Aber ich lasse mir  in punkto modischen Erscheinungsbild von niemanden dreinreden.

Der Rest ist konventionell, kein Choke weil Einspritzer, sorry sequential port injection. Was für eine Wortgeburt, wie langweillig wirkt da elektronische Einspriztung. Ist wie Doppler Musketier vs. Mouton Rothschild.. Auf jeden Fall  sprang die Fatty sofort an. Der Klang sagt nichts anderes als, ich habe 1551 Kubik und Appetit auf eine geschmeidige Ausfahrt, scheiß nicht rum und fahr los!

Nach ein paar hundert Metern hörte ich John Bon Jovi spielen I am Cowboy, on a Steel Horse I ride. Ich der große Chopper Skeptiker habe ich das gerade geschrieben? Ja ich habe das geschrieben und zu Recht. Auch wenn es merkwürdig ist aber dieser Klang, die extrem lässige Sitzposition und der resche Motor verleihen dem Reiter eine Lässigkeit die man sonst nicht kennt. Normalerweise gifte ich mich immer wenn ich überholt werde bzw. liege ich ständig auf der Lauer und halte Ausschau nach Gegnern. Mit der Fat Boy, sicher nicht! Es ist nicht notwendig ,entspannt winke ich den eiligen Reitern die an mir vorbei rauschen.
Man soll sich aber bitte nicht täuschen die Fat Boy ist kein inkontinenter Rentner, was Drehmoment und Beschleunigung angeht ist die Fatty  nicht zu unterschätzen.

Anstatt gleich ins 1000ps Büro zu fahren hatte ich mich entschlossen eine kleine Ausfahrt zu machen, ich bin über Gaaden, Heiligenkreuz nach Baden gefahren und von dort über diverse Nebenstrassen nach Wiener Neustadt. Volles Anrauchen und spätes Anbremsen der Kurven sollte man unterlassen außer man möchte das lokale UKH kennen lernen. Die Bremse funktioniert im normalen Fahrmodus tadellos, alles was darüber geht sollte man lassen. Die Bremse lässt sich sicher durch einen Umbau modifizieren und somit ihre Bremskraft verstärken. Statt Fußrasten gibt es Trittbretter, die sind sogar gefedert das niemand über dem Komfort klagen kann. Kann man auch so nicht, der Motor vibriert zwar aber die Plomben bleiben in den Zähnen. Um mit der Musik zu sprechen, nichts als "Good Vibrations". Überhaupt hinterlässt die Fatboy einen sehr solide gebauten Ausdruck, wie sagen die Amis so schön Designed by a genius, built by craftsmen and ridden by a Twat!

Die Fat Boy heißt zwar Fat Boy ist aber von den Ausmaßen eher kompakt, sobald das Eisen fährt spürt man ihr hohes Gewicht gar nicht, dazu trägt auch der Motor bei der ordentlich Drehmoment liefert. Was mir besonders gefallen hat sind die Blinker, auf beiden Seiten on und off, sozusagen die Ideallösung. Was den Fahrkomfort angeht ist alles über 120 eine Peinigung, macht einfach keinen Spaß. Hochdrehen des V2 ist auch sinnlos da der exzellente dumpfe Sound der Harley im oberen Bereich verloren geht. Man kann zwar 180 fahren, aber wozu hat man dann einen Cruiser? Worüber ich mich wirklich gewundert habe ist der Sattel, der sieht zwar sehr bequem aus ist aber nach einer Weile unangenehm. Zuerst dachte ich es sei wegen meines Köperbaus bzw. Gewichts doch der Mexxler war derselben Meinung. Dieses Problem lässt sich sicher durch einen neuen Sattel von einem der zahlreichen HD Zubehöranbieter lösen. Das Wort Customising ist bei Harley Davidson keine leere Floskel, alleine der original Zubehörkatalog von Sreamin Eagle ist so dick wie das Telefonbuch einer mittelgroßen Stadt. Der Besitzer einer HD kann sein gesamtes Vermögen in seine Hobel investieren. Absurderweise dachte ich, obwohl ich die Fatty nur leihweise zur Verfügung hatte, an einen Umbau. Kurzes Heck, Einsitzer, Umbau auf Speichen und alles in mattgrau- wie brüllt der weiche Ozzy Osbourne so schön  "Rock´n´Roll!!!!"

 

Ich konnte ein interessantes Phänomen beobachten, sowohl der Mexxler als auch der Kot waren gar nicht begeistert davon das wir die Fatty im Fuhrpark hatten. Ja, Ja der dicke Keiler fährt mit dem trägen Eisen, nachdem er beim Supermoto so versagt hat passt das ja bestens Dann geschah es, nachdem die Fatty vor der Tür stand konnte ich sehen wie beide immer wieder hinstarrten und mich fragten wie es sich fährt. Irgendwann haben Sie den Schlüssel geschnappt und eine Runde gefahren und siehe da sie waren einer Meinung mit mir.  Harley fahren ist ein eigenes Feeling, man fühlt die gute Seite Amerikas, nicht Michael Jackson mit seiner Freak Fratze sondern der erdige Bruce Springsteen liefert den Soundtrack zur Ausfahrt. Man hat es auch nicht eilig und falls doch scheren die Trittbretter am Asphalt und erinnern sanft an den Zweck einer Harley, cruisen!
Um nochmals auf die Einweisung durch den Verkäufer zurück zu kommen, hier die Story. Mein ungeschickter Kollege Kot hatte leider nicht zugehört als ich ihm die Funktion des Zündschalters und des dazu gehörigen Schlüssels erklärte, er ließ den Schlüssel stecken und darf sich nun um einen Ersatzschlüssel kümmern. Für Menschen wie ihn steht im Rückspiegel geschrieben, Objects in the rear view mirror appear closer then they are!

Infos zu Harley Davidson Motorrädern und Zubehör  findet ihr unter
www.harley-davidson.de.

Der Umbau der von mir getesteten Fatboy beinhaltet eine Kubikerweiterung, Nockenwelle, Auspuff und Einspritzung und ist inkl. Arbeitszeit um ca. 2500 Euronen zu erwerben. Alternativ gäbe es noch die Aufbohrung solo 1551 ccm für 1551 Euronen, alles mit Werksgarantie!

Technische Daten:

HARLEY FatBoy

Motor:

  Viertakt-2 Zylinder mit 2 Ventilen pro Zylinder mit Luft Kühlung

Hubraum:

  1449 ccm

Leistung:

  60 PS [ 44 KW] bei 5200 U/min

Drehmoment:

  101 Nm bei 3800 U/min

Gewicht:

  320 kg

Sitzhöhe:

  645 mm

Rahmen:

  Doppelschleifen-Stahlrohr

Radstand:

  1630 mm

Tankinhalt:

  20 l

Getriebe:

  Fünfgang

Antrieb:

  Zahnriemen

Starter:

  Elektrostarter

Gemisch:

  40mm Gleichdruckvergaser

Links zu Umbauten etc.:
R&R Cycles
http://www.zodiac.nl
http://www.arlenness.com
http://www.penz-custombikes.com/
http://www.wwag.com/
http://www.freakymoto.at/

Fazit: Harley Davidson fahren ist eigen aber macht Spaß, alle Skeptikern empfehle ich eine Probefahrt. Vielleicht ändert der eine oder andere dann seine Meinung. Eine Harley Davidson macht aus Breitenfurt/Hochrotherd die hohen Berge der Rockys und aus einem gewöhnlichen Bankangestellten den wilden Rocker!

It´s better to burn out than to fade away,Neil Young

Autor
DerAbgelederte

DERABGELEDERTE

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Bericht vom 21.08.2004 | 5.290 Aufrufe

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